Solidarische Landwirtschaft in Willich Erstes „SoLaWi“-Gewächshaus ist fertig

Willich · Die erste „SoLaWi“ von Willich will im Frühjahr durchstarten. Der Verein ist eingetragen, die Fläche vorbereitet und ein erstes Folientunnelgewächshaus steht. Aktuell werden noch weitere Interessierte gesucht, die bei der Solidarischen Landwirtschaft einsteigen möchten.

Helfer ziehen gemeinsam auf einem Acker am Fellerhof die Folie für das neue Tunnelgewächshaus des Projekts „SoLaWi“ auf.

Foto: Norbert Prümen

Wer am Fellerhof in Willich vorbeifährt, sieht auf dem Acker, der direkt hinter den Pferdwiesen des Hofes liegt, jetzt ein 40 Meter langes und acht Meter breites Folientunnelgewächshaus stehen. „Das Gestänge hatten wir schon vor einigen Wochen aufgebaut. Jetzt haben wir am Wochenende in einer weiteren Gemeinschaftsaktion die Folie aufgezogen. Damit ist unser Treibhaus nun startklar“, freut sich Monika Fustermanns vom Projekt Solidarische Landwirtschaft, kurz „SoLaWi“ Willich. Denn dies ist ein weiterer großer Schritt, um im Frühjahr mit einer Premiere für Willich zu beginnen. Auf den Ackerflächen der Familie Fustermanns will Anfang des kommenden Jahres die erste SoLaWi von Willich ihre Arbeit aufnehmen.

In vielen Städten wird solidarische Landwirtschaft bereits erfolgreich praktiziert. Das dahinter stehende Prinzip ist einfach. In der SoLaWi tragen mehrere Menschen die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. Dabei geht es nicht darum, dass jemand ein Stückchen Acker pachtet und darauf sein Gemüse in Eigenregie anbaut, wie es beispielsweise bei den Ackerhelden der Fall ist. Vielmehr ist es so, dass Fachpersonal den Anbau und die Ernte übernimmt.

Die Ernte wird dann am Ende allerdings nicht verkauft, sondern stattdessen unter denjenigen, die das Ganze finanzieren, aufgeteilt. Man trägt als Mitglied quasi die Betriebskosten und wird in Form der Ernte bezahlt. Das heißt, man weiß genau, wo und wie das eigene Gemüse angebaut wurde. Wer will, kann sich unter fachlicher Anleitung auch bei Anbau und Ernte arbeitstechnisch einbringen.

In Deutschland gibt es mittlerweile knapp 400 SoLaWi. In Hamburg, wo sich die älteste SoLaWi befindet, existieren sogar eine eigene Bäckerei und Fleischerei. In Willich geht es jetzt erst einmal mit einem Hektar Fläche los. Die Landwirtschaft wurde entsprechend angemeldet. Es erfolgte im vergangenen Jahr die Einsaat eines Gründüngers, wobei die Ackerfläche danach ein Jahr brach lag. „Wir haben zudem einen Blühstreifen angelegt und eine Reihe Topinambur angebaut. Topinambur gehört zu Gattung der Sonnenblumen, dessen Sprossknolle als Wurzelgemüse geerntet wird. Damit haben wir jetzt quasi schon eine erste kleine Ernte“, sagt Fustermanns lächelnd.

15-köpfige Kerngruppe
leistete die Vorarbeit

Neben der Vorbereitung der Ackerfläche, ist die SoLaWi seit Anfang des Jahres ein offiziell eingetragener Verein. Zudem hat sich die 15-köpfige Kerngruppe, die alle Vorarbeit leistete und auch finanziell in Vorleistung getreten ist, nach einem Gärtner umgeschaut und auch einen möglichen Kandidaten gefunden. Allerdings muss, bevor der Arbeitsvertrag mit dem Gärtner unterzeichnet wird, die Gruppe noch wachsen.

„Uns fehlen noch weitere Mitglieder. Damit sich alles nach unserem Konzept, das wir für das erste Jahr kalkuliert haben, trägt, müssen wir pro Monat 50 bis 60 Ernteanteile ausgeben“, erläutert Fustermanns. Die Personalkosten für den Gärtner, der fest eingestellt werden soll, macht das Gros der Betriebskosten aus. Aber es ist wichtig, dass ein Fachmann den Anbau auf der vorgesehenen Fläche betreibt. Der Anbau an sich soll nicht klassisch konventionell, sondern im Rahmen einer nachhaltigen naturnahen Bewirtschaftung erfolgen, denn Ökologie und Nachhaltigkeit spielen bei der SoLaWi eine große Rolle.

Interessierte können sich für jeweils ein Jahr mit einem halben oder einem vollen Ernteanteil einbuchen. Dafür gibt es jede Woche eine ganze beziehungsweise halbe Kiste mit dem angebauten Gemüse, saisonal und ökologisch angebaut. „Mit einer halben Kiste kommt ein Single problemlos über eine Woche aus“, sagt Fustermanns.

Bei der SoLaWi kann jeder Bürger auch ein passives Mitglied sein und mit seinem freiwilligen Mitgliedsbeitrag die Gruppe unterstützen. Er erhält dann außerdem ebenfalls den Newsletter der Gruppe, wie ihn die aktiven Mitglieder mit Gemüsekiste bekommen. Und dann gibt es auch noch einen etwas abgespeckteren Interessenten-Newsletter für Menschen, die einfach mal nur reinschnuppern wollen. Generell gilt: Bei der SoLaWi jeder kann sich einbringen, keiner muss.