Kultur in Haan Open-Air-Konzert begeistert Haaner Publikum

Haan · Mozart zum Mettbrötchen? Diese ungewöhnliche Kombination schmeckte Freunden klassischer Musik beim Open-Air-Konzert in Haan. So mancher Konzertgänger hatte seinen Picknickkorb dabei.

Open-Air-Konzert mit Picknick: Frieder Angern und Dirk Raabe ließen sich die Gelegenheit nicht entgehen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Ein abwechslungsreiches Programm mit selten gespielten musikalischen Köstlichkeiten hatte Rasmus Baumann, Chef der Neuen Philharmonie Westfalen, dem Haaner Publikum zum sechsten Open-Air-Konzert der Stadt mitgebracht. Und was die Zuhörer auf dem wunderschönen Karl-August-Jung-Platz erleben durften, war vom Feinsten.

Bürgermeisterin Bettina Warnecke begrüßte voller Freude die Gäste, die es sich auf dem weiträumigen Rasen bequem gemacht hatten und dankte allen Helfern, besonders aber den beiden Mitarbeitern im Kulturamt Hans-Peter Ennemoser und Jürgen Simon für ihre perfekte Vorbereitung.

Rasmus Baumann, Professor für Dirigat an der Musikhochschule Stuttgart, der die Neue Philharmonie Westfalen seit 2014 leitet, war nun schon zum zweiten Mal mit seinem Orchester in der Gartenstadt und hat das Publikum auf eine musikalische Weltreise mitgenommen.

Die Reise begann in Österreich mit Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Lanner: schwungvolle und spritzige Melodien. Es folgten Szenen aus Don Giovanni und aus der Ouvertüre zur Zauberflöte. Mit launigen Worten und bravourösem Hintergrundwissen führte Rasmus Baumann durch das Programm. Jetzt weiß das Publikum, dass Puccini ein Verehrer von Wagner war. Das war dann auch bei seinem Preludio sinfonico unüberhörbar.

Alle neun Beethoven-Sinfonien
in neun Minuten

Der Marsch der Schweizer Soldaten aus der Ouvertüre zu Wilhelm Tell von Gioachino Rossini entführte das Publikum in die Alpenrepublik, um von dort einen großen Sprung in die Tschechoslowakei zu wagen. Die slawischen Tänze von Antonín Dvořák und im Anschluss der Ungarische Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms sind so richtige Ohrwürmer und passten in die lockere Stimmung auf dem Rasen.

Wer kann schon alle neun Sinfonien von Beethoven an einem Abend hören? Diese Frage richtete Rasmus Baumann ans Publikum. Wohl niemand und schon gar nicht bei diesem Open-Air-Konzert. Doch die überaus witzige Komposition des Niederländers Louis Andriessen transportierte zentrale Motive dieser Werke in nur neun Minuten. Und sogar die niederländische Nationalhymne und die Internationale fanden in der Kompoition ihre Plätzchen. Eine Riesengaudi!

Kerstin Tülken war zum ersten Mal beim Open-Air-Konzert und freute sich sichtlich, mit ihren Freunden dieses vergnügliche Spektakel miterleben zu können. Auch ein Ehepaar aus Haan genoss den musikalischen Ausflug. Sie waren schon zum zweiten Mal dabei, beklagten aber auch das immer dünner werdende kulturelle Angebot der Stadt. Auch der Bundestagsabgeordnete Klaus Wiener genoss die herrliche Musik und die schöne Atmosphäre im Park und das laut eigener Aussage bereits zum sechsten Mal.

Vom mitgebrachten Picknick-Korb zum Gaucho-Tanz

Nach der Pause, in der dem eigenen Picknickkorb oder der Leckereien an den Ständen heimischer Geschäfte gehuldigt werden konnte, ging die Reise nach Frankreich. Camille Saint-Saëns’ Bacchanale aus der Oper Samson et Dalila begann mit getragenen Weisen und steigerte sich zunehmend. Immer wieder erklangen arabische Töne, zu denen sich Saint-Saëns durch Aufenthalte in Algier hatte inspirieren lassen.

Ein Geigensolo und ein feines Pizzicato in den Streichern, in das sich unerwartet laute, gruselige Töne von unterschiedlichen Instrumenten britischer Ureinwohner hineinschlichen, leitete über zum richtigen Kracher, wie Rasmus Baumann meinte, dem argentinischen Malambo aus „Estancia op.8“ von Alberto Ginastera. Der traditionelle Tanz der Gauchos wurde unglaublich spannungs- und temporeich dargeboten.

Dass das Publikum des Open-Air-Konzertes die Musiker nicht ohne Zugabe entlassen würde, war schon klar, – dass aber noch eine zweite Zugabe erklang und die begeisterten Zuhörer in eine harmonisch ruhige Welt versetzte, das gelang mit der „Last Rose of the Summer“. Hier verzauberte das Solo der Konzertmeisterin die Gäste mit Spitzentönen.