Achtsamkeit im Rhein-Kreis Neuss Zur Yogastunde auf die Alpaka-Wiese

Seit kurzem bietet Nina Bartholmes auf dem Hoppe Hof in Meerbusch Yoga mit Alpakas an. Die sanfte Art der Tiere soll eine entschleunigende Wirkung auf den Menschen haben. Ein Besuch.

Zehn Teilnehmerinnen sind gekommen, um gemeinsam mit Yogalehrerin Nina Bartholmes und vier Alpakas zu entspannen.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Eine Sportmatte haben Amy, Alma, Antonia und Caeasar nicht. Ohnehin nutzen sie die Yoga-Stunde am liebsten zum Grasen – und wenn sie sich doch einmal hinlegen möchten, reicht ihnen die Wiese. Seit einigen Wochen teilen die Vierbeiner ihre Weide am Meerbuscher Hoppe Hof mit der Trainerin Nina Bartholmes, die dort – umgeben von Natur und Tieren – ihren Kurs „Yoga mit Alpakas anbietet.“ „Alpakas“, so sagt sie, „sind wahre Achtsamkeitsexperten. Ihr sanftes Wesen hätte eine beruhigende und entschleunigende Wirkung auf die Menschen.“

Davon wollen sich zehn Teilnehmerinnen aus dem Rhein-Kreis Neuss und Umgebung selbst überzeugen: Doch bevor es auf die Alpaka-Weide geht, stellt Lukas Kern vom Hoppe-Hof die Tiere vor: Seit November leben die vier auf dem Anwesen und hätten – so fügt er mit einem Schmunzeln hinzu – schon richtig Freude am Yoga gefunden. Um eine der häufigsten Fragen vorwegzunehmen: Alpakas können genau wie Lamas spucken, allerdings machen sie das nur, wenn sie sich bedroht fühlen, erklärt Kern. Und da die Tiere ihr Geschäft nur an festen Stellen verrichten, brauche man keine Sorge haben, seine Yogamatte versehentlich in Alpaka-Köttel zu legen. Mit der Bitte, die Alpakas nicht zu füttern – ihre drei Mägen seien nur Gras gewohnt – wird die Yoga-Gruppe auf die Weide gelassen.

Gelassen beobachten die Alpakas, wie die Teilnehmerinnen ihre Matten ausrollen, sich darauf stellen und auf die Anweisungen von Nina Bartholmes hören. „Stelle dich auf die Zehenspitzen und gehe von vorne nach hinten über die Matte, spüre, wie sich der Boden anfühlt“, sagt sie, „wir werden uns heute ganz entspannt dehnen, einige Atemübungen machen und die Umgebung genießen.“

Das fällt leicht: Der Sommerabend riecht nach frisch gemähtem Rasen, die Sonne scheint, es weht ein lauer Wind und immer wieder wandern die Blicke der Teilnehmerinnen zu den Alpakas, die sich rund um die Matten verteilt haben und grasen. Bald schon ist nur noch ein gleichmäßiges Kauen zu hören.

Nina Bartholmes bietet in ihren Alpaka-Kursen sogenannten „Yin-Yoga“ an – Vorkenntnisse und Training braucht man dafür nicht, der Fokus liegt auf Entspannung. Nicht nur der Geist soll zur Ruhe kommen, sondern auch muskuläre Verspannungen gelöst werden. Einmal Abschalten vom Alltag.

Und doch gibt es wenige Übungen, die die Teilnehmerinnen herausfordern: „Schaut euch die Alpakas an“, rät die Yogalehrerin, während die Gruppe versucht, mit überkreuzten Beinen die Balance zu halten. Mittlerweile kommen die Alpakas immer näher, schnuppern neugierig an den Matten – und so manche Teilnehmerin blickt nach einer Übung mit geschlossenen Augen erstaunt in ein wolliges Gesicht. „Ihr gehört jetzt zur Herde“, sagt Nina Bartholmes und lacht. Ab und an wandert der Griff zum Handy, um den Moment festzuhalten. Allerdings achten die Teilnehmerinnen darauf, sich nicht ruckartig zu bewegen, um die Alpakas nicht zu erstrecken. „Alpakas merken, wenn Menschen gestresst sind“, sagt Bartholmes, „je ruhiger man selbst ist, desto entspannter ist auch das Tier.“

Und nach einer Stunde voller Entspannung kommen die Teilnehmerinnen zu einem positiven Fazit: „Das war das schönste Yoga Erlebnis, das ich je hatte“, sagt Sabrina. Nicht nur, weil es unter freiem Himmel stattgefunden habe, sondern auch, weil die Anwesenheit der Alpakas entschleunigend gewirkt hat. Sie selbst ist aus Bottrop angereist und hat gemeinsam mit ihrer Freundin Jana aus Düsseldorf an der Stunde teilgenommen. Auch Susanne Berghaus aus Osterrath ist begeistert: Durch einen Flyer ist sie auf das Angebot am Hoppe Hof aufmerksam geworden. „Yoga habe ich schon oft gemacht, dass nun Alpakas dabei waren, ist ein Plus zu den normalen Stunden.“ Tatsächlich hätte sie nicht gedacht, dass die Tiere so nah kommen: „Das war keineswegs furchteinflößend, sondern sehr beruhigend.“