Willicher vermisst „seine“ Brücke
Yvon Martin wünscht sich die Brücke am See des Sport- und Freizeitzentrums zurück — und will eine Initiative starten.
Willich. Wenn Yvon Martin seinen nahezu täglichen Gang in Richtung See inmitten des städtischen Sport- und Freizeitzentrums macht und er an seinem Lieblingsplatz angekommen ist, dann verdunkelt sich sein Gesicht. „Von hier habe ich beim Tai Chi und Qi Gong immer auf die Brücke geschaut. Es war ein wunderschöner Anblick, und das zu jeder Jahreszeit“, sagt der Willicher, der auf der kopfsteingepflasterten Einbuchtung steht, die ein wenig in den See hineintragt und die von ausladenden Baumkronen geschützt ist. Sein Platz, um die beiden Sportarten auszuüben und bei schönem Wetter auch zu unterrichten.
Doch statt der Holzbrücke, die genau gegenüberliegend über die Engstelle des Sees führte, blickt er jetzt auf eine gähnende Leere über dem Wasser. Die malerisch rechts und links von Bäumen eingefasste Brücke wurde vollständig abgerissen. Lediglich die beiden Betonpfeiler an den jeweiligen Seiten, die die Konstruktion einst trugen, ragen noch ins Wasser hinein. Auf ihnen wurde bereits auf beiden Seiten ein Absperrgitter installiert, um deutlich zu machen, dass es dort nicht mehr weitergeht.
„Es fehlt etwas. Es war alles harmonisch angeordnet. Schließlich hat sich der Architekt, der die ganze Anlage entworfen hat, auch etwas beim Bau der Brücke gedacht“, sagt Martin. Es sei wie ein Einschnitt, fügt der Willicher an und blickt auf die von ihm gemachten Fotografien, die die Brücke noch in ihrer ganzen Schönheit zeigen. Für Martin ist es unverständlich, dass sich die Stadt Willich entschlossen hat, das Bauwerk abzubauen. „Wenn man gewusst hätte, dass sie demontiert werden sollte, hätte man überlegen können, ob es eine Möglichkeit des Erhalts hätte geben können“, sagt Martin.
Denn nicht nur er vermisst die Brücke. Viele Bürger, die er in der Parkanlage angesprochen habe, seien ebenso unangenehm überrascht wie er selbst. Auch wenn die Brücke schon seit Längerem nicht zu betreten gewesen war, so konnte ihr Anblick aber immer noch genossen werden. Es war in den Augen etlicher Bürger ein passendes Gesamtbild.
Vonseiten der Stadt Willich heißt es, dass die Brücke in einem reparaturbedürftigen Zustand gewesen sei und nicht mehr den Verkehrssicherheitsbestimmungen entsprochen habe. Daher war sie bereits seit drei Jahren gesperrt. „Es gab in dieser Zeit keine Beschwerden, weil die Brücke nicht benutzbar war. Es wurde politisch diskutiert, ob ein Rück- oder ein Wiederaufbau erfolgen sollte. Die Entscheidung fiel für den Rückbau“, informiert der Geschäftsbereich Schule, Sport und Kultur der Stadt Willich. Wobei letztendlich die Kosten eine entscheidende Rolle spielten. Ein Neubau hätte bei 25 000 bis 30 000 Euro gelegen. Der Abriss, der vor Kurzem erfolgte, kostete dagegen nur 2000 Euro.
Martin hofft nun, dass sich vielleicht weitere Bürger finden, die wie er ein Interesse daran haben, dass eine neue Brücke gebaut wird. „Vielleicht kann man eine Bürgerinitiative dafür ins Leben rufen“, sagt Martin. Interessierte Bürger könnten sich per E-Mail (ypsilonaime@web.de) an ihn wenden. „Ein solches Vorhaben kann nur gemeinsam gestemmt werden“, sagt er.