Neanderland-Biennale Der Kreis Mettmann – ein Gedicht
Haan/Langenfeld · Die Neanderland Biennale endete mit einem Poetry Slam in Langenfeld. Dabei würdigten die Poeten in ihren Versen nicht nur die Posthornstadt, sondern auch den gesamten Kreis Mettmann und seine Eigenheiten.
Und zum Abschied ein Gedicht hieß es am Samstagabend vor dem Schauplatz in der Langenfelder Innenstadt: Mit einem Poetry-Slam endete nämlich die Neanderland Biennale 2023, die seit Mitte August mit fast 20 kunterbunten Kulturveranstaltungen im ganzen Kreis unterwegs war. Zum Abschluss trafen sich die Kulturinteressierten in der Langenfelder Innenstadt. Unter freiem Himmel nahmen die Besucher auf Bierbänken Platz und freuten sich auf einen inspirierenden und kreativen Abend mit vier jungen Poeten. Die zwei jungen Männer und zwei jungen Frauen stellten sich der Herausforderung des Neanderland Slams, der zweite seiner Art, moderiert vom Wülfrather Slammer Jan Schmidt.
Jan Schmidt, kein Neuling auf den Poetry-Slam-Bühnen dieser Region, wärmte das Publikum erstmal gekonnt auf, erklärte spielerisch die Regeln und pegelte die Stimmung hoch. Eröffnet wurde der Neanderland Slam musikalisch mit zwei gekonnten Beiträgen der Formation „Mackefisch“ bestehend aus Lucie Mackert und Peter Fischer. Mit bester handgemachter Musik am Keyboard und Gitarre sowie gewitzten Texten und schmeichelnden Melodien stimmte das preisgekrönte Duo das Publikum auf einen gelungenen Abend ein.
Die Kandidaten hatten aber mit ihrer Bewerbung einer Auflage zugestimmt: für die erste Runde mussten sie einen Text über den Kreis Mettmann schreiben. Außer Kandidat David Gerhold, der zwar mittlerweile in Heilbronn lebt, aber seine Kindheit in Wülfrath verbrachte, hatten die drei übrigen Teilnehmer, Kaleb Erdmann und Morgaine Prinz aus Düsseldorf sowie Lea Weber aus Essen nur wenig Berührungspunkte mit dem am dichtesten besiedelten Kreis Deutschlands. Ihre Vorgehensweise war daher sehr unterschiedlich.
„Frau Kreis Mettmann“ spricht über ihre zehn Kinder
Lokalmatador Gerhold musste als erster seine Gedanken über seinen Heimatkreis präsentieren. Er entschied sich für eine „Therapiestunde“ bei der er einen Dialog zwischen einem Therapeuten und einer fiktiven Patientin vortrug. Die Patientin: Frau Kreis Mettmann, die über ihre zehn Kinder sprach. Ihr „Großer“ Ratingen, sei ein Fetischist, der ständig Angst habe, sich den Daumen zu klemmen (Dumeklemmer), „Monheim, der alte Blender“, sei schon immer ein Streber gewesen. Langenfeld habe eine gute Verkehrsanbindung. Hilden habe ein schönes Schwimmbad, sei aber ein Narzisst, weil es alles nach sich selbst benenne. Haan, habe es dem Namen im betrunkenen Zustand gegeben und Gruiten gleich mit. Velbert sei voller Einbahnstraßen und Erkrath einfach zu grün. Zu Wülfrath wolle es lieber keine Worte verlieren und Heiligenhaus laufe einfach mit. Das Publikum prämierte den Text mit 26 Punkten.
Morgaine Prinz verriet, dass sie „als studierte Person“ natürlich als Erstes auf Wikipedia zurückgriff, um sich über die Besonderheiten des Kreises zu informieren. Was ihr dabei besonders auffiel, ein Zitat aus dem Online-Eintrag: „Das Klima ist durch die Nähe zur Nordsee ozeanisch geprägt. Ich wusste gar nicht, dass Langenfeld an der Nordsee liegt.“ Gelächter brach aus. Ihr zusammen gegoogelter Text brachte Prinz 22 Punkte ein.
Lea Weber aus Essen griff ein Problem auf, was viele kleinere Städte Deutschlands haben. In ihrem Text verarbeitete sie das Gefühl einer Kleinstadt, die zusehen muss, wie junge Menschen sie verlassen, um in großen Metropolen Abenteuer und Zukunftschancen zu suchen. Eine Kleinstadt, die im Geheimen aber die Hoffnung trägt, dass diese jungen Menschen im Alter in die Heimat zurückkehren. Für diesen Text gab die Jury 29 Punkte. Mit Abstand den besten Text zum Kreis Mettmann lieferte Kaleb Erdmann. Auch er gab zu, wenig aus dem Kreis zu kennen, doch all das, was er online zu den verschiedenen Städten gefunden hatte, verarbeitete er in einen anspruchsvollen Text. Er zog nicht nur Parallelen oder sprach nur Negatives an. Er hob ganz klar auch die Vorzüge hervor, die der Kreis als „Ruhepol der Metropolen“, zentral und doch abgelegen, bieten kann: „Paris hat sein Montmartre, Rom sein Kolosseum. Doch wer hat schon ein Hobelmuseum?“ Nickende Köpfe im Publikum, die natürlich wussten, dass die Antwort darauf nur Langenfeld sein kann. Volle Punktzahl für Erdmann, der den Abend am Ende mit Lea Weber gemeinsam abräumte.