Lehrgang Wuppertaler Azubis werden zu KI-Profis

Wuppertal · Ein neuer Zertifikatslehrgang der IHK soll das Thema in den Unternehmen voranbringen.

Der neue IHK-Lehrgang soll Wissen und Fähigkeiten zum Thema KI vermitteln.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Auch wenn der eine oder andere des Themas schon überdrüssig ist, ist dennoch klar: KI (Künstliche Intelligenz) geht nicht mehr weg. Im Gegenteil, sie wird einen immer größeren Raum im Alltag und insbesondere in der Berufswelt einnehmen. Um aber genau auszuloten, wie im Unternehmen KI eingesetzt werden kann, damit sie dem Betrieb einen Mehrwert bietet, braucht es Kenntnisse, die über die sporadische Nutzung von Chat GPT hinausgehen. Genau dort setzt der neue Zertifikatslehrgang „KI-Scout“ der Bergischen Industrie und Handelskammer an.

Ausdrücklich Auszubildende und junge Fachkräfte werden mit dem Lehrgang angesprochen. „Wir wollen damit einen niederschwelligen Ansatz bieten, in dem wir über die Azubis das Thema in die Unternehmen bringen. Azubis haben einen anderen Zugang zu dem Thema, sind oft nah an der Technik“, sagt Carmen Bartl-Zorn, Geschäftsführerin für Aus- und Weiterbildung der Bergischen Industrie- und Handelskammer. Durch den Lehrgang könnten sich die Azubis zudem aktiv weiterentwickeln und eine Zusatzausbildung erhalten.

Für die Lerninhalte hat sich die IHK zwei Bildungsträger an Bord geholt: Zum einen das Berufsbildungszentrum der Remscheider Metall- und Elektroindustrie (BZI) und die Technische Akademie in Wuppertal. Der erste Kurs startet am 27. August und wird am 5. Dezember abgeschlossen, in dem die Teilnehmer ihre Projektarbeiten präsentieren. Sechs Trainingsmodule werden in dieser Zeit behandelt. Los geht es mit Begriffsklärungen und einer grundsätzlichen Einführung in das Thema. Anschließen lernen die Teilnehmer, wie eine KI funktioniert, ihre Chancen, aber auch ihre Grenzen. Zudem lernen sie verschiedene KI-Tools kennen und testen den betrieblichen Einsatz. Abschließend werden auch rechtliche, moralische und ethische Fragen angerissen. Insgesamt werden für alles 52 Stunden angesetzt, inklusive dem Test, der aus der Präsentation und einem Fachgespräch bestehen wird.

Ein Unternehmen schickt Azubi und Ausbilder gemeinsam

„Wir müssen uns auf Veränderungen durch KI einstellen. Das meine ich im positiven Sinne. Darum wollen wir unsere Azubis, sowohl aus dem kaufmännischen als auch aus dem technischen Bereich, für das Thema sensibilisieren und für mehr Klarheit sorgen“, sagt Thorsten Herkert, Ausbildungsleiter bei Knipex. Er war mit zahlreichen anderen Unternehmen zu einer Informationsveranstaltung zu dem neuen Lehrgang gekommen. Bereits zweimal hat die IHK nun die Unternehmen informiert und die Resonanz auf den neuen Kurs sei sehr gut. Erste Anmeldungen liegen bereits vor. Darunter sind nicht nur Auszubildende alleine. Ein Unternehmen schickt beispielsweise drei Tandems aus Azubi und Ausbilder. „Die Idee des Unternehmens dahinter ist, dass nicht die Azubis später mit einem großen Fachwissen aus dem Lehrgang kommen, das der Ausbilder erst noch aufholen muss“, erklärt Bartl-Zorn.

BZI-Geschäftsführer Alexander Lampe weiß, dass das Thema auch Ängste hervorruft, die durch KI-Scouts als Wissensvermittler innerhalb eines Unternehmens ausgeräumt werden könnten. „Viele fragen sich, ob ihre Arbeitsplätze bedroht oder ob das Unternehmen noch wettbewerbsfähig bleiben kann. Dabei kann KI eigentlich die Produktivität steigern, insbesondere in einer Zeit, in der durch dem demografischen Wandel Produktivität verloren geht. Mit den KI-Scouts kann das Thema positiv im Betrieb besetzt werden“, sagt er.

In die offiziellen Lerninhalte hätte es das Thema bisher noch in keinem Ausbildungsberuf geschafft, erklärt Bartl-Zorn. Dazu müssten zunächst alle Verordnungen neu geregelt werden. Darum hätten mit dem Lehrgang die Betriebe die Chance, sich als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren, in dem sie den Auszubildenden die Möglichkeit zur Weiterbildung bietet würden. Gleichzeitig würden sie einen Wettbewerbsvorteil durch die Steigerung der KI-Kompetenz erlangen und in der Folge ihre Produktivität und Marktfähigkeit steigern. Die Azubis selber könnten neben dem Erwerb von fachlichem Know-How die Kurstermine in Präsenz zum Netzwerken nutzen.