Zukunft: Kreide wird’s auch 2025 geben

Volker Sternemann, IT-Fachmann für Willichs Schulen, sagt, wie er sich das Arbeiten in Klassenzimmern in 13 Jahren vorstellt.

Willich. So spricht ein IT-Fachmann: „Meine Grundschulzeit war rein analog“, sagt Diplom-Verwaltungswirt Volker Sternemann, heute 41, und lacht. „Ich schrieb damals ausschließlich mit Bleistift und Füller.“ Erst mit 15, 16 tippte er regelmäßig für die weiterführende Schule auf PC-Tasten und bediente die Maus. „Privat saß ich aber schon als Neunjähriger am Computer“, sagt der gebürtige Winterberger. Damals war Schüler Volker ein Pionier. Heute wäre er spät dran: Das PC-Einstiegsalter liegt bei sechs Jahren und drunter — jedenfalls in Willich.

„In der Stadt gehen Schüler flächendeckend vom ersten Schuljahr an mit dem PC um.“ Bis 2025 wird sich das Einstiegsalter vorverlegen. Davon ist Sternemann überzeugt. „Schon jetzt bringen viele Kinder Vorwissen aus dem Kindergartenalter mit.“

Seit 2006 ist Sternemann für die Informationstechnologie (IT) an den 15 Willicher Schulen zuständig. Er stattet sie mit Hard- und Software aus, installiert, verknüpft, pflegt und „updatet“ die Ausstattung. In seiner Schulzeit hätte man es so formuliert: Er bringt sie auf den neuesten Stand.

Willich ist eine IT-Kommune. Im Vergleich zu Nachbargemeinden steht die Stadt schon jetzt mit beiden Beinen in der Zukunft: 950 PCs, Notebooks und Laptops stehen den Kindern in allen Schulen zur Verfügung. Statt auf kleine Medien-Ecken setzt man auf komplette Laptopklassen. Der PC- und Internetführerschein ist schon an Willichs Grundschulen Standard. Der sichere Umfang mit Medien wird neben Lesen und Rechnen als Kernkompetenz gesehen. Lehrer, Eltern und Schüler vernetzen sich. Im Klassenzimmer von 2025 werden Kleincomputer und Smartphones allgegenwärtig sein, sagt Sternemann. „Die Kinder werden die immer kleiner werdenden Geräte im Alltag permanent mit sich herumtragen.“ Die Grenzen zwischen privaten und von der Schule gestellten Geräte werden verschwinden, glaubt Sternemann. Lerninhalte werden online abgespeichert, sind jederzeit und überall abrufbar. Die Vernetzung über Online-Plattformen weitet sich aus.

„2025 wird es noch Tafeln und Kreide geben“, glaubt Sternemann. In der Wissensvermittlung bleibe aber der klassische Frontalunterricht ganz wichtig. Der Computer, sagt Sternemann, müsse Hilfsmittel bleiben. „Nur zu wissen, dass die Rechtschreibprüfung mit Taste F7 funktioniert, reicht nicht aus.“

Zurzeit hat jede Willicher Schule einen oder zwei Lehrer, die Aufgaben als EDV-Koordinatoren übernehmen. In 13 Jahren werden es mehr sein. „Für die jungen Lehrkräfte ist diese Technologie ihr täglich Brot. Sie haben den Umgang von Geburt an gelernt. Das macht die Sache natürlicher.“ Für Nutzer werde 2025 alles einfacher zu bedienen sein, an Wartung und Pflege aber würden höhere Anforderungen gestellt.

Schon jetzt denkt Sternemann über die Gegenwart hinaus. Er beschäftigt sich mit Virtualisierungstechnologien. Sie ermöglichen es, künftig kleine, stromsparendere Sichtgeräte statt normaler PCs einzusetzen. Außerdem muss ein Systemadministrator nicht mehr Riesen-Software-Pakete installieren. Die neuen Technologien räumen die Nutzung von wesentlich umfangreicheren Programmen als bisher ein. In jeder Schule. In jedem Klassenzimmer, zu Hause, unterwegs, jederzeit. Die neuen Technologien müssen auf PC-Herz und Nieren getestet werden. Enden die Tests erfolgversprechend, kann der Willicher Politik ein Konzept vorgestellt werden. Denn ohne die Mitbestimmung der politischen Gremien geht es nicht. Das ist 2012 so. Und es wird auch 2025 so sein.