Ausstellung im Gründerzentrum Willich In einem Kunstprojekt zeigen Kinder und Jugendliche „Flucht und Krieg“
Willich · Den Kindern eine Stimme geben, dieser Gedanke stand im Mittelpunkt einer besonderen Aktion im Stahlwerk Becker zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine.
(b-r) Davyd hat die „Geschichte (m)einer Familie“ gemalt: Drei kleine Leinwände zeigen Menschen, Häuser, einen Wald. Mal mit einer ukrainischen, mal mit einer deutschen Flagge. Dazu schreibt er: „Gestern: Alles ist gut, die gesamte Familie ist zusammen […]. Heute: Mama und ich sind in Deutschland – unsere Gedanken sind immer in der Ukraine […]. Morgen: Wir sind wieder zu Hause in der Ukraine. Alles ist wieder gut und wir bauen die kaputten Häuser neu auf […].“
Den Kindern eine Stimme geben: Dieser Gedanke stand im Mittelpunkt einer besonderen Aktion, die zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine im Gründerzentrum des Stahlwerks Becker stattfand: Dort waren etwa 200 Bilder und Objekte von insgesamt 100 ukrainischen Kindern und Jugendlichen ausgestellt, die entweder im Kriegsgebiet leben oder nach Deutschland flüchteten. Die eintägige Ausstellung war eine Gemeinschaftsaktion zahlreicher Akteurinnen und Akteure: Die Künstlerin Beate Krempe, Wolfgang Boochs, Gründer des gemeinnützigen Vereins „Solidarität mit der Ukraine Willich“, Daniela Löh vom Haus der Künste in Mönchengladbach und der Verein „Sonnenblume – Ukraine Community MG“ waren beteiligt.
Kinder seien ein Spielball der politischen Situation, sagte Beate Krempe in ihrer Begrüßung. Auf den Bildern könnten sie ihre Seele ausschütten. „Es gibt Bilder, die traurig machen, und Bilder, die Hoffnung geben“, sagte Krempe. Davyd hat beides in seinen drei Bildern untergebracht.
Willichs Bürgermeister Christian Pakusch und der Landtagsabgeordnete Guido Görtz (beide CDU) sprachen Grußworte und betonten die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges.
„Kultur ist Balsam für die Seele“, sagte Görtz, und das wird für die Kinder und Jugendlichen beim Malen das Wichtigste gewesen sein. Wolfgang Boochs hatte eine Reihe von Kinderzeichnungen aus der ukrainischen Stadt Irpin mitgebracht. In ihnen ist die Brutalität des Krieges sehr spürbar: Panzer rollen durch eine unwirtliche Gegend, eine Frau und ihre Kinder stehen vor einem zerstörten, brennenden Haus.
Die Probleme nach der Flucht in ein sicheres Land malt Jeliena eindrucksvoll: Sie teilt ihr Bild in zwei Hälften, eine farbige und eine graue Seite. Auf der bunten Hälfte sitzt sie mit ihrer Freundin in der Ukraine am Tisch, in der grauen „bin ich allein in Deutschland“, schreibt sie. „Ich lerne die neue Sprache, und es ist noch sehr schwer, Freunde zu finden. Aber ich lerne weiter, und irgendwann finde ich hier auch Freunde ...“
Eindrucksvoll ist das Kunstprojekt „Flucht und Krieg“, eine Zusammenarbeit zwischen dem Kresch-Theater und der Freiherr-vom-Stein Realschule. In Koffer packten die Schüler symbolisch oder gemalt, was ihnen wichtig ist: die Liebe, die Familie, das Elternhaus, die Freunde.