Stadtrat Tönisvorst UWT-Fraktion verlässt Lambertz

Tönisvorst · Vier Ratsmitglieder machen als Fraktion „UWT 2020“ weiter Politik für Tönisvorst. Nach Bürgermeister Uwe Leuchtenberg sind Christiane Tille-Gander (CDU) und Britta Rohr (Grüne) als Vize-Bürgermeisterinnen vereidigt worden.

Bürgermeister Uwe Leuchtenberg steht im Forum Corneliusfeld in der konstituierenden Sitzung des Tönisvorster Stadtrats vor seinen fast 50 Ratskollegen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Der Tönisvorster Ratsherr Michael Lambertz ist am Tag der konstituierenden Ratssitzung von seiner Fraktion verlassen worden. Die vier Ratsmitglieder der Unabhängigen Wählergemeinschaft – Fred Schwirtz, Heidi Sorgalla, Christian Link und Silvia Beltau – haben die Zusammenarbeit mit ihrem einstigen Bürgermeisterkandidaten und Fraktionschef am Donnerstag aufgekündigt und ohne ihn eine neue Fraktion gebildet. Sie nennt sich jetzt „UWT 2020“.

Michael Lambertz ist folglich nun fraktionsloses Mitglied im neuen, 48-köpfigen Stadtrat. Dessen erste Sitzung verfolgte der St. Töniser nur bis nach der Wahl der stellvertretenden Bürgermeisterinnen. Danach verließ er seinen Platz und das Forum.

Auch nach der Aufregung um seine Teilnahme an einem Fraktionschef-Treffen im November, die Lambertz wegen einer zugleich nicht auszuschließenden Corona-Infektion im engen Familienkreis sehr viel Kritik eingebracht hatte, gab Lambertz seine Meinung, alles richtig gemacht zu haben, nicht auf.

Erst riss in den eigenen Reihen wohl der Gesprächs-, dann der Geduldsfaden. Die Fraktionskollegen sollen Lambertz vor der Ratssitzung den Austritt aus der UWT nahegelegt haben. Das habe er nicht gemacht. Daraufhin sei der geschlossene Austritt der vier einstigen Mitstreiter erfolgt. Vertrauen weg. Zusammenarbeit beendet. Neue Fraktion gegründet. Man geht getrennte Wege.

Es war unbestritten ein vernehmlicher und ungeplanter Paukenschlag beim ersten Auftritt des neuen politischen Orchesters. Es blieb aber die einzige Dissonanz in einer Sitzung, die als eine mit dem Etikett „Aufbruchstimmung, Einigkeit und Stil“ ins Gedächtnisprotokoll aufgenommen werden dürfte.

 Die Kopfzeile des Antragsschreibens zur Wahl der stellvertretenden Bürgermeisterinnen darf als ein Symbol für den konstruktiven Geist in dieser konstituierenden Ratssitzung für Tönisvorst herhalten. Nebeneinander standen da die Logos von CDU, SPD, Grünen, UWT, GUT und FDP – sinnbildlich für die errungene, sicher zuvor auch erstrittene Einigung über Ausschüsse und Personalien.

Christiane Tille-Gander von der CDU war als 1. stellvertretende Bürgermeisterin und Britta Rohr (Grüne) als 2. Stellvertreterin von Bürgermeister Uwe Leuchtenberg vorgeschlagen worden. Unterzeichnet war dieser Antrag von allen sechs Fraktionschefs: Michael Horst (SPD), Jürgen Cox (Grüne), Andreas Hamacher (CDU), Heidrun Sorgalla (UWT), Michael Schütte (GUT) und Torsten Frick (FDP).

Die Einstimmigkeit spiegelte sich zunächst nicht im Ergebnis der geheimen ersten Abstimmung wider. Die hätte, um Tille-Gander und Rohr in der vorgesehenen Rangfolge zu ernennen, einstimmig ausgehen müssen. Drei Nein-Stimmen machten aber eine Stichwahl notwendig. Die Ratsmitglieder sollten ihr Kreuz geheim entweder für Tille-Gander oder Rohr machen. Die Ratssitzung wurde kurz unterbrochen, die Fraktionsspitzen berieten sich.

Von 47 abgegebenen Stimmen (CDU-Ratsherr Alexander Decher fehlte entschuldigt) entfielen schließlich 32 auf Christiane Tille-Gander und 12 auf Britta Rohr. Drei Stimmen waren ungültig.

Michael Horst erklärte nach der Auszählung, dass die SPD CDU-Kandidatin Tille-Gander mitgewählt habe, um die zuvor fraktionsübergreifend einvernehmlich abgesprochene Lösung sicher zustandekommen zu lassen.

Das war ein Beispiel für den Stil der Zusammenarbeit, die Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD) in seiner kurzen Rede nach seiner Vereidigung geschildert und dem neuen Rat weiter angeboten hatte. „Auf mich können Sie zählen!“

Leuchtenberg hätte den neuen und den wiedergewählten Ratskollegen, die nun alle gemeinsam freiwillig Verantwortung für ihre Stadt übernehmen, eine Sitzung ohne Corona-Bedingungen gewünscht, „mehr Zeit und Ruhe, um der besonderen Atmosphäre einer ersten Ratssitzung nachspüren zu können. „Und wie groß die Bedeutung ist.“ 

Die Verabschiedung der ehemaligen Ratsmitglieder wird nachgeholt.

„Meine Freude und mein Respekt vor diesem Amt sind in den letzten Wochen noch gewachsen“, sagte Uwe Leuchtenberg. Es sei über die Fraktionsgrenzen hinweg sehr gut zusammengearbeitet und diese Ratssitzung vorbereitet worden.

Ein Ergebnis ist die Liste der neuen Ausschüsse. Ihre Zuständigkeiten werden noch ausgelotet. Neben Haupt- und Finanz-, Rechnungsprüfungs-, Wahlprüfungs- und  Betriebsausschuss „Abwasser“ (Pflichtgremien) gibt es diese Fachausschüsse (mit je 14 Mitgliedern):

Vielfalt, Jugend, Senioren, Gesundheit, Soziales und frühkindliche Bildung. Vorsitz: Meral Thoms (Grüne). Stellvertreter: Michael Landskron (CDU).

- Sicherheit, Ordnung und Verkehr. Vorsitz: Christian Link (UWT 2020). Stellvertreter: Jürgen Cox (Grüne)

- Bildung und Schule. Vorsitz: Christina Marpe (CDU). Stellvertretung: Christa Voßdahls (SPD)

- Kultur, Sport, Vereine, Stadtmarketing und Städtepartnerschaften. Vorsitz: Thomas Kroschwald (CDU). Stellvertretung Silke Depta (SPD)

- Bauen, Gebäude und Liegenschaften. Vorsitz: Helge Schwarz (SPD). Stellvertreter: Alexander Decher (CDU)

- Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft. Vorsitz: Christian Rütten (CDU). Stellvertretung: Britta Rohr (Grüne)

- Stadtplanung, Regionalplanung und Infrastruktur. Vorsitz: Hans-Joachim Kremser (SPD). Stellvertretung: Christiane Tille-Gander (CDU)

- Mobilität, Digitalisierung und Wirtschaftsförderung. Vorsitz: Volker König (Grüne), Stellvertretung: Anja Lambertz-Müller (CDU)