ICMA-Preisträgerkonzert in der Tonhalle Ein Abend der Gewinner

Düsseldorf · In der Tonhalle spielten die Preisträger der „International Classical Music Awards“.

Dirigent Vitali Alekseenok.

Foto: dpa/Liliya Namisnyk

Das war ein richtig schönes Konzert in der Tonhalle, obwohl es elend lang dauerte (bis 23.21 Uhr), eine schreckliche Häppchen-Verköstigung bot und als Programm alles andere als intelligent komponiert war. Aber darum ging es auch nicht, sondern um Glanz und Eigenart: Lauter Preisträger der ICMA („International Classical Music Awards“) traten auf, spielten Einzelsätze großer Konzerte und stellten ihre Expertise in den Vordergrund. Es war eine klingende Perlenkette, nur dass die Perlen nicht zueinander passten. Egal. Man lernte viel Neues kennen und fühlte sich gut unterhalten. Die Künstlerzimmer der Tonhalle müssen überfüllt gewesen sein – so viele Solisten und Dirigenten!

Adam Fischer und die Düsseldorfer Symphoniker, beide ebenfalls Preisträger des Jahrgangs 2025, eröffneten mit Mozarts „Figaro“-Ouvertüre, die Musik entstand als Sturmfrisur aus der Windmaschine. Dann kam der Finalsatz aus Beethovens 3. Klavierkonzert, das der großartige Can Çakmur schier mit dem Feuerstift aufschrieb. Danach ein Satz aus dem Klavierkonzert von Antal Doráti, den die Moderatorin Claudia Belemann zum „vermutlich bedeutendsten ungarischen Dirigenten des 20. Jahrhunderts“ aufwertete, was angesichts von Giganten wie Szell, Fricsay, Reiner, Ormandy oder Solti ein sehr gewagter Superlativ war. Man lässt derlei durchgehen, weil in Umbaupausen die Zuhörerohren halt gefüttert werden müssen.

Versöhnt wurde man durch exzellente Darbietungen. Hinreißend das Quatuor Danel mit Schostakowitsch. Famos die beiden enorm wohlklingenden Baritone Jérôme Boutillier und Samuel Hasselhorn mit Arien und Liedern von Gounod und Mahler, der schneidige Cellist Benjamin Kruithof mit Tschaikowskis ausdruckssattem „Pezzo capriccioso“. Auf anderes hätte man gern verzichtet, etwa auf den unterkomplexen Vortrag des Schlusssatzes aus Tschaikowskis b-Moll-Klavierkonzert oder auf das geschwätzige und dummerweise absurd schwere „Wiener Blut“-Orchesterwerk von Christoph Ehrenfellner.

Aber dann wurde trotzdem alles gut, weil ja Gidon Kremer mitwirkte, der Weltbürger der Violine. Er bekam den Preis für sein Lebenswerk und spielte zwei Werke ukrainischer Komponisten mit ebenso flehender wie poetischer Geste, dass man sogleich berührt war. Als er dann noch ans Mikrofon trat und seine Stückwahl damit begründete, dass in der Ukraine gerade die Freiheit und die Werte Europas verteidigt würden, gab es spontanen, langen, empathischen Beifall. Eine gute Botschaft vom Podium und aus dem Saal.

Die Düsseldorfer Symphoniker präsentierten sich von ihrer allerbesten Seite, man sollte ihnen häufiger Mikrofone hinstellen (der Abend wurde live auf dem Youtube-Kanal von DW Classical Music übertragen und ist dort weiterhin abrufbar). Und dann hatte auch das Tonhallenpublikum Gelegenheit, sich von der Vielseitigkeit und Kompetenz von Vitali Alekseenok zu überzeugen, dem neuen Chefdirigenten der Rheinoper. Ihm entglitt nichts. Düsseldorfs musikalische Botschafter präsentierten sich der Welt an diesem Abend der Gewinner bestens.

(w.g. los)