NRW-Ministerpräsident über das Altern und echte Freunde Früher mehr gelacht: Laschet wird 60

Interview | Düsseldorf · Wenn Armin Laschet am 18. Februar Geburtstag feiert, blickt der NRW-Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende vom Zenit seiner bisherigen politischen Karriere zurück.

Armin Laschet sagt: Es ist gut, auch mal über sich selbst lachen zu können. In Pandemie-Zeiten sei die Grundstimmung aber ernster.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Wenn Armin Laschet am 18. Februar Geburtstag feiert, blickt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende vom Zenit seiner bisherigen politischen Karriere auf 60 Lebensjahre zurück. Ein Gespräch über das Leben, Freundschaften und die Angst vorm Altern.

Wie und mit wem werden Sie Ihren 60. Geburtstag feiern?

Armin Laschet: Pandemiebedingt eher still und leise. Wahrscheinlich werde ich auch an dem Tag arbeiten. Und ich freue mich auf einen schönen Abend mit meiner Familie.

Wie würden Sie feiern, wenn es keine Pandemie gäbe?

Laschet: Wir sind eine große Familie, meine Brüder mit ihren Familien wären auf jeden Fall zu einer Feier vorbeigekommen und all die guten Freunde auch. Das lässt sich aber ja auch nachholen. Tatsächlich hat sich die Frage, wie ich den Geburtstag feiern möchte, aber gar nicht gestellt. Bevor ich mir hätte Gedanken darüber machen können, war klar, dass die Pandemie eine Feier nicht zulässt.

Was vermissen Sie am meisten im Lockdown?

Laschet: Nicht nur im Lockdown, sondern während der ganzen Zeit der Pandemie: die Nähe zueinander, Umarmungen, die Leichtigkeit im persönlichen Umgang. Ich bin von Grund auf ein Mensch, der gerne Nähe zulässt. Das fehlt mir. Wir können unsere Zuneigung zur Zeit vielleicht nicht durch Nähe im körperlichen oder räumlichen Sinn ausdrücken, aber wir können sie durch andere Zeichen ausdrücken, auch durch Zeit für Wesentliches.

Was markiert diese Zahl 60 für Sie in Ihrem Lebenslauf?

Laschet: Gar nichts. Mir haben immer Menschen, die vor mir runde Geburtstage gefeiert habe, erklärt, dass am Tag danach alles ist wie vorher. Und ich erlebe ja auch politisch gerade große, neue, herausfordernde Aufgaben.

Was bedeutet Altern für Sie? Haben Sie auch ein bisschen Angst davor?

Laschet: Nein, ich denke darüber nicht viel nach. Viele Erfahrungen gemacht zu haben ist schön, zuweilen wird man bei manchen Aufgeregtheiten gelassener. Aber an anderen Tagen kann ich mich auch begeistern lassen wie zu Studienzeiten, mit der gleichen Neugier und Begeisterung.

Wenn Sie zurückblicken: Was war bislang wirklich wichtig?

Laschet: Da ich in meinem Leben nie ernsthaft krank war, erkenne ich in diesen Tagen besonders den Wert von Gesundheit. Und wirklich wichtig waren Menschen, auf die ich mich verlassen konnte.

Und was ist im Rückblick eigentlich gar nicht so wichtig gewesen wie Sie früher dachten?

Laschet: Früher habe ich mich schon mal von Meinungsumfragen oder Kommentaren beeinflussen lassen und mich manchmal darüber geärgert. Inzwischen weiß ich, wie sehr Umfragen schwanken und dass man Politik nicht danach ausrichten kann, wie Stimmungen sind.

Was möchten Sie mit 70 Jahren erreicht haben?

Laschet: Wenn ich in den nächsten zehn Jahren daran mitwirken kann, dass wir nach der Pandemie moderner werden, bei Klimaschutz und Digitalisierung vorankommen, wirtschaftlich trotzdem stark bleiben und sozial zusammenhalten, dann wird der 70. ein schöner Geburtstag.

Wie viele echte Freunde haben Sie noch – oder haben Sie nur noch Parteifreunde?

Laschet: Ich habe das Glück, viele echte Freunde zu haben, die mit Politik nichts zu tun haben, zum Teil seit Jugend- und Studienzeiten.

Worüber können Sie lachen?

Laschet: Das Leben ist einfacher, wenn man auch mal über sich selbst lachen kann. Und ich merke in angespannten Sitzungen, dass vieles leichter wird, wenn man auch einmal lachen kann.

Hatten Sie früher mehr zu lachen, bevor Sie Ministerpräsident und Parteichef wurden?

Laschet: Nein. Das vergangene Jahr hat eher wenig Anlass zu lachen gegeben – das liegt aber an der Pandemie. Als Ministerpräsident treffe ich mit meinen Amtskollegen Woche für Woche weitreichende Entscheidungen, die Millionen Menschen ganz unmittelbar und direkt betreffen. Viele Menschen im Land stoßen an ihre Grenzen, kämpfen um ihre Existenz, verlieren geliebte Menschen. Der Ernst dieser Krise ist mir in jeder Sekunde bewusst. Ich hoffe aber, dass es nach der Pandemie auch im Amt wieder mehr Zeit zum Lachen gibt.

Denk ich an Deutschland in der Nacht...?

Laschet: ... schlaf‘ ich trotzdem gut. Ich freue mich, in so einem tollen Land leben zu können und denke manchmal, dass uns nicht bewusst ist, wie gut es uns allen trotz vieler Probleme geht.