Veranstaltung „Death and life Slam“ auf dem Friedhof in Wuppertal

Wuppertal · Vergangenen Mittwoch organisierte Stephanie Trapp den ersten Poetry Slam auf dem evangelisch-lutherischen Friedhof Hochstraße, der den Tod und das Leben vereint.

Michael Schumacher erzählt in seinem ersten Text mit dem Titel „Was noch kommt“ aus der Sicht eines Toten.

Foto: Florian Schmidt

„Das Leben ist für alle tödlich, aber nicht für alle gleich“, heißt es in Holger Pykas Text für den ersten „Death and life Slam“ in Wuppertal. Vergangenen Mittwoch organisierte Stephanie Trapp, Zuständige für Öffentlichkeitsarbeit des Christlichen Friedhofverbandes Wuppertal, den ersten Poetry Slam auf dem evangelisch-lutherischen Friedhof Hochstraße, der den Tod und das Leben vereint. „Es mag auf den ersten Blick ein ungewöhnlicher Ort für solch eine Veranstaltung sein, doch auf einem Friedhof begegnet man nicht nur dem Tod, er ist auch ein Ort der Kommunikation und Ruhe – und genau das soll diese Veranstaltung anleiern“, erklärt sie. Gepaart mit dem sonnigen Wetter bot der Friedhof eine überaus passende Location für die Poeten des Abends Lara Essig, Sonja van der Veen, Holger Pyka und Michael Schumacher, die Moderation übernahm Michael Beyer.

Die Texte müssen selbst geschrieben sein

Wer mit den Regeln des Poetry Slams vertraut ist, weiß, dass es drei grundsätzliche Regeln für die Vortragenden gibt: keine Requisiten, meistens eine Zeitbegrenzung von fünf bis sieben Minuten pro Text und die Texte müssen selbst geschrieben sein, beziehungsweise Zitate deutlich gekennzeichnet. In diesem Fall gab es zwei Runden, bei denen die Vortragenden zuerst einen Text über das Thema Tod und anschließend einen über das Leben präsentierten. Anschließend gab das Publikum ihre Stimmen für die FinalistInnen ab, die jeweils einen Text nach Wahl vortrugen.

Emotionen und tiefe Einblicke in Sorgen und Ängste

Bezeichnend für den Abend waren die Emotionen und tiefen Einblicke in Sorgen und Ängste der Poeten, die das Publikum berührten. In Michael Schumachers erstem Text mit dem Titel „Was noch kommt“ erzählte er aus der Sicht eines Toten, der mittlerweile unter der Erde liegt, dass das Leben zu kurz ist, um sich immer wieder zu fragen, was danach kommt. „Viele fühlen sich schon im Leben wie Restmüll und lassen sich auch so behandeln“, trug er vor. Holger Pyka, der die erste Runde deutlich für sich entschied, verarbeitete in seinem Text, was er aufgrund seiner Tätigkeit als beerdigender Pfarrer vom Tod über das Leben gelernt hat. Hier brachte er das Publikum nicht nur zum Nachdenken, sondern auch viel zum Lachen. Lara Essig sprach über das ganz persönliche und überaus relevante Thema Suizidgedanken. „Suizidal ist man, wenn man mehr Angst vor dem Leben als vor dem Tod hat. Am Ende stand ich vor der Entscheidung, 100 Prozent zu leben oder für immer wegzulaufen“, formulierte sie ihren Weg zu Individualität und Lebensfreude. Sonja van der Veen warnte vor dem Krieg und der dadurch sterbenden Menschlichkeit, die sowohl politisch als auch auf gesellschaftlicher Ebene von großer Bedeutung ist.

Die zweite Runde, die in umgekehrter Reihenfolge stattfand, konnte schließlich Lara Essig mit dem Text „Brunnenschacht“ deutlich für sich entscheiden, die ihr, gemeinsam mit Holger Pyka, den Einzug ins Finale sicherte. Letzterer begann und erzählte von einem Elternteil und seinem Kind in einem alternativen Deutschland namens „Gauland“ und stellte hierbei verschiedenste Fragen in den Raum, die dazu bewegen, aufzustehen und zu handeln. „Wenn dein Kind dich morgen fragt, was willst du ihm erzählen? Das entscheidest du heute!“, beendete er seinen Text. Letztlich konnte sich jedoch Lara Essig im Kampf um den ersten Platz durchsetzen, die mit ihrem Text „Hochhaus“ das Publikum begeisterte.