St. Tönis: Krippenspiel mit Temperament
Am Michael-Ende- Gymnasium wurde „Hilfe, die Herdmanns kommen!“ aufgeführt.
St. Tönis. Die Generalprobe hatte noch geschlagene sechs Stunden gedauert, weil vieles noch nicht so richtig rund lief. Die Premiere sollte dann ein voller Erfolg werden. Die Theater-AG am Michael-Ende-Gymnasium, schwerpunktmäßig bestehend aus Schülerinnen und Schülern der Klassen sechs und sieben, brachte "Hilfe, die Herdmanns kommen!" auf die Bühne.
Das Stück von Barbara Robinson war als wenig beschauliche Weihnachtsgeschichte umgeschrieben worden. Die Proben hatten bereits nach den Osterferien begonnen. Beteiligt waren die Referendarinnen Jana Kunze und Frauke Krechel sowie die Lehrerin Angelika Kellermanns und Lehrer Daniel Karsch - er war für den Bühnenaufbau verantwortlich.
Sehr geschickt gelöst: Das Bühnenbild bestand aus vier dreieckigen Elementen. Sie konnten blitzschnell gedreht werden. Los ging es in der gutbürgerlichen Wohnstube der Familie Bradley mit Korbsesseln und Kruzifix. Mutter Barbara erfuhr, dass sie die Regie für das weihnachtliche Krippenspiel übernehmen müsse. Diese Rolle hatte Beatrice Meier übernommen, die einzige Neuntklässlerin, die mit einem Dutt zusätzlich auf alt und hausbacken getrimmt worden war. Brave, ein wenig spießige Kinder standen bereit, es aufzuführen.
Dann ein Szenenwechsel: Aus der Wohnstube wurde die Kirche. Hilfe, die Herdmanns kommen: Die Schmuddelkinder, von allen gemieden und zu jeder Schandtat bereit, waren in das Gotteshaus gelockt worden, weil es dort angeblich jede Menge Süßigkeiten gibt. Plötzlich saßen die Chaoten in der Kirche und übernahmen die Hauptrollen - die anderen Kinder waren zuvor von ihnen eingeschüchtert worden.
Eine neue Szene: Aus der Kirche wurde eine rustikale Krippe mit echtem Stroh. Und die Zuschauer erlebten eine Überraschung: Die Herdmann-Kinder hinterfragten Inhalte kritisch, schlugen andere Lösungen vor. Ralf Herdmann (Caroline Kaiser) spielte den Josef, Eugenia Herdmann (Lisa Kranz) die Maria - sie taten dies auf erfrischend unbekümmerte, sehr temperamentvolle Weise. "Das beste Krippenspiel, das wir je hatten", lautet anschließend das Urteil.
Die frohe, wenn auch nicht weihnachtliche Botschaft: Es lohnt sich, Außenseitern eine Chance zu geben. Übrigens: Die Herdmanns verzichteten zum Schluss sogar auf die Süßigkeiten. Zum Schluss stimmten alle Akteure "We wish you a merry Christmas and a happy New Year" an.