Willich/Tönisvorst: Kampf gegen die Wassermassen
Tönisvorst registrierte trotz Regen-Rekord nur Pfützen. Willich kämpfte mit überspülten Straßen, Schlamm und einem leck gelaufenen Öltank.
Willich/Tönisvorst. Tönisvorst war am Dienstagmorgen der ARD-Wetterschau im Fernsehen eine statistische Erwähnung wert: Die Stadt war Regen-Rekordhalter in Nordrhein-Westfalen.
In nur einer Stunde waren 44 Liter pro Quadratmeter gefallen. Diese gewaltige Regenmenge blieb aber offenbar ohne schwerwiegende Folgen für Bürger und Tönisvorster Feuerwehr. Deren Sprecher Michael Steeg meldete am Dienstagvormittag: "Einsätze? Fehlanzeige!"
Auch Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt, sprach lediglich von "winzigen Problemen", Pfützen im Keller der Verwaltungsgebäudes an der Bahnstraße in St. Tönis, im Vorster Rathaus und im Filmraum des Schulzentrums Corneliusstraße. "In die Rosentalhalle regnete es ein bisschen rein".
Das Regenrückhaltebecken Unterschelthof war nach dem Regen gefüllt, Wasser lief in den Fliethgraben über. "Der war zu zwei Dritteln gefüllt," so Catharina Perchthaler. Anwohner aber meldeten bis Dienstagnachmittag keine Wasserschäden.
In der Vergangenheit hatte es hier immer wieder Probleme gegeben. Auch das Regenrückhaltebecken in Clörath lief über. Der Flöthbach nahm die Wassermengen auf, "war zu 80 Prozent gefüllt".
Dramatischer stellte sich die Situation auf Willicher Stadtgebiet dar. "Wir hatten rund 50 Einsätze", zog Stadtbrandmeister Thomas Metzer Bilanz, als es mittags ruhiger wurde. Seit 4 Uhr früh waren er und "bis zu 90 Feuerwehrleute" unterwegs, vor allem in Anrath und Schiefbahn.
An der Brückenstraße in Anrath waren durch die Regenmengen sechs Kanaldeckel hochgespült worden. Die Polizei, von Anwohnern alarmiert, setzte sie wieder ein.
Dreimal leistete die Feuerwehr in Schiefbahn Menschen in Not Hilfe. Die starken Regenfälle hatten sie beunruhigt, sie hatten nach dem Rechten schauen wollen. Metzer: "Eine Person war auf dem Weg in den Keller ausgerutscht und hatte sich den Fuß in der Treppe verklemmt."
Ebenfalls in Schiefbahn wurde ein Rollstuhlfahrer von dem Wasser im Tiefgeschoss seiner Wohnung überrascht. Metzer: "Er musste ins Freie gebracht werden." Lebensgefahr bestand aber zu keinem Zeitpunkt.
Im Fonger (Schiefbahn-Niederheide) liefen Schlamm und Wasser von einem Feld in ein Haus an der Straße Zum Coenenhof. Das Wasser füllte die Kellerräume bis in Erdgeschoss-Höhe.
Metzer: "Die Heizungsanlage der Leute läuft auf Öl. Ein Tank mit 500 Litern Öl schwamm auf." Der Tank löste sich von Anschlussleitungen und lief aus. Eine Fachfirma musste 50 000 Liter der öligen Brühe abpumpen.
Bis in den Nachmittag hinein hatte die Feuerwehr außerdem am Pumpwerk an der Anrather Straße in Münchheide zu tun. "Wir pumpen zurzeit noch 1300 Liter pro Minute ab, damit das Wasser nicht Richtung Kückesweg in die Keller der Häuser dort läuft", sagte Thomas Metzer.