Klimaanpassung in Tönisvorst Wie in Hitzeperioden die Wohnung kühl bleibt

Tönisvorst · Der Tönisvorster Klimamanager Enrico Emrich bot eine erste Veranstaltung an: Mit der Verbraucherzentrale gab es ein Online-Seminar.

Markisen seien ein einfacher, recht günstiger und effektiver Weg, ein Aufheizen von Haus oder Wohnung zu verhindern, erläutert Schäfer.

Foto: djd/weinor.de

Die ganz große Hitzewelle ist in Tönisvorst in diesem Sommer bislang ausgeblieben. In der Folge ist die Klimakrise bei manchem Bürger etwas in Vergessenheit geraten, auch wenn global gesehen auch in diesem Jahr jeder Monat neue Hitzerekorde schreibt. Doch die Frage ist nicht ob, sondern wann die nächste Hitzewelle kommt. Tönisvorsts neuer Klimamanager Enrico Emrich will dem nicht nur mit Maßnahmen begegnen, die den Treibhausgasausstoß reduzieren, sondern auch mit solchen, die dem Bereich Klimafolgenanpassung zuzuordnen sind.

Ein Teil davon war nun ein Onlineseminar zum Thema, wie im Sommer die Wohnung oder das Haus kühl bleibt. Dafür gewann er in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale den Architekten und Energieberater Hermann-Josef Schäfer. Der informierte in einer Präsentation mehrere Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörer darüber, wie das Haus fit für den Sommer gemacht werden kann. „Wichtig ist erst einmal, zu unterscheiden, ob es sich um ein eigenes Haus, eine Eigentumswohnung oder eine Mietwohnung handelt. Bauliche Änderungen sind im eigenen Haus meist recht einfach möglich, so lange sie nicht mit Bebauungsplänen oder ähnlichen Vorgaben kollidieren. In der Eigentumswohnung müssen Veränderungen im Außenbereich mit den Miteigentümern abgestimmt werden, in der Mietwohnung mit dem Vermieter“, erläuterte er.

Im Prinzip gebe es zwei Arten des Hitzeschutzes: Verhaltensänderungen und bauliche Änderungen. „In beiden Fällen bewegen wir uns in einem Spannungsfeld. In unserem Verhalten kollidiert der Hitzeschutz mit unserem Wunsch, die Sonne und Licht in die Wohnung zu lassen und den Sommer zu genießen. Aus Hitzeschutzgründen wäre es sinnvoll, im Sommer tagsüber alles zu verdunkeln und alle Fenster und Türen geschlossen zu halten und erst nachts, sobald es draußen kühler ist als innen, alles zu öffnen. Bei baulichen Veränderungen wollen wir im Winter jede Wattstunde Sonnenenergie nutzen, um weniger heizen zu müssen. Im Sommer wollen wir die Wärme aber draußen halten“, sagt er.

Experte: Selbst gut gedämmte Dächer bieten kaum Hitzeschutz

Eine gute Möglichkeit sei hier, von der Architektur in Südeuropa zu lernen. „In Griechenland oder Spanien sind Häuser meist hell und haben Vordächer oder große Balkone, die bei hochstehender Sonne Fenster und Türen beschatten. Allein das hat schon einen großen Effekt“, betonte er. Der Vorteil sei: Bei tief stehender Sonne scheine diese im Winter in die Wohnung, im Sommer, wenn die Sonne hoch steht, wirke der Schatten.

Problematisch seien Dächer. „Selbst gut gedämmte Dächer bieten kaum Hitzeschutz. Ein guter Schutz gegen Hitze funktioniert nur über Masse. Wer aber mal Mineral- oder Glaswolle hochgehoben hat, stellt fest: Gewichtsmäßig wären auch zehn Rollen davon nicht schwer zu heben. Darum empfehle ich zum Beispiel Dämmplatten aus Hanf oder Holz. Die haben im Winter eine ähnliche Dämmwirkung, sind aber nicht nur ökologischer, sie haben über die höhere Masse auch einen größeren Effekt gegen Hitze. Ähnlich wirken auch begrünte Dächer. Hier muss aber die Statik abgeklärt werden“, erläuterte er.

Eine gute Lösung seien auch Lüftungssysteme über Wärmetauscher. „Dabei wird die Raumluft abgesaugt und die Energie über einen Wärmetauscher der Zuluft zugeführt oder entzogen. So wird vor allem die Luftfeuchtigkeit reguliert. Es verbessert das Raumklima und über die Ventilatoren findet auch dann Luftaustausch statt, wenn kein Durchzug geschaffen werden kann“, erläuterte er. Zentrale Lüftungen seien aber meist nur im Neubau zu realisieren. „Für Rohre sind sonst große Umbauten nötig. Aber es gibt auch kleinere, dezentrale Systeme, die ebenfalls sehr wirkungsvoll sind“, betonte er. Bei einer Heizung über Fußbodenheizung und Wärmepumpe könne diese teils auch zur Kühlung genutzt werden. „Das gilt aber nur für Erdwärmepumpen mit Kernbohrung. Luftwärmepumpen haben nicht genug Leistung. Auch Heizkörper reichen für einen ausreichenden Kühleffekt nicht aus“, erläuterte er. Mit etwas Information sei viel zu erreichen, betonte der Experte.