Weihnachtsbräuche in Lettland
Wenn Rudite Pache, gebürtige Lettin, an die Festtage und Riten in dem Dorf ihrer Kindheit denkt, gerät sie ins Schwärmen: „Es ist unglaublich schön.“ Hier erzählt sie über das Essen, einen Zug durch den Ort und den Baumschmuck.
Willich. Wenn Rudite Pache an den Heiligen Abend in Lettland denkt, leuchten ihre Augen: „Es ist unglaublich schön.“ Einen Brauch liebt die gebürtige Lettin, die seit 2004 in Willich lebt, besonders: „In unserem Dorf zieht man als Tier verkleidet von Haus zu Haus. Wir tragen Felle und sind wirklich nicht zu erkennen, wenn wir anklopfen.“
Los geht es, wenn es dunkel ist. Zwei bis drei Stunden stapfe man durch den Ort, sagt Rudite Pache. „An jeder Haustür gibt’s eine kleine Süßigkeit, für Erwachsene auch ein Schnäpschen. Manchmal packen wir die Süßigkeit in die Tasche, aber meistens essen wir sie gleich auf.“
Überall rufe man sich „Frohe Weihnachten“ zu. Fröhlich sei die Stimmung, heiter, trotz der Kälte von bis zu minus 20 Grad: „Aber das kennen wir ja, ist für uns im Winter normal. Es ist eine trockene Kälte, die ist gut auszuhalten.“ Später wird sich beim gemeinsamen Essen im Kreis der Familie aufgewärmt.
Weihnachten ist die Zeit der Pfefferkuchen. Aber an Heiligabend kommt Deftiges auf den Tisch: „Pirogi müssen sein. Das sind Teigtaschen, die mit Speck gefüllt sind.“ Sieben Speisen stellt sie — wie in ihrer lettischen Familie üblich — in Willich auf den Tisch. Braune Bohnen, dunkle Erbsen, Sauerkraut, Kartoffeln und Fleisch. In Lettland ist ein ganzer Schweinskopf Teil der Tafel. „Und zum Nachtisch gab es zu Hause immer einen großen Topf mit selbst gekochtem Kakao aus der Milch der eigenen Kühe.“
Der Weihnachtsbaum fehlt natürlich auch nicht in der Stube. An ihm werden Gedichte vorgetragen und Lieder gesungen. „Groß muss der Baum sein“, lacht Rudite Pache. Geschlagen wird der „Eglite“ im Wald, geschmückt zu Hause „sehr bunt und mit viel Watte und echten Kerzen“, schwärmt die 29-Jährige.
Sie verbringt den heutigen Heiligen Abend mit ihrem Mann und der sechsjährigen Tochter zu Hause in Willich, nicht im verschneiten Lettland. Willich ist zu ihrer neuen Heimat geworden. „Es ist meins hier. Ich feiere Weihnachten mit meinem Mann und meiner Tochter.“ Ein Familienfest eben, wie in Lettland. Zwar ohne Verkleiden, aber mit Speisen wie bei ihrer Mutter.