Singen der traditionellen Lieder 1300 Kinder erleuchten mit Laternen St. Tönis
St. Tönis · Rund 1300 Kinder mit selbstgebastelten Laternen, zahlreiche Besucher an den Straßen, gemeinsames Singen der Martinslieder – zum 136. Mal zog der Martinszug durch St. Tönis. Ein Lichtermeer, das nicht nur die Kinder begeisterte.
. (tref) Menschen stehen dicht an dicht entlang der Straßen in der St. Töniser Innenstadt. In den Fenstern der Häuser, die zum Zugweg gehören, hängen Laternen und Lichterketten. In Vorgärten lodern Feuerkörbe hinter Gartenzäunen. Ganze Reihen von Fensterbänken sind mit Teelichtern in kleinen Gläschen geschmückt. Und plötzlich drehen sich die Köpfe synchron in Richtung der Trommeln und Querflöten, die auf einmal zu hören sind und das Lied „Ich geh mit meiner Laterne“ angestimmt haben. Dann ertönt das Klappern von Hufen. Hoch zu Ross, eingerahmt von seinen beiden Herolden – Nele und Ruth Brunner – führt St. Martin, vielen als Robert Brunner bekannt, das Lichtermeer an.
Der Martinszug hat nur wenige Meter vom Martinsdenkmal auf dem Alten Markt seinen Anfang genommen – zum nunmehr 136. Mal. In der sich langsam herabsenkenden Dämmerung leuchtet das Licht von batteriebetriebenen Beleuchtungen aus Hunderten von selbstgebastelten Laternen. Rund 1300 Kinder machen sich, begleitet von Lehrern, Martinskomitee und Freiwilliger Feuerwehr, auf die gut einstündige Tour. Vorneweg ist die Gemeinschaftsgrundschule Hülserstraße zu sehen, wobei gleich vier Erwachsene die große Laterne tragen, die die Schule darstellt. Tanzenden Teufelchen in den unterschiedlichsten Farben folgt ein ganzes Heer von Löwen.
Dem schließt sich ein St. Töniser Wahrzeichen an, die Mühle. Laternen mit Halloween-Motiven wie Hexen, Spinnen im Netz und Katzen auf den Dächern sind ebenso vertreten. Bei der Katholischen Grundschule sind Igel, Frösche, Kürbisse, leuchtende Rundbogenfenster und Laternen mit ausgefallenen geometrischen Mustern zu sehen. Bei der Gemeinschaftsgrundschule Corneliusfeld wird vorneweg auf einem Bollerwagen ein großes Universum gefahren. Laternen, die Sonne, Mond und Firmament in sich vereinen, folgen. Bunte Paradiesvögel schwirren durch die Luft. Ganze Burgen werden getragen. Dazu kommen große runde Laternen mit Ornamenten aus buntem Transparentpapier.
Die Rupert Neudeck Gesamtschule ist mit ihrem Schulmotto unterwegs und zeigt danach jede Menge schillernde Laternen. „Das ist Emma“, dieser Ausruf begleitet das Michael-Ende-Gymnasium nahezu durch den ganzen Zug. Sie haben die berühmte Lokomotive aus Jim Knopf als Riesenlaterne dabei und ziehen sie hinter sich her. Dazu gibt es Fackeln mit den unterschiedlichsten Friedensmotiven.
Auch der Tönisvorster Bürgermeister Uwe Leuchtenberg zieht mit – in der Hand die Laterne vorm Martinskomitee. Nicht nur die Kinderstimmen schallen durch die Straßen, wenn sie die klassischen Martinslieder singen. Die Besucher am Straßenrand stimmen ebenso ein. Ob „St. Martin“, „Laterne. Laterne, Sonne, Mond und Sterne“, „Ich geh mit meiner Laterne“ oder „Durch die Straßen auf und nieder“ – es wird mitgesungen. Gleich fünf Musikkapellen gehören zum Zug. Kinderaugen strahlen St. Martin, der winkend auf seinem Schimmel durch die Straßen reitet, entgegen. So manches Mal ist der freudige Ausruf „Der St. Martin!“ zu hören.
Auf dem Pastorswall knubbelt sich dann alles. Ein jeder möchte die gespielte Bettlerszene, oben auf dem kleinen Berg der Anlage, sehen. Bei der Martinszene sind im Feuerschein die berühmten Worte zu hören. „Bruder, du in dieser Kälte, ohne Heimat, ohne Haus“, heißt es vom St. Martin, bevor er seinen Mantel mit dem armen Mann teilt. Jupp Beudels ist wieder einmal in diese Rolle geschlüpft. Danach richten sich die Blicke in den Himmel. Das Feuerwerk sorgt für ein Lichtermeer vor dem Nachthimmel, während unten die Laternen strahlen. „Wenn wir die leuchtenden Kinderaugen sehen und die Freude, die alle am Martinszug haben, dann ist das einfach nur ein toller Lohn“, sagt Lars Kuhlenschmidt, Vorsitzender vom Martinskomitee St. Tönis. Den Abschluss macht wie immer die Tüte mit dem obligatorischen Weckmann. Der schmeckt schon auf dem Weg nach Hause bestens.