Aktionswoche: Kampf den Keimen
Krankenhäuser wollen die resistenden Erreger eindämmen.
Mönchengladbach. Der Name „Krankenhauskeime“ ist irreführend. Das betont jedenfalls Dr. Klaus Laumen, stellvertretender Leiter des Stadt-Gesundheitsamtes. Die Behörde sitzt mit an dem Runden Tisch, der nach Strategien zur Eindämmung der Erreger sucht, die in Wunden immunschwacher Patienten lebensbedrohliche Entzündungen auslösen und mit herkömmlichen Antibiotika nicht bekämpft werden könnten.
Weil die Keime nicht aus dem Krankenhaus stammten, sondern von Patienten mitgebracht würden, untersuchten die Kliniken alle neu aufgenommenen Patienten daraufhin. Doch erst, wenn nach zwei bis drei Tagen das Ergebnis vorliegt, kann der Patient isoliert werden.
In einer Aktionswoche wird der Abstrich aus Nasen- und Rachenraum des Patienten, mit seinem Einverständnis anonymisiert, an ein Labor geschickt und ausgewertet. „Nach diesem flächendeckenden Test wissen wir etwas über den Durchseuchungsgrad der Bevölkerung“, sagt Laumen.
In einem Fragebogen werden Lebensumstände der Patienten abgefragt, die einen Befall wahrscheinlicher machen. Beispielsweise Diabetes, Tierhaltung, vorhergehende Krankenhausaufenthalte, Hauterkrankungen oder offene Wunden. Ziel ist es, dass der Hausarzt solche Patienten schon vor der Einweisung ins Krankenhaus auf den Erreger testet und ihn vorher „dekontaminieret“: Er wäscht sich mit Nasen- und Rachenspülungen und besonderer Seife von den Erregern rein, bevor er das Krankenhaus betritt. Bis jetzt wird diese Voruntersuchung von den Kassen nicht bezahlt.
Wenn das Ergebnis der Aktionswoche vorliegt, wollen sich die Teilnehmer auch eine gemeinsame Strategie zur Therapierung an MSRA erkrankter Patienten überlegen. Die Standards lassen sich dann eventuell auch auf Altenheime und ambulante Pflegedienste übertragen. Gedanken müsse man sich auch über einen bewussteren Umgang mit Antibiotika machen.
„In Deutschland und den Niederlanden, wo Antibiotika verschreibungspflichtig sind, sind 20 bzw. zwei Prozent aller Entzündungserreger dagegen resistent“, sagt Norbert Conrads, Hygienefachkraft an den Städtischen Kliniken Rheydt. „In Großbritannien, Süd- oder Osteuropa, wo sie frei verkäuflich sind, ist es die Hälfte der Erreger.“
Und Christian Anger, Ärztlicher Direktor am Bethesda, ergänzt. „Die Antibiotika im Tierfutter verschärfen das Problem zusätzlich.“