Willich: Werden Katzen bald kastriert?
Willichs Bürgermeister hat eine Anregung von Tierschützern aufgegriffen. Denn wilde Katzen machen große Probleme.
Willich. Ein ungewöhnliches Thema hat Bürgermeister Josef Heyes kürzlich bei einer Konferenz mit seinen Kollegen aus dem Kreis Viersen angeschnitten: das Kastrationsgebot für Katzen. Mehrere Briefe von Tierschützern hatten Heyes auf entsprechende Forderungen aufmerksam gemacht.
Danach nehme die Zahl der streunenden Katzen immer mehr zu, Krankheiten würden durch sie übertragen, die Bevölkerung belästigt, Singvögel getötet. Viele Tierheime seien auch schon restlos überfüllt. Um diese Problematik endlich beseitigen zu können, sei eine Kastrationspflicht für frei laufende Katzen unbedingt notwendig, sagt unter anderem die Tierrechtsorganisation "Peta".
"Als ich meinen Kollegen davon berichtet habe, bin ich belächelt worden", erzählt Heyes. Doch lächerlich ist die Sache nicht: In der Landeshauptstadt Düsseldorf ist die Katzen-Kastrationspflicht schon im Januar beschlossen worden, im Nachbarland Österreich ist sie sogar gesetzlich verankert. Heyes legte die Sache deshalb zur weiteren Beratung der Kreis-Konferenz vor.
Nadine Joosten vom Verein Tierschutz für Willich begrüßt die Initiative. "Allein in diesem Jahr haben wir schon fast 100 wilde Katzen aufgenommen", sagt die Vorsitzende. Das Tierheim in Lobberich sei den Willichern zu weit, ihr Verein müsse sich deshalb um die Katzen kümmern.
Eingefangene Tiere, die durch einen Chip oder eine Tätowierung gekennzeichnet sind, werden an die Besitzer zurückgegeben. Die übrigen Katzen werden untersucht, kastriert, teils geimpft und dann wieder frei gelassen oder an eine private Pflegestelle vermittelt. Das alles ist teuer: Allein die Kastration kann zwischen 60 (Kater) und 120(Katze) Euro kosten.
"Unsere Mittel sind aber begrenzt", sagt Ingeborg Dohren, Katzenexpertin im Verein. So habe man erst jüngst eine schwer kranke, verwilderte Katze in Schiefbahn eingefangen und beim Tierarzt in Behandlung gegeben. Schnell kamen Kosten von über 500Euro zusammen, von denen sie selbst einen Teil übernommen habe. "Auf Dauer ist das nicht zu bewältigen", sagt sie.
Eile ist offenbar geboten: Laut "Peta" könnten eine unkastrierte Katze und ihre Nachkommen in nur sieben Jahren theoretisch 420 000 Nachkommen zeugen. Allein in Düsseldorf wird die Zahl der freilaufenden Katzen auf rund 50 000 geschätzt.
Die Kreisverwaltung hat auf die Anregung von Josef Heyes mittlerweile reagiert. Am 13. Juli soll es dazu eine Besprechung mit den Kommunen geben. Nach Auskunft von Andreas Budde, Technischer Dezernent der Kreisverwaltung, sei ein Kastrationsgebot Sache der einzelnen Ordnungsämter. Es könne nur verhängt werden, wenn eine Gefahr für Menschen vorliege. Auch die bereits verhängten Kastrationsgebote seien rechtlich umstritten.