Leserbrief Hülser Straße: Debatte um geplanten Kreisverkehr Kritik am Linden-Kompromiss
Zu: „Der Kempener Linden-Kompromiss“, WZ, 12. Mai
Die Lindenallee an der Hülser Straße ist von der Naturschutzbehörde schon vor mehr als 25 Jahren als Landschaftsbestandteil geschützt worden. Schlimm genug, dass sie schon seit langem Federn (Bäume) lassen musste und nicht sofort Nachpflanzungen vorgenommen worden sind. Im Streit darum, ob diese unter Schutz stehende Allee für die Erschließung eines relativ kleinen Gewerbegebiets durch einen Kreisverkehr beeinträchtigt werden darf, ist nun mit dem Vorschlag der Verwaltung eine neue Runde eröffnet worden. Dazu gäbe es eine Menge zu sagen.
1. Die Verwaltung hat bisher weder triftige Gründe für eine Erschließung von der Heinrich-Horten-Straße noch zu erwartende Verkehrszahlen genannt (Möbau zum Beispiel hat eigene Prognosen inzwischen schon deutlich nach unten korrigiert). An dieser Stelle ist vom zu erwartenden Autoverkehrsaufkommen her kein Kreisverkehr erforderlich.
2. Beim angeblichen Kompromiss fällt auf, dass lediglich die Lage des Kreisverkehrs zu lasten von Flächen auf dem Stadtwerke- und dem Feuerwehrgelände nach Norden verschoben wird. Listiger Nebeneffekt: die vermarktbare Fläche des Gewerbegebiets vergrößert sich. Wie sind da die Mehrkosten berechnet?
3. Gegen den Vorschlag eines länglichen Kreisverkehrs wird eingewandt, dass dadurch die Ausfahrt der Feuerwehr behindert würde. Wieso wird die Feuerwehr bei der direkten Einfahrt in den geradeaus in die Stadt führenden Schenkel behindert, aber durch einen erst nach der Ausfahrt aus dem Gelände zu passierenden Kreisverkehr nicht?
4. Die Verwaltung hat bei ihrer Prüfung von Alternativen den einzig wirklich sinnvollen Kreisverkehr am Außenring mit dem eleganten Hinweis, der sei nach Auskunft von Straßen-NRW nicht zulässig, von einer weiteren Prüfung ausgeschlossen. Diese Auskunft wurde nach eigener Aussage weder auf Plausibilität noch auf Rechtswirksamkeit geprüft. Dabei gibt es gewichtige Gründe, warum diese – wie auch immer zustande gekommene Auskunft – rechtlich und tatsächlich anfechtbar ist. Dass bei einer solchen Lösung beide Seiten auch materiell nur gewinnen können (lediglich ein Straßenbauwerk, Teilung von Kosten, Beschleunigung der Verkehrsverteilung am Außenring und nicht zuletzt massive Verringerung der Unfälle an dieser Stelle) scheint sowieso niemanden zu interessieren.
Die Verkehrswende wird früher oder später auch Kempen erreichen. Dazu passt eine solche überdimensionierte Erschließung nicht.
Rainer Clute-Simon (Bürgerinitiative), Kandidat der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) bei der Kommunalwahl