Wie Tönisvorst zu dem Namen Apfelstadt kam

Lena Schumacher hat den Slogan „Apfelstadt“ erfunden. Sie siegte 2007 bei einem Wettbewerb, den Stadt und WZ auslobten.

Foto: Friedhelm Reimann

Tönisvorst. Wer Catharina Perchthaler fragt, wie Tönisvorst zu seinem Beinamen gekommen ist, der merkt schnell, dass diese Geschichte der städtischen Mitarbeiterin am Herzen liegt. 2006 war es, als Roland Busch, Redaktionsleiter der Westdeutschen Zeitung, auf die Pressesprecherin zukam und vorschlug, ein Synonym für Tönisvorst zu suchen. Catharina Perchthaler und er gingen ans Werk: Die Bürger wurden in einem Wettbewerb unter dem Motto „Typisch Tönisvorst“ aufgerufen, für die Stadt einen Beinamen finden.

Foto: Friedhelm Reimann

Die Vorschläge übertrafen alle Erwartungen: 128 Personen reichten knapp 190 Vorschläge ein, teilweise sogar mit passender Grafik. Es gab Wortspiele mit dem T aus St. Tönis und dem V von Vorst wie „treu & vital“, „Toll zum Verlieben“, „Tradition verbindet“ und „Tolle Vielfalt“.

Foto: Reimann

In Anspielung auf die beiden Ortschaften kamen Vorschläge wie „Doppelherz“, „Zwillingsstadt“, „Tönisvorst — Stadt mit Flair im Doppelpack“ oder „Nur gemeinsam sind wir eins“. Auch Begriffe wie „Schluff-Stadt“, „Stadt der Apfelblüte“ oder „Stadt der Herrnhäuser“ wurden eingereicht.

Noch heute bewahrt Catharina Perchthaler die Vorschläge in Umschlägen, geordnet nach Themenschwerpunkten, auf. Der Umschlag mit dem Aufdruck „Natur und Obst“ ist der dickste. Darin stecken zum Beispiel auch Ideen wie „Tönisvorst — der Obstkorb vom Niederrhein“ und „Tönisvorst — Obstland“. „Offensichtlich haben die meisten Menschen diese Assoziation, wenn sie an Tönisvorst denken“, sagt die Pressesprecherin. Die Jury hatte klare Vorstellungen von dem Beinamen: prägnant sollte er sein und individuell. Außerdem sollte er leicht von der Zunge gehen, nach innen und außen wirken und ein Name sein, mit dem die Tönisvorster sich identifizieren können.

Mit diesen Vorgaben wurden die Ideen gesichtet. Die Entscheidung fiel einstimmig: „Apfelstadt“ sollte der Beiname lauten. Eingereicht hatte diese Idee die 21-jährige Lena Schumacher, Tochter des Obstbauers Rudolf Schumacher. Der von Roland Busch in die Jury geholte Harald Vergossen, Professor für Stadtmarketing, riet zum Zusatz „am Niederrhein“. So wurde es gemacht.

Lena Schumacher wurde am 8. Mai 2007 bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Stadt und WZ im Mertenshof als Siegerin des Ideenwettbewerbs geehrt. Ein Sonderpreis ging an Franz Helmut Strom, der dafür geworben hatte, den Namen der Stadt im Slogan mit großem T und großem V zu schreiben. Seitdem steht auf offiziellen Schreiben: „TönisVorst Die Apfelstadt am Niederrhein“.

Damit aber ist die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Vielmehr war die Geburt des neuen Namens erst der Anfang einer ganzen Welle von Aktionen, Veranstaltungen und Ideen: Die Händlergemeinschaft „Vorst aktiv“ rief 2008 das Apfelfest ins Leben, das seitdem alle zwei Jahre im September gefeiert wird. Die Stadt richtete eine Apfelwoche in den Kitas aus, in der Apfelsaft gepresst und Apfelmus gekocht wurde. Apfelbäume wurden gepflanzt und eine Apfelstadt-Schlemmertour zusammengestellt.

Und damit nicht genug: Bäcker buken Brot mit Apfelstückchen, Metzger kreierten Apfel-Leberwurst, Design-Studenten der Hochschule Niederrhein entwarfen ein Logo, das einen stilisierten Apfel mit angedeuteter Herzform zeigt. Der Werbering St. Tönis kaufte überdimensionale rote Äpfel, die die Besucher der Fußgängerzone seitdem begrüßen. Auch der Verein „Apfelblüte“ gründete sich und sammelt bis heute Spenden für Bedürftige.

„Im Jugendzentrum gab es mal eine Aktion, bei der ein Apfelmenü gekocht wurde“, erzählt Catharina Perchthaler. „Und einer der Höhepunkt war sicher die Krönung der ersten Apfelkönigin Annica Lambertz 2013“, sagt die Pressesprecherin. Die wiederum war es, die den Apfelblütenlauf ins Leben gerufen hat, der in diesem Jahr am 22. April zum vierten Mal startet und mittlerweile 1500 Läufer in die Apfelplantagen lockt (“ siehe S. 25).