Kommunalwahl Tönisvorst: CDU setzt auf soliden Goßen
Tönisvorst · Der Tönisvorster Bürgermeister bekam von seiner Partei bei der Kandidatenkür 84 Prozent – ein gutes Ergebnis. Vorsitzender Dirk Louy gewann bei der Mitgliederversammlung die Kampfabstimmung um die Kandidatur für den Kreistag.
Den besten Rhetorik-Moment seiner Ansprache als CDU-Bürgermeisterkandidat ohne parteiinternen Herausforderer verlegte Thomas Goßen am Samstag nach Vorst. Er erinnerte bei der der Mitgliederversammlung der Partei an seinen ersten Wahlkampf um das Spitzenamt der Stadt: 2009 waren drei Kandidaten in den kleineren Stadtteil eingeladen worden. Titel der Veranstaltung: „Ist Vorst ein sterbender Stadtteil?“
Goßen ließ die zehn Jahre alte Frage kurz wirken und legte dann ein paar Dezibel auf seine Stimme. Neues Wohnen, neues Netto, neue Kita und, und, und. „Vorst ist alles, aber ganz sicher kein sterbender Ort.“ Die CDU-Mitglieder waren seiner Meinung und spendeten Applaus. Das wollten sie hören. So wollten sie es hören.
Nach zwei Amtszeiten schätzen die Christdemokraten die Stärken ihres Kandidaten als Chef einer Verwaltung. 84 Prozent der 72 Stimmberechtigten schenkten ihm in geheimer Wahl das Vertrauen für den bevorstehenden Kommunalwahlkampf.
Das waren 57 Ja-Stimmen. Vier Personen enthielten sich. Elf CDU-Mitglieder überzeugte Goßen nicht. Dieses Ergebnis glitzerte nicht. Goßen, der Solide, fuhr damit aber nach zehn Amtsjahren mehr als einen Arbeitssieg ein. Die Frage der Presse, ob er zufrieden sei, kommentierte er kurz und knackig mit „Ja“.
Goßens politische Strategie für einen kurzen, knackigen CDU-Wahlkampf im Sommer: Erfolge klar benennen. Sagen, wer gesamtstädtisch die Arbeit für die Bürger macht. Wer sich einsetzt. Wer umsetzt. Ob im Kita-Bereich. Für Schulen. Für medizinische Versorgung. Im Rettungswesen. Für Klimaschutz. Beim Thema Digitalisierung. „Wir haben einen klaren Kompass für Tönisvorst“, betonte Goßen.
Indem man Themen und Erfolge für die Stadt klar kommuniziere, könne man die sogenannte Alternative inhaltlich stellen. „In Zeiten wie diesen kann und darf ein Christdemokrat nicht schweigen.“ Man müsse sich eindeutig von Rechtsaußen distanzieren.
Emotionale Abschiedsrede
von Peter Joppen
Mit derselben Haltung, aber kraftvoller und emotionaler hatte Peter Joppen kurz vorher die Tönisvorster CDU-Mitglieder von ihren Stühlen gerissen. Nach 30 Jahren aktiver Zeit für die CDU zieht sich der Vorster aus dem Kreistag zurück und leitet den Generationswechsel mit ein. Aber Joppen unterstrich: „Ich bin CDU-Mann und ich werde es bleiben!“ Es sei wichtig, klare Kante zu zeigen, als CDU erkennbar zu bleiben. „Die AfD braucht es nicht. Wir machen Politik für die Mitte, Politik für die Menschen. Wir sind an der richtigen Stelle!“
An seine Freunde und seine Kritiker gewandt sagte Joppen über sich und seine Auseinandersetzungen: „Ich bin ein grober Klotz. Vom Herzen aber passt es. Ich bin immer auch sehr emotional gewesen, um Ergebnisse zu erzielen. Allen, denen ich den Jahren dabei krumm gekommen bin, ein ,Vergelt’s Gott’.“ Die Parteimitglieder erhoben sich daraufhin applaudierend von ihren Plätzen.
Peter Joppen geht, Dirk Louy steht bereit. Der Tönisvorster Parteichef möchte – wie berichtet – Mitglied des nächsten Kreistages werden. Er hatte es mit Blick auf Wahlbezirk 16, vormals Joppen, mit einer Kampfabstimmung gegen Martin Dahmen zu tun. Louy entschied sie mit 51 zu 14 Ja-Stimmen (drei ungültige, drei Enthaltungen) klar für sich.
Louy, mittlerweile mit „Fixpunkt in Vorst“ in der Stadt verortet, dürfte mit seinem auch überörtlichen Netzwerk überzeugt haben, das Kontakte in den Landtag und in Ministerien möglich macht, Türen öffnet und die Moderation umsichtiger Lösungsansätze bei strittigen Fragen ermöglicht. Er sieht sich als Vermittler etwa im Spannungsfeld von Umweltschutz, Verbraucherwohl und zukunftsorientierter Landwirtschaft, orientiert sich am Positionspapier zum Thema Klimaschutz. Der Referent im NRW-Umweltministerium will, dass Tönisvorst trotz seiner Randlage im Kreis Viersen nicht vergessen wird.
Die erste Kandidatenaufstellung hat die Tönisvorster CDU nun also erledigt. Ihre nächste Mitgliederversammlung ist aber bereits in Sicht. Denn am 4. März kommt man noch einmal im Vereinsheim von DJK Teutonia an der Gelderner Straße zusammen, um dann die Bewerber für die Rats-Wahlbezirke (Direktkandidaten) und die Reserveliste abzustimmen (siehe Info-Kasten).