Wissenschaftspreis Wuppertaler Journalistin erhält Auszeichnung für die Erforschung der Hitzewelle in Indien

Wuppertal · Katharina Nickoleit erhält Wissenschaftspreis des Fördervereins des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik.

Katharina Nickoleit mit zwei Sadhu-Mönchen auf eine ihrer Reisen in Indien.

Foto: Christian Nusch

Die Wuppertaler Journalistin Katharina Nickoleit ist am Donnerstagabend in Oberhausen mit dem Wissenschaftspreis des Fördervereins des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (Umsicht) ausgezeichnet worden. Die 49-Jährige erhielt die mit 2000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren Beitrag „Überleben in der Heißzeit“. Das gut 30-minütige Radiostück war im Mai 2023 im Rahmen der Deutschlandfunk-Reihe „Wissenschaft im Brennpunkt“ ausgestrahlt worden. Nickoleit beschäftigt sich darin mit den Folgen des Klimawandels in Indien, wo die Temperaturen immer öfter auf die Marke von 50 Grad Celsius oder darüber hinaus steigen. Anlass für die Geschichte war, dass „ich jedes Jahr früher von der Hitzewelle in den Zeitungen gelesen habe“, berichtet sie der WZ. So waren es Mitte Februar des vergangenen Jahres schon 38 Grad Celsius, die in dem Land gemessen wurden.

Nickoleit kennt Indien sehr gut, war nach eigener Schätzung „bestimmt zwanzigmal“ in dem riesigen Land für Reportagen unterwegs – in der Regel mit ihrem als Fotografen arbeitenden Mann Christian Nusch und Sohn Tim. Das Paar hat allein vier Reiseführer und Bildbände zu dem Subkontinent veröffentlicht.

Für ihre Recherche zum Thema Hitzewelle war die Familie im Februar und März 2023 sieben Wochen nach Delhi und durch Südindien gereist, Nickoleit sprach mit Experten und Betroffenen, stellte lokale Lösungen für ein großes Problem vor. Es geht unter anderem um Wasserknappheit, Hirsesorten, die gegen Trockenheit resilient sind, oder um Gebäude, die ohne Klimaanlagen auskommen – all das vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wirtschaftswachstums und den steigenden Bedürfnissen einer Mittelschicht, die im Vergleich zum Westen aufholen will. „Während wir in Indien waren, wurden in dem Land 30 neue Flughäfen gebaut“, berichtet die Journalistin. Hinzu kommen neue Autobahnen und neue Shopping-Malls, die aus dem Boden gestampft werden. Zugleich gibt es bitterste Armut und Verslumung in den Großstädten, die in Europa kaum denkbar seien. „Indien ist ein Land der vielen Gleichzeitigkeiten“, berichtet sie.

Nickoleit macht in ihrem Beitrag unter anderem deutlich, wie besorgniserregend die steigenden nächtlichen Temperaturen für die Menschen in Indien sind. Sie verhinderten, dass sich die Menschen vom Tag erholen können. Aber sie zeigt auch auf, wie auf lokaler Ebene Aktionen gegen die steigende Hitze implementiert werden. „Lokal gibt es ein großes Verständnis, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Nickoleit. So berichtet sie über den Stadtdirektor im südindischen Coimbatore, der auf die zunehmende Betonisierung mit der Pflanzung von kleinen Wäldchen reagiert.

Ob und inwieweit solche Maßnahmen ausreichen, bleibt allerdings abzuwarten. Denn auch wenn die Menschen sich bis zu einem gewissen Grad an die extremen Temperaturen im Land anpassen können. „Es gibt Grenzen, an die wir uns nicht mehr anpassen können“, zitiert Nickoleit einen Wissenschaftler, mit dem sie für das Radio-Feature gesprochen hatte.

Nikoleit erhält den Umsicht-Wissenschaftspreis in der Kategorie Journalismus. Zudem wurde der Preis im Bereich Wissenschaft vergeben. Er ging an Dr. Jingyuan Xu und Dr. Gan Huang vom Karlsruher Institut für Technologie. Sie haben eine neuartige Photovoltaikzelle entwickelt, deren Effizienz durch ein an Pflanzen orientiertes thermisches Managementsystem deutlich erhöht werden kann.