Tönisvorst/ Düsseldorf: Tönisvorster Detektiv streitet Tat ab
Der wegen Körperverletzung angeklagte Mann will den Kläger nicht angefasst haben. Eine Zeugin soll helfen.
Tönisvorst/ Düsseldorf. Im grauen Seidenanzug und mit einem schwarzen Stockschirm in der Hand tritt der Zeuge in den Gerichtssaal. Die lockigen Haare sind in Form gegelt, aus seiner Aktentasche holt er seine seitenlangen Mitschriften hervor. "Diese Behandlung war nicht rechtens", beschreibt der 17-jährige Schüler den Vorfall vom 1. Oktober 2009.
Ein Kaufhaus-Detektiv aus Tönisvorst hatte ihn verdächtigt, Unterwäsche gestohlen zu haben. Laut Anklage war der 26-jährige Mann brutal vorgegangen: Ohne Vorwarnung soll er den Jugendlichen am Arm gepackt und ihn ins Treppenhaus gezerrt haben. Erst auf Nachfrage des Jungen habe er sich als Detektiv zu erkennen gegeben. Der 17-Jährige hat den Mann daraufhin wegen Körperverletzung angezeigt.
Um sich für ein Model-Casting auszustatten, hatte der 17-Jährige nach Schulschluss in einem Düsseldorfer Kaufhaus Unterwäsche gekauft. Weil er noch auf einen Freund wartete, habe sich der Junge danach noch einige Minuten in der Abteilung umgesehen.
Plötzlich soll ihn ein Mann in schwarzer Jacke und Jeans von hinten gepackt haben. "Können Sie bitte mitkommen", soll der Mann gesagt haben. "Ich forderte den Mann immer wieder auf, die Polizei doch zu holen. Ich hatte schließlich nichts zu verbergen. Die Ware hatte ich zuvor rechtmäßig erworben", schilderte der 17-Jährige am Dienstag vor Gericht.
Bei einer Kassiererin habe er sich erkundigt, ob der Mann wirklich zum Sicherheitsdienst des Kaufhauses gehöre. Diese bejahte knapp. In einem Treppenhaus präsentierte der Schüler dem Mann die Unterwäsche mit der entsprechenden Quittung. Trotz seines Fehlers habe sich der Detektiv nicht entschuldigt.
Der Angeklagte bestritt die Vorwürfe. Er habe sich wie üblich durch einen Dienstausweis vorgestellt und den Jugendlichen zu keinem Zeitpunkt angefasst. Dies sei Dienstvorschrift. "Wir wollen Straftaten aufdecken und keine neuen begehen", beteuerte er. Seit vier Jahren arbeite er im Sicherheitsdienst, und es sei nie zu Problemen gekommen. Nachdem der Jugendliche ihm die Quittungen gezeigt hatte, habe er sich höflich entschuldigt und ihm einen schönen Tag gewünscht.
Nun will die Richterin die Kaufhaus-Kassiererin als Zeugin laden, die den Vorfall beobachtet haben soll. Der Prozess wird voraussichtlich am 29. Juni vor dem Amtsgericht fortgesetzt.