St. Tönis: Im Doppelpack für eine Schule

Hauptschule: Frederik Bovendeerd ist seit drei Jahren Sozialarbeiter im Kirchenfeld, seit zwei Wochen nicht mehr allein. Jessica Goßen hilft.

St. Tönis. Drei waren einer zu viel. Über-Mittag- und Hausaufgaben-Betreuung an der Hauptschule Kirchenfeld, Offene Ganztagsgrundschule Hülser Straße und Jugendtreff Vorst: Sozialpädagogin Jessica Goßen hatte zwar nur einen Arbeitgeber (Stadt Tönisvorst), aber bis zum Sommer drei Jobs. "Das war anstrengend." Sie schichtete um, verabschiedete sich von der Hülser Straße.

Seit August konzentriert sich die 32-Jährige mit mehr Zeit auf zwei Dinge. Der Jugendtreff ist ab nachmittags ihr Arbeitsfeld. Vormittags ist sie nun 16 Stunden pro Woche in der Hauptschule Kirchenfeld tätig, als zweite Schulsozialarbeiterin der Stadt. Sie unterstützt die Arbeit von Frederik Bovendeerd, der vor drei Jahren sein Büro als Neuling mit bangem Gefühl und Konzept bezogen hat.

"Diese drei Jahre waren wie Ausbildungsjahre für mich", sagt Bovendeerd. "Im Studium wurde vieles theoretisch angerissen, aber die praktische Arbeit begann wie ein Sprung ins kalte Wasser. Schulsozialarbeit war hier völlig unbekannt."

Die Schüler hatten ihn schnell angenommen, das Vertrauen im Lehrerkollegium ist gewachsen. "Meine Integration in die Schule funktioniert." Die Zusammenarbeit mit Jugendamt, Polizei und Jugendgerichtshilfe bewertet er als gut, ebenso die Kontakte mit Vertretern von Kindergärten und Schulen. Seit einem halben Jahr, sagt Bovendeerd, sei er "richtig zufrieden". Auch wenn Projekte wie Gitarrenkurs, Streitschlichter-AG oder Erste-Hilfe eingeschlafen sind. "Hier funktioniert nur gut, was einen Anfang und ein Ende hat."

Viel entscheidender aber ist diese Erkenntnis: "Es gibt deutlich weniger dringende Notfälle und Katastrophen als zu Beginn." Gravierende Probleme in Familien beispielsweise. Bovendeerd: "Wir setzten in der Schule und in Familien eben viel früher an." Ein Erfolg für Problemlöser. An dieser "Beziehungsarbeit mit 250 Schülern" beteiligt sich nun Jessica Goßen. Sie bietet Schülern individuelle Förderung an. Neu ist ihre Sprechstunde für Mädchen oder die Gruppenarbeit mit Mädchen der Klassen 5 und 6.

Im November werden Bovendeerd und Goßen über ihre Arbeit im Schulausschuss berichten. Auf weitere Zukunftspläne angesprochen, hält Bovendeerd sich noch zurück: "Hier ist wiederholt nur eine fünfte Klasse zustande gekommen. Die Stadt wird überlegen, was sie mit der Schule macht." Bovendeerd und Goßen müssen sehen, welche Ideen umgesetzt werden können. Ausgerechnet jetzt, wo die Bedingungen so zufrieden machen.