Stadtgeflüster: Pfauen — Äpfel — Zigaretten

Wie ein eigentlich nicht mehr gültiger Personalausweis noch gebraucht wird. Und: Ein Heimatdichter ist auf Tournee.

Willich/Tönisvorst. Da staunte WZ-Fotograf Friedhelm Reimann nicht schlecht: Er hatte es eilig — der Pfau allerdings, der ihm auf der Fahrbahn im Weg stand, überhaupt nicht.

Reimann drückte auf die Hupe. Davon ließ sich das prächtige Federvieh aber nicht beeindrucken.

Immerhin, langsam, ganz langsam ging das eitle Tier aus der biologischen Ordnung der Hühnervögel über die Straße. Irgendwann konnte der WZ-Mann seine Fahrt fortsetzen.

Wie schnell es gehen kann — und schon ist ein Gerücht in der Welt. Da hatte der Freund der Tönisvorster Apfelkönigin Annica Lambertz sich über die Wahl so gefreut, dass er gleich einen entsprechenden Schriftzug ans Auto geheftet hatte. Was natürlich auffiel. Und so dauerte es nicht lange, bis das Gerücht rund war, dass die Apfelkönigin sogar schon in einem gesponserten Auto unterwegs sei.

Es war eine betagte Dame aus Willich, die schon vor geraumer Zeit gestorben war. Nennen wir sie der Einfachheit halber Oma B. Dennoch könnte man manchmal den Eindruck haben, sie sei noch da. Und sie könnte starke Raucherin sein. Wieso? Irgendwie ist ihr alter Personalausweis, der gewöhnlich nach dem Ableben ungültig gemacht wird, wieder in Umlauf gekommen — wie, das ist beim besten Willen nicht zu klären.

Jedenfalls wird das Teil eifrig genutzt: Von Jugendlichen unter 16 Jahren, die damit Zigaretten ziehen. Was dem guten alten Perso in dieser Personengruppe viel Wert verleiht. Deshalb gibt ihn sein Besitzer auch so ungern aus der Hand, erfuhr der Stadtflüsterer.

Kurzer Abstecher in die benachbarte Großstadt, wo bekanntlich heftig daran gearbeitet wird, Staus zu produzieren. Derzeit, der Flüsterer berichtete bereits, geschieht das an der St. Anton-Straße, besonders zwischen der Volksbank-Baustelle und dem früheren Horten-Haus.

Diese Geschichte ist um eine Facette reicher. Es kann dem Autofahrer, der aus Richtung St. Tönis kommt, nämlich passieren, dass ihm auf der linken der beiden Fahrspuren ein Beton-Lkw entgegenkommt. Vorsicht, deren Fahrer sind völlig schmerzfrei. Sie wechseln teilweise unvermittelt die Fahrbahn, um zur Baustelle der Bank zu kommen. Früher, als amerikanische Western noch populär waren, hätte diese Devise wie folgt gelautet: erst schießen — dann fragen.

Kommen wir jetzt zu einem Senior, der so richtig quicklebendig ist: Wilhelm Otto, Heimatdichter und Bewohner der Hubertus-Altenstifts in Schiefbahn. Von dem Mann war an dieser Stelle des Öfteren die Rede, wenn er nämlich auf Lesetour war.

Jetzt tritt er sogar in Mönchengladbach auf, was er stolz dem Stadtflüsterer mitteilt. „Du sollst wissen, dass ich mich sehr glücklich fühle“, schreibt Herr Otto an die WZ. Besonders seine Auftritte mit Pianist Frank Scholzen seien ein Riesenerfolg. Derzeit stehen 17 Seniorenheime auf der Tourliste.

Es gibt Dinge, die sind einfach schade. Dazu zählt auch ein ganz besonderer Aspekt der NRW-Radtour, die am Samstag in Tönisvorst Station gemacht hat. Da kommen schon einmal mehr als 1000 Radler aus dem ganzen Land in die Apfelstadt am Niederrhein. Und was kriegen sie nicht zu sehen? Apfelbäume. Jedenfalls nicht viele. Die Tour führte nämlich nicht über die Huverheide. Aus irgendeinem Grund ist dieser Aspekt hintenüber gefallen. Schade.

Sie schreitet fort, die Identifikation der Stadt Tönisvorst als Apfelstadt am Niederrhein. Das hat Auswirkungen bis hin zum Inventar. So konnte man neulich bei einem Empfang im Kaminzimmer des Rathauses sogar Kerzenständer bestaunen, deren Füße aus einem Original-Apfel gebaut waren. Und die kleinen Sticker, so hört man, seien verschiedentlich schon als Renner bezeichnet worden.

Jetzt ist es amtlich vollzogen: Die Auflösung des Vereins Kultur im Rathaus St.Tönis ist nun im Vereinsregister des Amtsgerichts Krefeld eingetragen. Aber: „Kultur im Rathaus gibt es auch künftig“, sagt der bisherige Vorsitzende des Vereins, Günter Scheuer. Und fährt fort: „Allerdings im Ratssaal der Nachbarstadt Willich, konkret im Schloss Neersen.“

Und als reiche dieser satirisch gedachte Hinweis noch nicht, sagt Scheuer auch gleich die Termine durch, an denen in Neersen Kultur zu erleben ist: Montag, 5. August, 20.30 Uhr: Musik trifft Literatur - Sommernachtsträume. Dienstag, 6. August, 20.30 Uhr: Musik trifft Literatur — Bilder einer Ausstellung. Dienstag, 13. August, 20.30 Uhr: Perlen der Literatur. Die komplette Liste gibt es auf der Homepage der Stadt Willich.

Ute Bornholdt weiß, wo der Pfeffer wächst. Die Gewürz-Expertin und Geschäftsführerin der Gewürzhandelsmanufaktur Spirit of Spice in Willich kennt sich aus und hat daher einige gute Tipps parat. So wie diesen: Echten Pfeffer erkennt man am Zusatz „Piper“ im botanischen Namen.

Kein Pfeffer sind daher die rosafarbenen Beeren, die oft als „Rosa Pfeffer“ angeboten werden. Sie sind auch unter der Bezeichnung „Schinusbeeren“ zu finden (botanischer Name: Schinus terebinthifolius). Auch wenn es kein echter Pfeffer ist, kann man damit einiges machen. Wegen der floralen Note passen sie zu Desserts wie dunklem Schokoladeneis oder Schokotörtchen.

Zu Ziegenkäse mit Honig machten sie sich ebenfalls gut. Auch Tasmanischer Pfeffer heißt nur Pfeffer, ohne ein echter zu sein. Er schmeck ein bisschen parfümiert, nach Lavendel, Rose, Veilchen und Waldmeister, sagt Bornholdt. Sie empfiehlt ihn zu karamellisierter Ananas mit Vanilleeis. Auch Cayenne-Pfeffer gehört in die Kategorie unechter Pfeffer, denn er besteht aus gemahlenen Chilis der Sorte Cayenne.

Peter Pankann fliegen. Klar! Und er kann kämpfen wie ein Löwe. Auch das weiß jedes Kind. Peter Pan fürchtet nicht einmal Käpt’n Hook, nur das Erwachsenwerden. Jetzt muss aber an dieser Stelle — wo auch sonst — ein Geheimnis gelüftet werden.

Dafür gibt es Ohrenzeugen: Nach einer Aufführung kam Holger Stolz umgezogen, also in Zivil, aus dem Schloss und traf davor Bekannte und Verwandte, die auf ihn warten, um ihn für seine Leistung zu beglückwünschen.

Als Holger Stolz begann, in der Tasche zu kramen, reckte einer, der wusste, was nun folgen würde, den Hals und sagte laut vernehmlich über den Platz hinweg: „Liebe Kinder, jetzt ist es raus: Peter Pan raucht!“ Damit ist wohl — nichts für ungut — der Beweis erbracht: Peter Pan ist erwachsener als man denkt. Aber, pssst, verraten Sie es nicht Ihren Kindern.