Teile des Stahlwerks gehen an die Stadt
Willicher Grundstücksgesellschaft überträgt die so genannte Erschließungsanlage. Das schlägt sich im Haushalt buchhalterisch mit 15 Millionen Euro nieder.
Willich. „Erschließungsanlage Stahlwerk Becker“ — hinter diesem bürokratischen Begriff verbergen sich Straßen, Grünanlagen, Kanäle, Wasserachse und Versickerungsbecken in dem Gewerbepark.
Das Ganze ist jetzt fertig gebaut und hat einen buchhalterischen Wert von 15 Millionen Euro, die in den nächsten Wochen in die Haushalte der Stadt und des städtischen Abwasserbetriebes übertragen werden. Sie wechseln aus den Büchern des städtischen Tochterbetriebs Grundstücksgesellschaft (GSG) zur Stadt.
Das teilten am Freitag Andreas Herwarth (Aufsichtsratsvorsitzender der GSG), Bernd-Dieter Röhrscheid (stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender), Geschäftsführer Willy Kerbusch und Prokurist Christian Hehnen mit.
Damit erhält die Stadt Willich einen Wert, der mehr als zweimal so hoch ist wie die Summe, die sie im Laufe der Jahre in das Kapital der GSG investiert hat. Außerdem hat die GSG bereits den ganzen Bereich der Straßenbeleuchtung an die Stadtwerke Willich übertragen.
Mit diesen Veränderungen zieht die Grundstücksgesellschaft teilweise einen Schlussstrich unter ein Projekt, das sie 16 Jahre lang betreut hat: die Entwicklung einer ziemlich herabgewirtschafteten und belasteten Industriebrache in einen modernen und architektonisch ansprechenden Gewerbepark.
Alle Beteiligten betonen: Das Ganze sei nur möglich gewesen, weil die Stadt Willich unter Federführung des damaligen Stadtdirektors Dieter Hehnen ein Konzept für die Immobilienentwicklung umgesetzt hat, das mittlerweile oft kopiert wurde.
Die GSG kann Flächen kaufen, im Besitz halten und strategisch langfristig entwickeln — „unabhängig von Zufälligkeiten des städtischen Haushaltes“, so Willy Kerbusch.
Das Stahlwerk Becker hatte die Stadt nach dem Abzug der britischen Soldaten für 2,5 Millionen DM gekauft, mit der Garantie, dass der Bund für die Altlastensanierung aufkommt. Dann wurde die Planung mit einem externen Architekturbüro entwickelt — inklusive Berücksichtigung der Denkmalschutz-Auflagen.
Seit 1998 wurden 100 Firmen neu angesiedelt, 1100 Arbeitsplätze geschaffen, die Stadt erhält im Durchschnitt 3,5 Millionen Euro Gewerbesteuer jährlich und 200 000 Euro Grundsteuer B — wobei noch ein Viertel der Fläche von insgesamt rund 294 000 Quadratmeter nicht vermarktet ist. Diese Erträge brächten der Stadt in vielen Bereichen Vorteile, auch im Sozialen, so die GSG-Verantwortlichen.
Willich habe einen hohen Standard beim Schulbau, bei den Kitas oder den Mensen erreicht und ein Freibad neu gebaut, bzw. erweitert, während in anderen Kommunen Freibäder infolge des Sparzwangs geschlossen würden.
Das funktioniere nur, weil die GSG eine schlanke Struktur habe, in der Positionen in Personalunion mit Verwaltungspositionen besetzt sind. So können Entscheidungen kurzfristig getroffen werden, so Kerbusch, oft auf der Baustelle. „Diese Flexibilität hat die Verwaltung nicht.“
Aufsichtsrat und Geschäftsführung arbeiten vertrauensvoll und „im Aufsichtsrat arbeiten die Vertreter aller vier Fraktionen konstruktiv zusammen. Alle Entscheidungen fallen einstimmig, weil die Geschäftsführung alles gut vorbereitet hat“, so Herwarth. Sein Vertreter Röhrscheid meint: „Die Arbeit ist mit viel Anspannung verbunden gewesen. Wir kannten etwa die Dimension der Altlasten nicht“. nomi