Zu kalt: Imker schlagen Alarm
Der kalte April hat Konsequenzen: So wenig Honig wie aktuell gab es seit 17 Jahren nicht. Den Obstbauern geht es kaum besser.
Kreis Viersen. Die Imker im Westkreis schlagen Alarm: „In diesem Jahr wird es kaum Frühjahrshonig geben“, sagt Leo Dörenkamp, Vorsitzender des Imkervereins Viersen-Stadt. Der 63-Jährige züchtet seit 17 Jahren Bienen, doch: „So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt.“ Der Honigmangel wird Folgen haben: Wenn mehr Honig importiert werden mus, dann wird der Honig auf dem Brot teurer. Die Obstbauern leiden ebenfalls unter Frost und unter weniger Bestäubungen durch die Bienen: Ihre Ernte droht magerer auszufallen.
Dass die Honigwaben im Frühjahr leer geblieben sind, hat auch Heinz Ridder, seit 2009 Vorsitzender vom Imkerverband Nettetal, feststellen müssen. Und das ist nicht das einzige Problem: „Bereits durch den kalten Winter sind viele Bienenvölker verendet; es hat größte Verluste gegeben“, sagt Ridder, Auch seine eigenen zwölf Völker seien stark geschwächt worden.
Das wechselhafte Frühlingswetter löste den Mangel an heimischen Imkerhonig aus. Leo Dörenkamp war im März noch zufrieden: „Der März war im Durchschnitt wärmer als der April, es fing zeitig an zu blühen.“ Doch den Bienenvölkern fehlte laut Dörenkamp die Zeit für die Entwicklung: „Die Bienen mussten sich um die Brutpflege kümmern, konnten nicht zum Honigsammeln ausschwärmen.“
Leo Dörenkamp, Vorsitzender des Imkervereins Viersen-Stadt
Und dann sei der April gekommen. Dieser Monat brachte, so der Vereinsvorsitzende, niedrige Temperaturen und Nachtfröste — die Obstblüte erfror. Das brachte Problem für die Bienen, denn sie fanden nur noch erfrorene Blüten; es gab kaum Pollen und Nektar. „Zeitweise sah es sogar so aus, als müssten wir die Bienen mit Honig füttern“, so Dörenkamp.
Dass der Frühjahrshonig ausbleibt, hat Heinz Ridder in seinen 50 Jahren als Bienenzüchter schon mal erlebt. „Manchmal gab es Jahre, an dem zum 1. Mai kein grünes Blatt zu sehen war“, erinnert sich der Nettetaler. Er geht aber auch von Konsequenzen aus: „An vielen Stellen sind die Blüten erfrorene, es wird weniger Obst geben.“
Bernd Schumacher, Landwirt vom Großheyerhof in Tönisvorst und Betreiber des Apfelparadieses, meint sogar: „Leider können wir noch nicht absehen, ob wir Äpfel erwarten dürfen.“ Auch Rudolf Steves (27) vom St. Töniser Obsthof blickt einer ungewissen Ernte entgegen: „Es war schlechtes Blühwetter, den Bienen hat die Zeit zur Bestäubung gefehlt.“ Er geht davon aus, dass es „deutschlandweit weniger Äpfel geben wird“. Für die eigenen 40 Hektar große Anbaufläche kann er die Konsequenzen nur abschätzen. „Vielleicht zwei, drei Prozent weniger. Für den Direktverkauf wird es reichen, für alle Händler nicht.“
Imker wie Heinz Ridder und Leo Dörenkamp hoffen darauf, dass sie ihre Gläser später fühlen können — mit Sommerhonigsorten.