Karneval Prinzenamt, Pannen und Politik

Tönisvorst · Interview: Silke Depta regiert als Prinz Silke die Narren in Tönisvorst. Mit der WZ sprach sie über die schönsten Momente, ihre Prominenz und die Bürgermeisterwahl in diesem Jahr.

Ein Herz für Vorst zeigt das Tönisvorster Damen-Dreigestirn (v.l.): Kathrin Aretz, Silke Depta und Erika Fechler.

Foto: Dreigestirn

Noch zwei Wochen bis Altweiber, noch 17 Tage bis Tulpensonntag. Die Session nimmt Fahrt auf, biegt gleichzeitig auf die Zielgerade ein. Ein idealer Zeitpunkt, um Prinz Silke I. für das Tönisvorster Damen-Dreigestirn eine Zwischenbilanz ziehen zu lassen.

Frau Depta, Prinz Silke, der Straßenkarneval ist in Sicht. Wie hoch ist der Grad Ihrer Aufregung auf einer Skala von 1 bis 11?

Prinz Silke: Im Moment 7. Viel Zeit für Aufregung ist aber nicht. Wir haben enorm viele Aufzüge, nun auch unter der Woche. Am Wochenende kommen neben  geplanten auch ungeplante Aufzüge dazu. Wie beim Krönungsball in Vorst (Bürger-Junggesellen Schützenbruderschaft 1564, die Red). Dort hat man sich sehr gefreut über den Besuch.

Gibt es eine Veranstaltung, die Sie aus dem Sessionsverlauf hervorheben möchten?

Prinz Silke: Die Gala der Treuen Husaren. Die war so toll. Das war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.  Leider musste ich das Treffen der Ex-Prinzen aus gesundheitlichen Gründen absagen. Aber die anderen beiden, Bauer Erika und Jungfrau Kathrin,  haben mir erzählt, dass es wunderschön war. Das Möhrenschälen in Süchteln war ebenfalls ein tolles Erlebnis. Das Süchtelner Prinzenpaar ist so bezaubernd!

Welche Reaktionen bekommt das Tönisvorster Damen-Dreigestirn?

Prinz Silke: Die Erfahrenen erzählen, dass wir viel häufiger angesprochen werden. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Viel schöner, als man es sich vorstellen konnte. Da muss ich noch einmal das Süchtelner Prinzenpaar nennen: Es stand vor uns und sagte einfach so: „Ihr seid so schön!“

Wie oft haben Sie als Damen-Dreigestirn von anderen gehört: „Das wollen wir auch!“

Prinz Silke: „Das wollen wir auch“ habe ich noch nicht gehört. Aber die Frage: „Wieso könnt ihr das?“ So gibt zum Bespiel die Satzung in Krefeld ein Dreigestirn  nicht her. Die der Tönisvorster seit 2013 schon.

Sie feiern seit langem Karneval. Haben Sie trotzdem in Ihrer Amtszeit Neues über das Brauchtum gelernt?

Prinz Silke: Ganz viel! Zum Beispiel wie man Orden verleiht. Das geht nicht spontan und einzeln. Da muss schon die komplette Abordnung dabei sein, also Prinz, Bauer, Jungfrau, Ministerin und Adjutantin. Noch besser ist es, wenn auch unsere Begleitgarden anwesend sind. Es ist eben der Tönisvorster Karnevalsorden, der verliehen wird. Das hat Stellenwert.

Das klingt nach karnevalistischem Knigge…

Prinz Silke: Den lernen wir in Gänze kennen. Wir kommen ja alle drei nicht aus den Vereinen. Aber da ist beispielsweise Nicole Klupsch als erfahrene Karnevalistin unverzichtbar. Unsere Adjutantin weiß alles, sie hat das Ohr am Verein. Straßenkarneval und Gardisten-Karneval sind eben unterschiedlich.

Was nehmen Sie von Heim-, was von Auswärtsaufzügen mit?

Prinz Silke: Was wir in Tönisvorst haben, ist ein familiärer Karneval. Das ist schöner und kleiner als in den großen Garden. Die Treuen Husaren beispielsweise haben 28 Mitglieder, da kennt man die Familien. Die Freundin meines Sohnes meinte schon zu mir: „Mit Dir kann man ja nirgendwo mehr hingehen, Du bist ja berühmt“. Ich wohne zwar seit 47 Jahren in Tönisvorst, bin seit zwölf Jahren im Rat und mache jeden Wahlkampf mit, aber da streitet und kämpft man um die Sache. Die Parteipolitik lasse ich aus dem Karneval heraus. Als Teil des Dreigestirns stehe ich viel mehr als Person im Mittelpunkt. Ich gehe in die Säle, um mit anderen glücklich und fröhlich zu sein. Ich fühle mich durch das Amt und die Erfahrung dem Brauchtum und den Bürgern noch mehr verbunden.

Macht das Ornat was mit Ihnen?

Prinz Silke: Oh ja. Einer hat mal gesagt: „Wenn die Kapp op is, is Karneval.“    So ist es. Wir sind wie eine große Familie unterwegs. Wenn wir mit den Worten  angekündigt werden, „das ist das Schönste, was der Tönisvorster Karneval zu bieten hat“, ist das eine Ehre für uns drei. Wir spüren einen guten Zusammenhalt. Meistens ziehen wir mit 80 Mann Gefolge ein, mit der Prinzengarde, den Nachtfaltern, den Treuen Husaren und dem TKK. Es ist schön zu hören, dass es den anderen Spaß macht, dass wir dabei sind.

Diese mediale Präsenz – könnten Sie sich diese 365 Tage im Jahr vorstellen?

Prinz Silke: Nein. Ich bin kein Twitter-Mensch. Das strengt mich an und frisst Zeit. Um diese kommunikative Seite des Damen-Dreigestirns kümmert sich Bauer Erika.

Gab es bereits Pannen, über die Sie im Nachhinein lachen können?

Prinz Silke: Oh ja, eine hängt mir nach. Ich habe einen falschen Schlachtruf gerufen. Wir waren in Dülken und ich rief „Willich Helau“ und wunderte mich, dass niemand mitmachte.  Es heißt natürlich „Gloria tibi Dülken“. Aber die Dülkener sind überhaupt nicht nachtragend.

Sie mussten, weil sie krank waren, schon einmal passen. Wie halten Sie sich für den Rest der Session  fit?

Prinz Silke: Ich nehme Vitamine zu mir, esse viel Obst. Leider bleibt für Sport wenig Zeit. Familie, Job und Politik laufen ja weiter.

Nach dem Karneval ist vor der Kommunalwahl. Dann tauschen Sie das P für Prinz und Party gegen das P für Politik aus. Wie und wann tanken Sie Kräfte auf?

Prinz Silke: Wenn Zeit wäre, aufzutanken… Mein Urlaub ist der Karneval. Ende März, Anfang April ist die SPD-Mitgliederversammlung. Ostern werde ich etwas ausspannen können.

Sind Sie als Prinz Silke schon gefragt worden, ob Sie sich auch vorstellen könnten, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren?

Prinz Silke: Ja, erst letztes Wochenende.

Und?

Prinz Silke: Auch da habe ich geantwortet: Ende März, Anfang April ist die SPD-Mitgliederversammlung.