Zahl ausgesetzter Tiere geht zurück
Zur Ferienzeit werden im Nettetaler Tierheim weniger Katzen oder Hunde abgegeben als sonst.
Nettetal. Es ist höllisch laut. Vor allem die Hunde in den Käfigen bellen ohrenbetäubend, sobald sich jemand Fremdes den Unterkünften im Matthias-Neelen-Tierheim nähert. Die Katzen und Kaninchen hingegen ziehen sich zurück, sie sind sehr verängstigt. Viele von ihnen sind Fundtiere, die in der Auffangstation am Flothend abgegeben worden sind. Dort werden sie von Ingrid Erdmann und ihrem Team versorgt und weiter vermittelt.
„Von Mai bis Oktober müssen wir vor allem viele verwilderte Katzen unterbringen. In dieser Zeit tragen sie ihre Jungen aus“, berichtet Ingrid Erdmann, die seit 1987 als Tierpflegerin im Tierheim des Kreises Viersen arbeitet. „Wir lassen sie bei uns die Jungen bekommen, ziehen diese groß und vermitteln die Jungtiere.“ Für die Katzenmutter hingegen kann nur eine neue Bleibe gesucht werden, wenn sie gezähmt werden konnte. „Ansonsten können wir sie nur wieder in die Freiheit entlassen“, sagt Erdmann. Bevor eine Katzenmutter das Tierheim jedoch wieder verlässt, wird sie kastriert. „Das bieten wir als Service auch bei den Jungtieren an. Allerdings erst, wenn sie alt genug sind. Werden sie vorher in eine Familie gegeben, holen wir das zu einem späteren Zeitpunkt nach“, erläutert Erdmann.
Obwohl knapp 100 Katzen derzeit im Tierheim untergebracht sind, stellt Erdmann fest, das weniger Menschen ihre Tiere aussetzen. Gerade zur Ferienzeit waren in der Vergangenheit alle Käfige belegt. Die Tierpfleger wussten nicht, wo sie die Tiere noch unterbringen sollten. „Das ist in den vergangenen Jahren weniger geworden. Die Menschen sind umsichtiger“, sagt Ingrid Erdmann, die mit ihrem Mann Ralf seit 20 Jahren im Tierheim arbeitet. Vor 17 Jahren übernahm Ralf Erdmann zudem die Leitung der Einrichtung.
Die Leute seien sensibilisierter, nimmt Erdmann an. Zudem gibt es mittlerweile eine Pflicht, seinen Hund zu chippen — sofern er mindestens eine Höhe von 40 Zentimetern oder 20 Kilo wiegt. Auch gebe es genug Tierpensionen, die Vierbeiner für eine gewisse Zeit aufnehmen, betont Erdmann. Zudem informiert das Ehepaar Interessenten genau über die Kosten und Haltung eines Tieres. „Pauschal kann man mit rund 100 Euro pro Monat rechnen, um einen Hund zu versorgen. Darin enthalten sind Futter, Versicherung, Steuern und Impfungen“, sagt Erdmann. „Die Kosten für eine Katze belaufen sich etwa auf 50 Euro.“ Allerdings: Nicht berechnet sind Kosten wie etwa Arztkosten, sollte das Tier krank werden.
Wer im Urlaub sein Herz an ein freiherumlaufendes Tier verloren hat, sollte dies aber nicht mit nach Hause nehmen, warnt die Tierpflegerin: „Das kann sonst zu großen Problemen führen. Denn so können Krankheiten eingeschleppt werden, die es in Deutschland gar nicht mehr gibt. Im schlimmsten Fall ist das Tier bereits so krank, dass hohe Arztkosten auf den neuen Besitzer zukommen.“ Auch müsse man hierzulande einen gültigen Impfschutz nachweisen und ein Gesundheitszeugnis vorlegen, sonst mache man sich strafbar. Und: „Wer hierzulande ein verwildertes Tier findet, sollte es nicht anfassen, sondern direkt das Tierheim oder das Ordnungsamt informieren. Sonst kann es zu argen Verletzungen kommen“, warnt Erdmann.