Vorst: Die bunte Welt der Krippen
Bei der action medeor in Vorst sind derzeit internationale Interpretationen der berühmten Szene in Bethlehem zu bestaunen.
Vorst. Normalerweise ist der Name oft mit Katastrophen verbunden: action medeor. Immer dann, wenn das Vorster Hilfswerk in Aktion treten muss, ist irgendwo auf der Welt ein Unglück passiert. Aber medeor leistet auch abseits solcher Geschehnisse Hilfe. Und manchmal ermöglicht das Hilfswerk auch einen Blick in die weite Welt. Und damit tiefe Einblicke in andere Kulturen.
Im Moment ist das gerade wieder so. Noch bis zum 15. Januar sind in dem Gebäude an der St. Töniser Straße 21 Krippen aus aller Herren Länder zu sehen.
Ein richtiges Prachtstück ist die Retablo-Krippe aus Peru. Sie ist in einem Schrank untergebracht, dessen Flügeltüren geöffnet werden können. Traumhaft: Das Christkind hat die traditionelle Indio-Tracht an, Maria und Josef ebenfalls. Ochs und Esel sucht der Betrachter logischerweise umsonst, dafür findet er zwei Lamas.
Dabei nimmt die Krippenszene nur die Hälfte des Schrankes ein. Darunter ist die Kreuzigung Jesu Christi zu sehen. Ebenfalls in der Version, wie die Indios sie sich vorstellen. Und wie wird Weihnachten im Andenstaat gefeiert? "Mit einer großen Fiesta", sagt Lisa Nicola, die die Ausstellung zusammengetragen hat und betreut.
Die Menschen in Peru gelten als tief religiös. Über 80 Prozent sind katholisch, 12,5 Prozent evangelisch. Was trägt der Peruaner zu Weihnachten? Das hängt stark davon ab, wo er wohnt. In den bergigen Regionen kann es auch im sommerlichen Dezember richtig schattig werden, während die tropischen Gegenden richtig warm werden.
Ein Renner bei den Krippen ist das Exemplar aus Ruanda, das Einheimische aus Bananenblättern produziert haben. "Die interessiert viele Kinder, wenn sie mit Schulklassen zu einer Führung kommen", erklärt Lisa Nicola. Sie hat, um das Bild noch etwas abzurunden, eine Figur mit einem Fahrrad dazugestellt - aus dem gleichen Material versteht sich. Für die Menschen in dem bitterarmen Land ist ein Rad ein Luxusartikel. Die Krippe verrät von der Armut nichts - sie strahlt Lebensfreude aus.
Eine Kuriosität sind die Heiligen Drei Könige aus Kasachstan. Die Jungs kommen immerhin aus dem flächenmäßig neuntgrößten Land der Erde, das im Norden an Russland und im Westen an China grenzt? Welcher Religion hängen die rund 16 Millionen Einwohner an? Gut die Hälfte ist muslimisch, die andere Hälfte christlich mit den unterschiedlichsten Bekenntnissen. Bei den Heiligen Drei Königen ist der orthodoxe Einfluss ganz klar erkennbar. Diese Gläubigen haben noch etwas Zeit, über Weihnachten nachzudenken, das Fest wird in der Nacht vom 6. zum 7. Januar gefeiert.
Standortwechsel: Wir gehen auf die Philippinen. Von dort kommt eine Krippe, die aus Capiz-Muscheln gebastelt ist. "Das ist eine ganz unscheinbare Muschel", sagt Lisa Nicola. Die durchsichtigen Scheiben werden sorgfältig poliert und zurechtgeschnitten. Auch dieses Land ist tief katholisch, über 83 Prozent der Gläubigen gehört dieser Richtung an. Ganz spannend: In dem Land werden sage und schreibe 171 Sprachen gesprochen.
So richtig ins Schwärmen gerät Lisa Nicola, wenn sie über ihre große Liebe Tansania spricht. Aber auch über die anderen Stücke der Ausstellung erzählt sie gerne und mit sehr viel Engagement.