Wander- und Radtouren am Niederrhein
Norbert Schulte aus St. Tönis bietet selbst ausgearbeitete Wander- und Radtouren am Niederrhein an.
St. Tönis. Der Verführer ist nicht zu übersehen. Norbert Schulte ist von stattlicher Größe. Vier Zentimeter fehlen ihm bis zur Zwei-Meter-Marke. Die Signalfarben Blau und Orange kleiden ihn von Kopf bis Fuß — angefangen bei seiner Weste mit dem Schriftzug „Grenz-ver-Führer“ über ein knalliges Maskottchen aus Venlo am Rucksack bis hinunter zu unterschiedlichen Schnürsenkeln. Ein orangefarbener am linken, ein blauer am rechten Wanderschuh. Dass er sich mit ihnen regelmäßig Blicke und Bemerkungen einfängt, weiß er und nimmt es kokettierend in Kauf. Norbert Schulte ist es gewohnt, Grenzen zu überwinden.
Der 51-Jährige streift gern durch die Lande. Der gebürtige Sauerländer, studierter Wirtschaftsinformatiker, ist privat ein Naturbursche. „Auslöser für meine regelmäßigen Touren war ein Arztbesuch vor zehn Jahren. Der Arzt riet mir, mein Gewicht zu reduzieren,“ sagt Schulte, heute zehn Kilo leichter als damals.
Aus der Notwendigkeit wurde Leidenschaft, aus den privaten Streifzügen eine Wochenend-Profession. Seit Anfang des Jahres bieten Norbert Schulte und der Lobbericher Heinz Willi Spütz ausgearbeitete Wanderungen und Rad-Touren für jedermann im Gebiet zwischen Maas und Rhein an.
Beide haben sich bei einer sechsmonatigen Ausbildung zum zertifizierten Natur- und Landschaftsführer kennengelernt. 70 Theorie-Stunden wurden über das Projekt Naturpark Schwalm-Nette 2012 finanziert. „Im vergangenen Sommer haben wir uns aber entschlossen, uns auf eigene Füße zu stellen“, sagt Schulte. Sie arbeiteten zwölf Touren für jeden Monat des Jahres 2012 aus, Strecken von zehn bis 85 Kilometern.
Grenz-ver-führer, den Namen haben sich die beiden Männer bewusst gegeben: „Der Name sollte sich von anderen Angeboten abheben, Und wir haben uns schon oft ver-fahren und ver-laufen und dabei immer die schönsten Dinge entdeckt“, sagt Schulte.
Im Gepäck haben er und Spütz unterwegs nicht nur das handliche Outdoor-Navigationsgerät mit den eingepflegten eigenen Streckenprofilen, sondern auch Wissenswertes über das, was geschichtlich auf der Etappe von Belang ist oder was Besonderes am Wegesrand wächst. „Bremspunkte“ nennt Schulte die kurzen Info-Stopps.
Schulte kennt sich am Niederrhein aus. Und geht trotzdem immer neue Wege, auch im Internet. „Dort bin ich auf eine niederländische Dissertation über Landwehren gestoßen.“ Er liest sich die neuen Informationen an. „Seit drei Wochen arbeite ich auch die Heimatbücher des Kreises Viersen durch.“ Angst vor „stundenlangen Vorträgen“ während der Touren muss aber kein Teilnehmer haben. „Wir wollen die Leute nicht überfrachten“, sagt Schulte. Aber eine gewisse Fitness setzen die Grenz-ver-Führer voraus, damit die Grenzüberschreitung Vergnügen bleibt. Bei Wind und Wetter.