Der Name Sanderling hat in der Musikwelt einen guten Klang. Vater Kurt (1912–2011) war als Chefdirigent des Berliner Sinfonieorchesters (heute Konzerthausorchester Berlin) weit über die Grenzen der damaligen DDR bekannt und anerkannt. Heute ist es Kurts Sohn Michael, der international als Dirigent arbeitet. Eines seiner Spezialgebiete ist das Schaffen Dmitri Schostakowitschs (1906–1975). Im Sternzeichen-Konzert in der Tonhalle dirigierte Sanderling nun dessen 11. Symphonie als Gast am Pult der Düsseldorfer Symphoniker. Hier hatte der Russische Komponist die Ereignisse der ersten Russischen Revolution von 1905 vertont, einem wahren Massaker.
Die Symphoniker sind mit der Musik Schostakowitschs aus Opernaufführungen bestens vertraut, diese 1957 entstandene Symphonie spielten sie nun aber zum ersten Mal. Es wurde ein musikalisches Fest. In diesem gut einstündigen pausenlosen Werk gab es Entwicklungen von gespannter Ruhe bis zu auf die Spitze getriebenen Klängen von großer Wucht. Schier unendliche Streicherlinien, geradezu religiös anmutende Blechchoräle, feinste Holzbläsersoli – die Symphoniker liefen zu Höchstform auf. Dafür sorgte natürlich auch Michael Sanderling, der die Hundertschaft mit klaren Zeichen zu Präzision und einem schier unendlichen Spektrum von Ausdrucksmöglichkeiten anstachelte.
Vor der Pause war das D-Dur-Violinkonzert von Ludwig van Beethoven zu hören. Für die Konzentration des Publikums sorgten nicht nur die aus Russland stammende und seit langer Zeit in London ansässige Geigerin Alina Ibragimova, sondern auch das Orchester und sein Dirigent. Von der Geigerin hörte man zarteste Schmeicheleien, gespielt mit dem sprichwörtlichen einen Bogenhaar, aber auch ungestüme Akzente, schwindelerregende Akkordbrechungen und Tonleiterpassagen – all das trug zur stimmigen Interpretation bei. Ibragimova spielte sehr kommunikativ, indem sie stets Kontakt mit dem Dirigenten, dem Primgeiger Dragos Manza und ihrem Publikum hielt.
Das zentrale Motiv des ersten Satzes, ein vierfach wiederholtes D, war Sanderling so wichtig, dass er es bei jedem Auftreten besonders hervorhob. Oft ließ er die Musik einfach fließen, griff nur dort fordernd ein, wo es nötig war. Selten sah man ein so großes Einverständnis von Dirigent, Solistin und Orchester. Bravorufe.
Info Das Konzert wird an diesem Montag, 10. März, noch einmal wiederholt: um 20 Uhr im Mendelssohn-Saal der Tonhalle.