Willich: Kindergartenkinder kontrollieren mit der Polizei den Verkehr

Bei ihrer Dank- und Denkzettel-Aktion sprachen Kinder des Evangelischen Kindergartens die Autofahrer persönlich an - auch solche, die sich an das Tempolimit gehalten hatten.

Willich. "Ich war sechs Kilometer schneller - das ist für mich noch im Bereich der Karenz, wenn Du das verstehst": Nicht alle Autofahrer, die gestern auf dem Bonnenring angehalten wurden, reagierten so gleichgültig und arrogant wie der Fahrer eines schwarzen Porsche.

Bei ihrer Dank- und Denkzettel-Aktion sprachen Kinder des Evangelischen Kindergartens die Autofahrer persönlich an - auch solche, die sich an das Tempolimit gehalten hatten. Für die gab es zur Belohnung eine kleine Tüte Gummibären.

Für die nötige Autorität sorgten die Polizeibeamten Ralf Noetzel und Thomas Jansen in ihren Uniformen. In Zivil: Die beiden Ordnungsamtsmitarbeiter Volker Braun und Christoph Schlesiger mit der Laserpistole.

Um es vorweg zu nehmen: Es wurde während der einstündigen Aktion kein einziger wirklicher Raser erwischt. Schon ein bisschen enttäuschend - für die Ordnungshüter aber ein gutes Zeichen.

Maureen, Josephine, Ronja und Emma wiederholten im Chor folgenden Satz, wenn ein Auto angehalten wurde, das nicht zu schnell unterwegs war: "Wir finden es toll, dass Sie so langsam gefahren sind." Dann überreichten sie den grünen "Dankzettel" und eine Tüte Gummibären.

Auf der anderen Straßenseite machte Susanne Reiffs, die Leiterin des Evangelischen Kindergartens, mit. "Unmittelbar vor dem Kindergarten wird eigentlich selten zu schnell gefahren", sagt Reiffs.

Das liege an einer Schikane auf der Fahrbahn. Alex, Elena, Bekir und Maurice in ihren gelben T-Shirts, übernahmen auf dieser Seite die Ansprache der Autofahrer. "Kinder sehen es anders", stand auf einem Flyer, den die Kleinen verteilten.

Wer zu schnell unterwegs war, bekam noch einen Aufkleber fürs Armaturenbrett - einen Denkzettel also. Der Vater in dem schwarzen Audi, der seine Tochter zum Kindergarten bringen wollte, hatte sich an das Tempolimit gehalten, hörte geduldig zu, was die Kinder ihm zu sagen hatten.

Eine ältere Dame in einem kleinen roten Toyota war geringfügig schneller als erlaubt - sie plagte das schlechte Gewissen, Polizeioberkommissar Ralf Noetzel wiegelte ab: "Sie sind ja nur geringfügig zu schnell gefahren."

Was auffiel: Alle Autofahrer zeigten Verständnis für die Aktion. Fast alle: Als der schwarze Porsche außer Sichtweite war, hörte man das Röhren des Motors - und das in einer Tempo-30-Zone. Er hat sich damit in das Gedächtnis der Polizeibeamten eingebrannt.