Tönisvorst: Grünmüll hat neue Adresse
EGN-Gerke hat einen Wertstoffhof eröffnet. Zu Reterra dürfen die Bürger ihren Grünmüll nicht mehr bringen.
Tönisvorst. Heribert Baum wunderte sich: Da stand er mit seinem Auto in der Einfahrt der Firma Reterra (früher Trienekens) im Gewerbegebiet Tempelshof und versuchte seinen Grünmüll loszuwerden. "Das mache ich jedes Jahr so.
Im Frühjahr mache ich meinen Garten fit, anschließend bringe ich den Grünmüll hierhin", sagt der Rentner aus St. Tönis. Dieses Mal wurde er abgewiesen. Er dürfe seinen Grünmüll nicht mehr bringen, erklärte ihm ein Vertreter von Reterra.
Was Heribert Baum verblüffte: Ihm wurde gleich eine Alternative genannt. Wenige hundert Meter weiter habe die Firma EGN-Gerke einen Wertstoffhof eröffnet. Dorthin müsse er fahren. Oder zur Kreisdeponie nach Süchteln.
Eine andere Möglichkeit gebe es nicht. Was den St.Töniser besonders ärgert: Bisher zahlte er zwischen 2,40 und 7,40 Euro für einen Kofferraum Grünmüll. Geht er zu Gerke, kostet ihn das rund zehn Euro. "Wenn ich zu EGN in Krefeld fahre, kostet es nur rund sechs Euro."
Irmgard Leifert, Pressesprecherin von Reterra, bestätigt den Vorgang. "Der Tönisvorster Standort ist leider keine Annahmestelle für Grünmaterial aus Privathaushalten." Ihr Unternehmen betreibe seit 20 Jahren diesen Umschlagplatz für Grünabfälle und zudem eine Verkaufsstelle für Erde, organischen Dünger, Sackwaren und Rindenmulch. Eines stellt sie klar: Geschäftsleute und Betriebe können weiter ihr Zeug dort abgeben.
Was die Reterra-Frau nicht deutlich sagt: Ihr Unternehmen durfte die Grünmüll-Abfälle von Privatleuten noch nie annehmen. Und diese durften sie auch noch nie abgeben. Dagegen spricht der "Anschluss- und Benutzungszwang", wie das Abfallgesetz heißt. Privatleute sind verpflichtet, ihre kompostierbaren Abfälle beim offiziell beauftragten Unternehmen abzugeben. Und das ist nun mal nicht Reterra.
"Das festzulegen ist Aufgabe der Städte und Gemeinden", erklärt Reinhard Wernitz, Leiter des Kreis-Abfallbetriebes. Bislang habe die Stadt Tönisvorst diesen Müll zum Kreis abgegeben. Jetzt habe Gerke (EGN) in städtischem Auftrag den Wertstoffhof im Gewerbegebiet eingerichtet. "Jetzt achtet die Stadt auch darauf, dass sie diese Abfälle bekommt", sagt Wernitz.
In der Tat, Bürgermeister Thomas Goßen war bei Reterra vorstellig geworden und hatte daran erinnert, dass das Unternehmen nichts mehr von Privatleuten annehmen dürfe. Wenn dies bislang stillschweigend geduldet worden sei, sei nun damit Schluss.
Dass der Hof überhaupt eingerichtet wurde, geht auf eine Idee der Stadtverwaltung und auf einen alten Antrag der Politik zurück. "Wir haben das als Service für unsere Bürger gedacht", erklärt Wolfgang Schouten, Ordnungsamtsleiter. Natürlich werde der Grünabfall auch von hier aus nach Süchteln gebracht. Für den Betrieb des Hofes gebe es eine Probezeit von einem Jahr.