Willicher heiß auf Erdwärme

Schon über 100 Beratungsgespräche hat es im neuen Kompetenzzentrum Geothermie gegeben. Das Angebot wird ausgebaut.

Willich. Seit drei Monaten gibt es das Kompetenzzentrum Geothermie im Gründerzentrum an der Gießerallee19 im Stahlwerk Becker. Die Stadt Willich hat damit in der Region eine Vorreiterrolle in Sachen Nutzung von Erdwärme übernommen. Der gute Besuch bei den wöchentlichen Beratungen zeigt schon jetzt: Das Interesse an neuen Formen der Energiegewinnung ist groß.

Rund 100 Beratungsgespräche hat Bernd Bremerich-Ranft, Diplom-Geologe vom Aachener Unternehmen Geobit, bereits geführt. "Wir sind sehr zufrieden", freut er sich. 75 Prozent der Interessenten, die eine kostenfreie Beratung nutzen, sind dabei Besitzer von Einfamilienhäusern. Die restlichen 25 Prozent verteilen sich auf Unternehmer und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern.

Aber egal, für welches Objekt die Beratung in Anspruch genommen wird, das Prozedere ist immer gleich. "Wir fangen mit der Eingabe des Standortes an und überprüfen das geothermische Potenzial anhand der entsprechenden Karten", erklärt Bremerich-Ranft. Diese verraten dem Fachmann, ob das betreffende Grundstück zur Nutzung von Erdwärme geeignet ist.

Da große Teile des Stadtgebiets über ein hohes geothermisches Potenzial verfügt, fällt die Aussage durchweg positiv aus. Willich kann die drei Spitzenbereichen der Klassen 1, 2 und 3 sein Eigen nennen. "Das sind Klassen, in denen die Anlagen wirtschaftlich laufen", betont Bremerich-Ranft. Dass die Nutzungschancen so gut sind, liegt am geologischen Profil: Die alten Rheinablagerungen sind mit Grundwasser gefüllt, das die Erdwärme gut nach oben leitet.

Nach der geologischen Prüfung werden beim Beratungstermin alle Informationen in eigens angelegte Tabellen eingegeben. Dazu gehört auch, dass der Kunde die Daten seiner letzten Heizkostenabrechnung kennt bzw. den Jahresbedarf seines Hauses in Kilowattstunden mitbringt. Anschließend wird berechnet, welche Energie die Wärmepumpe aus der Erde herausholen kann. Die ebenfalls anwesenden Heizungsbauer können dann beraten, ob die vorhandene Heizanlage geeignet ist oder ob Änderungen notwendig sind.

"Wir bieten alles - von der ersten Beratung, über Planung und Bohrung, bis hin zum Förderantrag. Wer möchte, kann aber auch nur einen bestimmten Part des Angebotes nutzen", erläutert Bremerich-Ranft. Wichtig seien ihm und dem Team von Geothermie, dass der Bürger wisse, was ihm eine solche Erdwärmeanlage bringen könne.

Wie diese überhaupt funktioniert, können die Ratsuchenden im Kompetenzzentrum live erleben. Dessen Kernstück ist nämlich eine Pilot-Anlage mit Wand- und Fußbodenheizung. Zudem baut die Stadt gerade eine alte Reithalle in Münchheide zu einer "Energie-Plus-Halle" um: Dort wird Erdwärme mit einer Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung kombiniert.

"Wir sehen vor dem Hintergrund der steigenden Energiekosten die Notwendigkeit, sich mit Alternativen zu befassen", sagt auch Heinz-Wilhelm Hermeling, Vorstand der Volksbank Mönchengladbach. Sein Institut wird daher am Dienstag, 21.Oktober, 19 Uhr, erstmals einen gesonderten Beratungstermin für Firmen- und Gewerbekunden im Kompetenzzentrum anbieten. Anmeldungen dafür werden unter Telefon 02161/5861-127 erwünscht.