Neersen: Ein kleiner Lord und viele Hüte
Mit dem Kinderstück, das sich diesmal an die ganze Familie wendet, beginnen am 13. Juni die Festspiele.
Neersen. Nur noch wenige Tage, dann heißt es endlich: "Das Spiel kann beginnen". Wobei hier ausnahmsweise nicht von der Fußball-WM in Südafrika die Rede sein soll. Mindestens ebenso spannend sind für die Fans die Festspiele Schloss Neersen. Mit der Premiere des Kinderstücks "Der kleine Lord" haben die ihr Eröffnungsspiel am Sonntag, 13. Juni, ab 11 Uhr.
Das Kinderstück soll diesmal mehr sein: Als "Familientheater" ist die Neersener Version (Bearbeitung: Ulrike Schanko) des englischen Kinderbuch-Klassikers von Frances H. Burnett angelegt. Neben den üblichen 11-Uhr-Terminen gibt es deshalb auch sechs Aufführungen abends um 19.30 Uhr. "Denn das ist eine Geschichte, die die ganze Familie berührt", sagt Intendantin Astrid Jacob, die auch Regie führt.
Viele dürften die zuckersüße Filmversion mit Sir Alec Guinness als knurriger Graf Dorincourt kennen, wird sie doch Jahr für Jahr im Vorweihnachts-TV-Programm gezeigt. Doch das große Fest unterm Christbaum am Ende ist eine reine Film-Erfindung, im Buch feiert der kleine Lord Fauntleroy seinen Geburtstag mit einem Sommerfest im Schlosspark. Was könnte also besser nach Neersen passen?
Die Titelrolle spielt die junge Schauspielerin Susanna Mucha. So feminin mit blonden Löckchen wie in der Vorlage ist ihr Part aber nicht angelegt: Der Neersener Lord wird ein richtiger Junge sein, den man sich auch auf dem Fußballplatz vorstellen kann. Und auch seine Mutter, Mrs.Errol (Lena Sabine Berg), ist in Neersen "kein Kätzchen" (so Jacob), sondern eine tapfere Frau, die auch großen gesellschaftlichen Unterschieden trotzt. "Ich habe versucht, diese Unterschiede besonders herauszuarbeiten", sagt Astrid Jacob. Den verbitterten Grafen, dessen Herz der kleine Lord erweicht, spielt Josef Tratnik.
Walter Kiesbauer hat eigens für das Stück "schöne Musik komponiert", verspricht die Regisseurin. Und auch bei der Requisite habe man diesmal auf eine ganz individuelle Handschrift gesetzt. Wozu auch "furchtbar viele Hüte" zählen.
Mit dem "Lord" beginnt eine Spielzeit, für die Astrid Jacob "ein Programm wie an einem Stadttheater" verspricht. Schon am 19. Juni geht es weiter mit der ersten Abendpremiere: "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza.