Tönisvorst: Festkonzert im Wohnzimmer
Bei der Familie Beckers erklingen am Donnerstag weihnachtliche Weisen – live.
Tönisvorst. Das Konzert beginnt Donnerstagnachmittag zur Kaffeestunde. Die Sitzplätze an der Ludwig-Jahn-Straße sind längst ausverkauft, das Ensemble spielt traditionelle Weihnachtsweisen. Es muss zwar den Ausfall seines besten Musikers verkraften. Dennoch ist sich "Veranstalter" Christian Beckers sicher, dass es wieder richtig schön wird. Denn die Hausmusik hat bei dem 73-Jährigen Tradition - und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Vater Guido Beckers
"Wir waren mit sechs Geschwistern daheim, alle sind an ein Instrument herangeführt worden", erinnert sich Christian Beckers an seine eigene Jugend. Sein Vater habe Geige gespielt, er selbst bekam als Kind ebenfalls mehrere Jahre Unterricht. Später kam die Posaune dazu, mit der er bis heute auftritt.
Früher spielte der St.Töniser in der Tanzkapelle Wimmers. Im SWK Blasorchester ist er weiterhin aktiv. Zweimal in der Woche wird geprobt. Nicht zu vergessen die Auftritte auf Weihnachtsmärkten, beim Martinszug - oder beim Weihnachtssingen der WZ.
Seine drei Söhne und die Enkel haben das musikalische Talent geerbt. Das ist auch am Donnerstag beim Hauskonzert an Heiligabend zu erleben. Denn wenn der erste Ton durchs Wohnzimmer der Familie Beckers klingt, ist nicht nur der Senior aktiv: Enkel Christian (14) spielt Trompete, Enkelin Tabea (16) ist mit der Querflöte dabei - "und ich brumme den Bass dazu", ergänzt ihr Vater Guido lachend. Er selbst hat kürzlich damit begonnen, Saxophon zu lernen - "doch zum Auftritt reicht es in diesem Jahr wohl noch nicht", mutmaßt sein Vater.
Guidos Bruder Ralf, von Beruf Klarinettenlehrer an der Musikschule in Neuss, gibt als "Leiter" des Ensembles normalerweise vor, wer welche Stimme übernehmen soll. Diesmal muss er aber passen: Nach einem unglücklicher Sturz mit dem Fahrrad kann er sein Instrument im Moment nicht spielen. "Das ist schade, aber die anderen schaffen das auch ohne mich", sagt der 41-Jährige.
Sein Neffe Christian junior bleibt jedenfalls gelassen. "Üben tun wir vorher fast nie. Wir spielen doch alle schon seit Jahren Instrumente", erzählt der 14-Jährige. Was in seinem Fall nicht untertrieben ist: Seit sieben Jahren bläst er Trompete, auch an Wettbewerben hat er schon mit Erfolg teilgenommen. Was spielt er am heutige Tag am liebsten? ",Alle Jahre wieder’ und ,Stille Nacht’."
Ralf Beckers, von Beruf Klarinettenlehrer
"Mir macht das Musizieren mit anderen Spaß, allein zu spielen ist langweilig", erzählt seine Schwester Tabea. Seit knapp drei Jahren lernt sie Querflöte, zuvor hatte sie schon Klavierunterricht bekommen - "doch das kann man so schlecht mitnehmen".
"Schade, dass heutzutage die Hausmusik in vielen Familien nicht mehr so gepflegt wird", bedauert Oma Gerta Beckers. Computer, Fernseher, Sport und Playstation haben Klavier, Flöte, Akkordeon und Gitarre offenbar den Rang abgelaufen. "Die Musikschulen versuchen da entgegen zu wirken, etwa durch frühkindliche Musikangebote und Besuche in Grundschulen", berichtet Ralf Beckers.
Und gerade zu Weihnachten werde das Interesse an Hausmusik wieder wach: "In keiner anderen Jahreszeit üben meine Schüler so verlässlich." Der Zauber des Festes werde durch die Musik eben besonders spürbar. So auch am Donnerstag, beim Weihnachtskonzert im Hause Beckers.