Publikum in Willich begeistert Schlagabtausch auf niederrheinische Art

Willich · Okko Herlyn ist Theologieprofessor und Kleinkünstler, der gemeinsam mit der Diplom-Sozialarbeiterin Heike Kehl Kabarettprogramme entwickelt.

Okko Herlyn und Heike Kehl traten in der Evangelischen Auferstehungskirche auf.

Foto: Norbert Prümen

(b-r) Mit (mindestens) einer überraschenden Erkenntnis konnten die Gäste des Kabarettabends in der Evangelischen Auferstehungskirche in Willich nach Hause gehen: Sänger Louis Armstrong ist einer von hier. Genauer gesagt vom Niederrhein. Okko Herlyn und Heike Kehl haben es präzise recherchiert und den entscheidenden Hinweis in Armstrongs Lied „What a wonderful world“ gefunden. Darin beschreibt er grüne Bäume, blauen Himmel, freundliche Menschen – damit kann er nur den Niederrhein gemeint haben.

Abgründiges und Wundervolles über den Niederrhein und seine Bewohner, Kopfschütteln über Marotten und bedingungslose Liebe zu der Landschaft und seinen Bewohnern standen auf dem Programm des Kabarettabends, den Okko Herlyn und Heike Kehl vor einem begeisterten Publikum gestalteten. Okko Herlyn ist Theologieprofessor und Kleinkünstler, der gemeinsam mit der Diplom-Sozialarbeiterin Heike Kehl Kabarettprogramme entwickelt.

Oft geht es darin um den Niederrhein. „Niedertracht am Niederrhein. Himmelschreiendes aus der hiesigen Provinz“ lautete das Motto am Freitag in der Auferstehungskirche.

Das Paar ist ein eingespieltes Duo. Mal lieferten sich die beiden einen verbalen Schlagabtausch auf niederrheinische Art, mal lasen sie ihre Texte, mal sangen sie jazzig und bluesig ihre heiteren oder melancholischen Lieder über den Alltag am Niederrhein. Die Sprache hat es ihnen angetan. Herlyn ist in Göttingen geboren und in Ostfriesland aufgewachsen, schaut also mit einem besonders wachsamen Auge auf die Sprachnuancen der Menschen in einem Gebiet, das nicht einmal Wikipedia geografisch richtig verorten kann. Vorschlag von Herlyn: Der Niederrhein ist da, wo Altbier getrunken wird.

Zurück zur Sprache, einem unerschöpflichen Quell der humorigen Betrachtung. Herlyn und Kehl sezierten und analysierten sie lustvoll. Ein paar Beispiele: „Usselig“ als die präzise Beschreibung von Leberwurst, dem eigenen Befinden oder dem Wetter.

„Näne“ als aussagekräftige Antwort auf eine Neuigkeit. Oder das „omma“, das nicht mit der Großmutter zu tun hat und sich so erschließt: „Ich will omma was sagen.“

Das Ausschweifende, zu dem der Niederrheiner neige, verdeutlichte Herlyn bereits vor Beginn mit einem Ratschlag: Wer in Willich eine Straße suche, solle keinen Einheimischen fragen.

Er werde Auskünfte über dessen Verwandte, örtliche Missstände und Fragen darüber ernten, was der Frager hier wolle – und nach langer Weile auch die Wegbeschreibung.

Ausschweifend auch die Chorprobe, die Herlyn mit den Gästen simulierte. Weiter als bis zum Einsingen kam er nicht, weil er sich stets unterbrach, von Anneruth erzählte, die Kuchenliste für den nächsten Probenmarathon abhakte.

Die zahlreichen Gäste sangen übrigens brav und lachend mit.

(b-r)