Wirtschaft Wie der Kiribaum den Holzmarkt revolutionieren könnte

Eine Firma in Tönisvorst setzt voll auf das Gewächs aus Südostasien. In Vorst sind die Zentrale und das Jungpflanzenlabor des Unternehmens "WeGrow" angesiedelt.

Wirtschaft: Wie der Kiribaum den Holzmarkt revolutionieren könnte
Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Mit dem Kiribaum den Holzmarkt revolutionieren — nicht weniger als das ist das Ziel der WeGrow GmbH mit Sitz im Kehn. Die ursprünglich aus Südostasien stammende Pflanze wächst fünf bis sechs Meter in nur einem Jahr, also ungefähr zehnmal so schnell wie eine Eiche. Das bedeutet viel Holz in wenig Zeit.

Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zeigte die kaufmännische Geschäftsführerin Allin Gasparian jetzt Mitgliedern der CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT) im Rahmen einer Betriebsbesichtigung auf. Auch Bürgermeister Thomas Goßen und Thomas Jablonski, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung des Kreises Viersen, nutzten die Gelegenheit, das junge Unternehmen kennenzulernen.

Allin Gasparian hat WeGrow gemeinsam mit Peter Diessenbacher aufgebaut. Der Diplom-Agraringenieur und Technische Geschäftsführer der Firma konnte die MIT-Besucher allerdings nicht persönlich begrüßen: Er befindet sich gerade in Spanien, wohin er 40 000 junge Bäume zur Auspflanzung ausgeliefert hat.

2009 als Spin-Off-Unternehmen des Forschungsbereiches „Nachwachsender Rohstoffe“ der Universität Bonn gegründet, wird bei WeGrow Wissenschaft mit Praxis verbunden. „Wir gestalten aktiv die Zukunft der nachhaltigen Holzproduktion“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Man setze dabei auf innovative und umweltfreundliche Technologien und erzeuge hochwertigste Holz-Qualitäten.

Die ehemalige Staudengärtnerei im Kehn bietet die idealen Voraussetzungen für das Wachstum der Pflanzen — wie auch des Unternehmens selbst. In Vorst sind die Zentrale und das Jungpflanzenlabor von WeGrow. Die MIT-Besucher staunten dort über die winzigen Setzlinge, die in den benachbarten Gewächshäusern rasch zu stattlichen jungen Pflanzen heranwachsen — und das ganz ohne Gentechnologie.

Peter Diessenbacher (39) hat an der Universität Bonn studiert und war danach im Forschungsbereich „Nachwachsende Rohstoffe“ tätig. Dann lernte er 2005 im Botanischen Garten den Kiribaum kennen — und war von dessen Eigenschaften sofort fasziniert: „Ich kenne sonst kein Holz, das so wenig wiegt und trotzdem so stabil ist“, sagt er. In seiner Studentenbude begann er damit, die ersten Setzlinge in Töpfe zu pflanzen.

Schnell erkannte er mit der Volkswirtin Allin Gasparian, die er schon aus der Schule kannte, das Geschäftspotenzial der Bäume. Es wurde ein Gewächshaus gemietet und rund 15 000 Kiribäume gezüchtet. Diese wurden über das Internet verkauft. 2009 entschlossen sich die beiden dann, die WeGrow GmbH zu gründen und legten eine fünf Hektar große Plantage bei Bonn an. Im Januar 2016 folgte der Umzug nach Tönisvorst. Die Mitarbeiterzahl ist auf zwölf Festangestellte und rund 30 Saisonkräfte gestiegen. Ein Bauantrag zum Ausbau des Labors ist bereits bewilligt.

Insgesamt 350 Hektar werden mittlerweile im Auftrag von WeGrow auf 35 Plantagen bewirtschaftet. Denn die Firma ist reiner Dienstleister, der für mehrere Investoren-Gesellschaften die Bäume pflanzt, pflegt und erntet. Über 200 000 Bäume wurden in Deutschland und Spanien mit einem Kapitalvolumen von 18,2 Millionen Euro gepflanzt. Drei Beteiligungsfonds wurden gegründet, die schon alle voll platziert sind.

Georg Körwer, Vorsitzender der MIT, zeigte sich am Ende beeindruckt: „Alle waren begeistert von dem Besuch.“