Willich Die Dame wird zum Gummiband
Beim DJK/VfL Willich gibt es jetzt einen Boogie-Woogie-Kurs. Elf Paare machen mit.
Willich. „Gehen Sie auf der Stelle, setzen Sie nur den Ballen auf und rollen den Fuß langsam ab, rechts und links, gehen Sie dabei ein wenig in die Knie.“ Thomas Behrendt gibt das Kommando. Eigentlich ist er Software-Entwickler, seine Frau Monika Bibliothekarin. Doch heute sind die Eheleute, die seit 26 Jahren verheiratet sind, mit CD-Player als Tanzlehrer erschienen. In der kleinen Vereinshalle des DJK/VfL Willich findet der erste Tanzkurs im Boogie-Woogie statt.
„Wir tanzen halt sehr gerne — und wenn es geht, auch sportlich“, sagt Thomas Behrendt. Erst war es der Rock‘n’ Roll und dann der Boogie Woogie. „Weil der Tanz, wir werden ja nicht jünger, nicht ganz so anstrengend ist“, erklärt der 54-Jährige. Er hat wie seine Frau ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Boogie Woogie Mafia“ an. Dies ist der Name eines Düsseldorfer Vereins, in dem die Willicher Eheleute seit etwa fünf Jahren aktiv sind.
Elf Paare sind zur ersten von vier Doppelstunden gekommen. Eine Woche zuvor hatte es bereits einen Schnupperkurs gegeben. Solo ist heute die Leiterin der Tanzabteilung, Hannelore Eichholz: „Ich würde gerne mitmachen, muss aber noch etwas warten, da mein Ehemann krank ist.“
In der benachbarten Kolping-Halle gab es bisher auch schon Tanzkurse. Direkt von dort gewechselt ist der Neersener Hubertus Wallraffen mit seiner Lebensgefährtin Ingeborg. Eben Tango Argentino, jetzt Boogie Woogie; Wallraffen erläutert: „Mir zuliebe hat Ingeborg den Walzer gelernt, jetzt tue ich ihr den Gefallen und lerne diesen Tanz.“
Früher hat das Anrather Paar, Ute und Harry Heffels, meist Standard getanzt, so Slowfox und Quickstep. Dann kam der Jive und Cha-Cha-Cha dazu. „Und jetzt probieren wir das mal, das ist ruhig und da gibt es keine Kraftelemente, zumal ich für einige Würfe zu schwer bin“, sagt schmunzelnd der im Vertrieb arbeitende Harry Heffels (52). Ehefrau Ute macht das schon bei ihrer Premiere sehr gut, hat vor allem ein Taktgefühl.
Gerade ertönt „Rock around the clock“ von Bill Haley — allerdings in gemäßigtem Tempo. Die Paare sind noch bei den Grundschritten, lernen das auf der Stelle wippen oder das „Links Rück“ oder „Rechts Platz“ kennen. So langsam wird die Taktfolge schneller. Dann wird paarweise Aufstellung genommen. „Die Herren machen jetzt einfach mit der linken Hand den Pistolengriff, die Dame legt dann die Hand da rein“ — und kurz darauf: „Ziehen Sie die Dame wie ein Gummiband etwas heran, der Arm der Dame darf dabei aber nicht ganz lang werden, halten Sie die freie Hand unter Spannung, die darf nicht wie ein nasser Sack runterhängen“, erklärt Thomas Behrendt die Folge „Rück Platz“ und „Wechselschritt“. Nach diesen Grundschritten werden noch zwei Platzwechsel ausprobiert, geführt und frei.
Die Paare sind allesamt gut drauf. „Seit langem möchten wir schon einen Tanzkurs machen, aber irgendwie sind wir bislang nicht so richtig aus dem Quark gekommen“, ist die ehrliche Feststellung von Buchhändlerin Simone Mayus. Und da die Eheleute Behrendt ihre Nachbarn sind, habe sich dieses jetzt ergeben. „Das war ein guter Aufhänger“, meint auch Ehemann Christoph. Die Beiden würden sich freuen, wenn aus diesem Kurs ein lockerer Tanzkreis entstünde, der sich dann in Abständen träfe. „Das überlegen wir auch ab Januar“, können sich dies Monika und Thomas Behrendt gut vorstellen.
Aus allen vier Willicher Stadtteilen sind Tanzpaare dabei, so aus Schiefbahn Heike und Rainer Stanke. Für das Ehepaar, seit 35 Jahren miteinander verheiratet, steht fest: „Dieser Tanz ist für uns genau richtig, für den Rock‘n’Roll sind wir etwas zu alt.“