Viertklässler experimentieren Das „Junior Lab“ ist ein Erfolg
Anrath. · Am Lise-Meitner-Gymnasium führen Oberstufenschüler mit Viertklässlern Experimente durch. Das kommt sehr gut an.
„Als Erstes setzen wir die Schutzbrillen auf“, ordnet Calvin an. Dabei geht der Oberstufenschüler des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) selbst mit gutem Beispiel voran. Kaum sitzen die Brillen auch bei den Viertklässlern Johannes, Justin und Maxim auf der Nase, geht es los. Johannes darf vier Streichhölzer mit dem Zündkopf nach unten in ein Reagenzglas geben. Justin ist indes mit dem mehrmaligen Aufpusten eines Ballons beschäftigt. Was beim ersten Mal noch schwerfiel, wird mit jedem Aufpusten leichter. „Das ist für unseren Versuch wichtig“, erklärt Calvin.
Maxim bekommt die Aufgabe, den schlappen Ballon über das Reagenzrohr mit den Streichhölzern zu ziehen und mit Tesafilm zu befestigen. Dann zündet der 16-Jährige den Bunsenbrenner an. Hell lodert die Flamme auf. Calvin greift zum hölzernen Reagenzglashalter, nimmt das schlanke Röhrchen und hält das Ende, an dem sich die Streichhölzer befinden, in die Flamme. Es dauert einen kurzen Moment, und alle vier fangen an zu brennen. Kurz darauf bläht sich der Ballon auf. Drei Augenpaare haben voller Spannung die Vorgänge verfolgt. Gemeinsam mit Calvin überlegen die Grundschüler, was eigentlich gerade passiert ist und warum. „Mit diesem Wissen können wir nun nach dem gleichen Prinzip einen Raketenantrieb für eine Streichholzrakete bauen“, informiert Calvin und nimmt die drei Jungs mit zum nächsten Arbeitsplatz im Chemieraum des LMG, wo schon alles für den Raketenbau vorbereitet ist. Voller Begeisterung und Wissensdurst geht das kleine Team den Raketenbau an.
Aber nicht nur hier wird experimentiert. Bei Versuchsleiter Tim erleben die beiden Grundschülerinnen Valentina und Pia gerade, wie aus einem hohen Gefäß, in dem zwei Flüssigkeiten vermischt werden, plötzlich Mengen von blubberndem Schaum hochsteigen. „Das ist Elefantenzahnpasta“, bemerkt Chemie- und Biologielehrer Jan Gohla, der gerade mit Grundschülern in Richtung des Versuchsaufbaus für das Knallgasexperiment unterwegs ist.
Wegen der großen Nachfrage gibt es bald eine zusätzliche AG
Der gesamte Chemieraum hat sich in ein Forscherlabor mit mehreren Experimentierstationen verwandelt. Zwölf Oberstufenschüler sowie Gohla sind im Einsatz und experimentieren mit den Viertklässlern der verschiedenen Willicher Grundschulen. Das „Junior Lab“ des LMG läuft. Einmal im Jahr lädt das Gymnasium die Viertklässler ein, um sie an die sogenannten Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) heranzuführen. Denn nicht nur im Chemieraum sind Grundschüler bei der Forscherarbeit. In den Biologie-, Physik- und Informatikräumen läuft das gleiche Prozedere. Auch hier sind Fachlehrer und Oberstufenschüler mit den Viertklässlern beschäftigt.
Anette Gierlichs-Przybilla und Martin Groth waren es vor nunmehr drei Jahren, die das „Junior Lab“ anregten. Eine Idee, die das Schulleitungsteam mit Begeisterung aufnahm und die sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt hat. Wobei Schulleiter Thomas Prell-Holthausen das Engagement von Lehrern und Oberstufenschülern hervorhebt, die das Angebot in seiner spannenden und informativen Art und Weise erst möglich machen.
Das Interesse der Grundschulen an dem jährlichen Angebot ist groß. Jeder teilnehmende Viertklässler kann gleich in zwei Fächern von jeweils einer Unterrichtsstunde an den Start gehen. „Aufgrund der großen Nachfrage haben wir uns entschlossen, ab dem kommenden Schuljahr eine ,AG Junior Lab’ anzubieten. Die Mint-Fächer sollen dabei jedes Quartal wechseln“, sagt Prell-Holthausen. Anders als bislang können die Viertklässler dann einmal in der Woche forschen. Beim neuen Angebot sind es auch wieder Lehrer und Oberstufenschüler, die gemeinsam mit den Grundschülern unter die Forscher gehen werden.