Wahlcheck Wohnen in Willich: Wer kann das bezahlen?
Willich · Der WZ-Wahlcheck zu Ideen der fünf zur Stadtratswahl antretenden Willicher Parteien: Vier Wände für jedes Portemonnaie und Alter.
. Der WZ-Wahlcheck 2020 lässt natürlich nicht die Stadt Willich aus. Sie ist mit 51 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt im Kreis Viersen. Ihre Finanzstärke und Infrastruktur im Vergleich zum näheren kommunalen Umfeld ist – unter anderem – von der IHK hochgelobt, aber auch mit der Mahnung versehen worden, im Bestreben nach Bestnoten nicht nachzulassen. Willicher finden also ein gutes Wohnumfeld vor.
Apropos Wohnen: Die Forderung nach bezahlbarem Wohnraum steht in jedem Wahl-Programm. Was sagen die Parteien, die in Willich zur Kommunalwahl antreten, aber heute konkret Jungwählern zu, die in drei, vier Jahren ihre Ausbildung beendet haben werden oder ein Studium aufnehmen und weiter in Willich wohnen bleiben wollen – unabhängig von „Hotel Mama“?
Und wo werden Senioren bezahlbare Wohnungen erwarten dürfen? In welchem Stadtteil sehen die Willicher Parteichefs den höchsten Bedarf an Nachbesserungen?
Hier nun zur besseren und direkten Vergleichbarkeit die Antworten der fünf antretenden Parteien, aufgelistet in der Reihenfolge ihres letzten Wahlergebnisses von 2014.
Wohnraum: 60 Prozent für freien Markt, 40 Prozent preisgedämpft
CDU: „Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gibt es in allen Willicher Stadtteilen und generationsübergreifend – junge Berufs- und Studienstarter, Familien, Singles und Senioren. Bei neu zu schaffendem Wohnraum ein Mix von 60/40 – 60 Prozent für den freien Markt und 40 Prozent preisgedämpft. Eine klare Ansage! Wir haben die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWG), der Name sagt es schon: gemeinnützig. Die GWG besitzt und verwaltet in Willich rund 700 Wohneinheiten mit einer durchschnittlichen Netto-Kaltmiete von 5,39 EUR. Weitere GWG-Objekte werden folgen.
Bei der Grundstücksvergabe an freie Bauträger werden wir – wie zum Beispiel bei den Katharinenhöfen (Gelände an der Bahnstraße in Alt-Willich, ehemaliges Areal des Katahrinen-Hospitals, Anm. d. Red.) – eine Mindestanzahl an gefördertem Wohnraum vertraglich festschreiben. Eine Tauschbörse für Wohnungen und Häuser wäre schnell umsetzbar.“
Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft
SPD: „Die Wohnungsnot ist hausgemacht. Über Jahrzehnte wurden fast ausschließlich Einfamilienhäuser mit großen Grundstücken von der Stadt vermarktet. Oft erzählen junge Willicher uns, dass sie nach Krefeld, Neuss oder Viersen ziehen müssen, weil sie sich in Willich keine Wohnung leisten können. Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, wollen wir eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen und den genossenschaftlichen Wohnungsbau aktiv fördern. Schon jetzt stimmen wir nur noch Bebauungsgebieten mit mindestens 50 Prozent Geschosswohnungsbau zu. Alle Bauvorhaben wollen wir grundsätzlich barrierefrei und seniorengerecht umsetzen.
Mangel von Wohnraum herrscht in allen Stadtteilen. Aber leider kann die Politik nicht mal wissen, wann und wo sich in der Stadt bestimmte Entwicklungen abzeichnen. CDU und Grüne blockieren nämlich seit Jahren die jährliche Fortschreibung des Willicher Sozialatlas.“
Neue Baugebiete sprechen alle Einkommensschichten an
Grüne: (Antwort an die Jugend:) „Ihr bekommt den Wohnraum, den ihr braucht! Wie auch die Senioren! Aber leider übersteigt die Nachfrage das Angebot – und das stadtweit. Stadt und GSG (Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich, Anm. d. Red.) müssen in die Sanierung der Bestandsgebäude („Schrottimmobilien“) rund um die Kirchen investieren und privates Kapital mobilisieren. Das dient dann im Ergebnis der Bindung von Kaufkraft, der Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und Radverkehrs und dem sozialen Leben.
Neue Baugebiete sollen Mitbürger*innen aller Einkommensschichten ansprechen und dies in der Planung und Preisgestaltung berücksichtigen. Zusätzlicher, bezahlbarer Wohnraum im Bestand wird durch Anpassung der Bauvorschriften geschaffen.
Neue Baugebiete werden nur geschaffen, wenn vorab ein nachhaltiges Verkehrskonzept zur Anbindung vorliegt.“
Bezahlbare Wohnungen sollen in den Zentren entstehen
FDP: „Der Bedarf besteht gleichermaßen in allen Stadtteilen. Auch junge Menschen sind durch Familie und Vereine gesellschaftlich in ihren Stadtteilen verwurzelt. Daher ist bezahlbarer Wohnraum flächendeckend. Da das eigene Auto für junge Menschen heute nicht mehr die Priorität wie früher hat, muss der bezahlbare Wohnraum in den Zentren entstehen, sodass Einkäufe, Arztbesuche und der Besuch der Gastronomie zu Fuß erledigt werden können.
Um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, soll das Instrument der öffentlichen Förderung eingesetzt werden. Außerdem muss sichergestellt werden, dass die Stadt Willich die Preise für Grundstücke nicht unnötig hochtreibt. Planungsrechtliche Vorgaben sind so zu reduzieren, dass keine unnötigen Mehrkosten entstehen. Auch kleinere Grundstücke sind anzubieten.
Eine eigene Wohnungsgesellschaft für Willich lehnt die FDP ab.“
Zusammenarbeit mit der GWG des Kreises verstärken
Für Willich: „’Für Willich’ favorisiert hier eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Viersen (GWG). Diese hat in den letzten Jahren viele Projekte in Willich umgesetzt mit bezahlbaren Wohnungen. Insbesondere für junge Menschen und Senioren müssen hier auch kleinere Wohnungen angeboten werden. Der größte Bedarf besteht nach Ansicht von ‚Für Willich’ im kleinsten Ortsteil Neersen, da hier bisher durch die CDU der Schwerpunkt auf Einfamilienhäuser gelegt wurde.
Mitglieder von ‚Für Willich’ haben beim Bau der Flüchtlingswohnungen in Neersen den Beschluss herbeigeführt, dass diese dem allgemeinen Wohnungsmarkt zugeführt werden, sobald die Zahl der Flüchtlinge nachlässt. Da dies inzwischen der Fall ist, sollte das nun umgesetzt werden. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft lehnt ‚Für Willich’ wegen der hohen Kosten ab.“