St. Bernhard: Gelbe Villa ist das Herzstück
Seit zehn Jahren sind die Malteser Schulträger. Das wurde nun gefeiert.
Schiefbahn. Dieser Nachmittag war auch der Tag von Gerlinde Tilgner, der „von uns geliebten Schulsekretärin“. So formulierte es Margret Peters, die seit zehn Jahren Schulleiterin am St. Bernhard ist. Genauso lange, wie die Malteser die Trägerschaft innehaben. Der warme Applaus für die Ära Tilgner, von allen in der Schule Tilly genannt, füllte das Foyer zur Feierstunde bis zum Dachfirst.
Von 1982 bis 2013 saß Tilgner im Vorzimmer der Direktoren, lotste Schüler, Eltern und Lehrer durchs dezentrale Haus und hatte zwischen 1993 und 2010 sogar nach Unterrichtsschluss ihr Büro und das Verwaltungsgebäude im Albert-Oetker-Park im Auge. Sozusagen vom Sofa aus.
Denn in diesen 17 Jahren wohnte Gerlinde Tilgner in der Gelben Villa. Die gilt als Keimzelle des St. Bernhard-Gymnasiums, als der bedeutendste Baustein der schulischen Identität, begründet von den Hünfelder Oblaten. Die Villa war es und wird es — nun wundervoll renoviert und mit neuer Funktion als Selbstlernzentrum für die 1001 Schüler ausgestattet — auch bleiben.
„Hier stand ein runder Tisch. Hier die Bücherregale und eine Vitrine. Und hier eine Couch über Eck“, erzählte die Ruheständlerin Tilgner, als sie nach der Feierstunde zum zehnjährigen Bestehen der Malteser-Trägerschaft das erste Mal nach Jahren wieder „ihre“ ehemalige gute Stube betrat. Der Raum mit Fenster zum Park ist nun einer der geräumigen Säle, in denen die Schüler ihre Laptops anschließen und digital oder analog in Büchern lernen können.
Und weil die Schule Miteinander, Tradition und persönliche Wertschätzung hochhält, haben Peters und andere sich dazu entschlossen, diesen Lernraum „Tillys Wohnzimmer“ zu nennen. Das Namensschild wird, wie die Schilder für Atrium, Silentium und Refektorium, demnächst angebracht. Eine Geste, die Tilgner Freudentränen in die Augen trieb. Sie freue sich, dass die Villa wieder ihre Bestimmung für die Schüler bekommen habe , auch wenn sie sich an die „paradiesische Zeit“ in der Villa gern erinnert.
Margret Peters hatte gestern das Haus voller Gäste — Malteser, Kollegen, Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Vereinen, Elternschaft und Verwaltung. Sie dankte der Stadt Willich, ausdrücklich Bürgermeister Josef Heyes, „ohne den wir hier nicht stünden“, und Kämmerer Willy Kerbusch, der trotz aller mahnenden Worte über die Unvorhersehbarkeit einer Renovierung alter Häuser („ein Alptraum“) mitgeholfen habe, den Traum über Jahre zu entwickeln: neue Mensa, moderner naturwissenschaftlicher Trakt, nun das neue Selbstlernzentrum für knapp eine halbe Million Euro.
Architekt Joachim Stukenberg, so Peters, habe mit seinem Ideenreichtum, seinem Engagement und seiner Kompetenz Zweckmäßigkeit und Schönheit der Räume kombiniert.
Nach den Grußworten verweilte Gerlinde Tilgner auf ihrem Rundgang bei Margret Peters und lud sie in alter Verbundenheit in die Ortsmitte ein: „Kommen Sie doch mal in Tillys neues Wohnzimmer.“