Tönisvorst Zum Geburtstag ein flottes Tänzchen

Seit zehn Jahren gibt es das Demenz-Café der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis.

Foto: Kurt Lübke

St. Tönis Als Marion Wlontzka vor elf Jahren die Stelle als Seniorenbeauftragte bei der evangelischen Kirche antrat, hatte die Sozialpädagogin die Idee, Menschen mit Demenz mehr einzubinden und für sie ein Angebot zu schaffen. „Ich hatte den Eindruck, der Bedarf ist da“, erinnert sich die heute 57-Jährige. Zehn Jahre ist es jetzt her, dass das Demenz-Café in den Räumen des Gemeindezentrums an der Hülser Straße erstmals die Türen öffnete. Das runde Jubiläum wurde jetzt gefeiert.

Marion Wlontzka erinnert sich noch gut an die Anfänge. Gemeinsam mit Erich Schützendorf, damals bei der Volkshochschule für Fragen des Älterwerdens zuständig, wurden Ehrenamtler geschult. Die hatten sich vorher bei einer Informations-Veranstaltung zusammengefunden. „23 Teilnehmer nahmen an der Schulung teil, zwölf Frauen blieben schließlich dabei“, erzählt Wlontzka.

Von diesen Ehrenamtlerinnen der ersten Stunde sind heute noch fünf im Team: Elfi Aeuer, Ute Meloni, Ute Lessenich, Heidi Lambeck und Rosemarie Sattler. Insgesamt hat das Café-Team zurzeit 16 Ehrenamtler: 13 Frauen, die abwechselnd im Café tätig sind, und drei Fahrer, die die Gäste zu Hause abholen und wieder zurückbringen. „Ihr habt viel Zeit, Energie und Mühe in das Café gesteckt“, bedankt sich die Seniorenbeauftragte bei den fleißigen Helferinnen. Dabei seien die Anfänge eher frustrierend gewesen. „Im ersten Jahr hatten wir höchstens mal drei Gäste“, erinnert sich die Leiterin. Aber das Team glaubte an die Idee und gab nicht auf. Heute besuchen jeden Donnerstagvormittag von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr zwölf demenziell veränderte Senioren das Café.

„Genau 80 verschiedene Menschen waren in den zehn Jahren unsere Gäste“, hat die Seniorenbeauftragte ermittelt. 21 Ehrenamtlerinnen haben sich im Laufe der Zeit um die Besucher gekümmert und Fahrdienste übernommen. Neben der Bewirtung gehören zur Caféarbeit das gemeinsame Spielen und Basteln und die Organisation von Ausflügen.

„Es geht darum, die Gäste zu fordern, aber nicht zu überfordern, ihnen die Möglichkeit zu geben, soziale Kontakte zu pflegen und den Angehörigen eine kleine Entlastung zu bieten“, fasst Wlontzka die Zielsetzung des Demenz-Cafés zusammen, das die Kirchengemeinde bis 2011 in Kooperation mit dem Seniorenbüro „Alter-nativen“ angeboten hat und heute allein verantwortet.

Nach dem gemeinsamen Frühstück wird erzählt und gesungen. Außerdem denkt das Team sich oft Aktionen aus, die die Senioren an früher erinnern. So reisen die Gäste gedanklich auf einen Jahrmarkt und dürfen Lose aus einem Eimer ziehen. Auch Lebkuchenherzen werden verschenkt und gebrannte Mandeln angeboten. „Wir sprechen dann über die Kirmes, die die Gäste als Kinder besucht haben. Da kommen viele Erinnerungen an glückliche Momente wieder“, weiß die Sozialpädagogin.

Auch leichte körperliche Betätigung wird angeboten. Luftballontennis, Erbsen-Säckchen werfen und das Herumreichen eines Papptellers voller Wäscheklammern gehören dazu. „Und unsere Ausflüge haben uns schon mehrfach ins Lehmbruck-Museum, in den Krefelder Zoo und ins Freilichtmuseum an der Dorenburg und auf Gut Heimendahl geführt“, erzählt Wlontzka. Finanziert werden das Frühstück und die Aktionen über den Teilnehmerbeitrag von zwölf Euro, den die Pflegkasse trägt.

Immer wieder lädt das Café-Team Besucher ein. So hat der St. Töniser Harry Klupsch schon häufig auf seiner Gitarre alte Schlager angestimmt, und das Puppentheater Zipfelmütze hat Stücke gezeigt. Auch die Kinder der Grundschule Hülser Straße und der Kindertagesstätte „Wiesenzauber“ kommen immer mal wieder vorbei.

Zur Jubiläumsfeier war die Tanzschule „Dr. Beat“ dabei. Thomas Zanders und seine Frau Melanie Struve zeigten flotte Tänze aus den 20er- und 30er-Jahren und luden die Versammelten ein, sich ebenfalls zur Musik zu bewegen.