Schwangerschaft: Ja oder Nein?
Vor allem junge Menschen lassen sich zum Thema Sex beraten. Die Infos sind gefragt.
Mönchengladbach. Eltern, die Hartz IV beziehen und nicht gearbeitet haben, müssen sich seit Januar Sorgen machen — es gibt für sie kein anrechnungsfreies Elterngeld mehr.
„Da wird es sehr eng für viele“, sagt Hannelore Lambertz-Eichhoff, Diplomsozialarbeiterin bei Pro Familia. Gerade junge Menschen werden also in Zukunft vermehrt die Beratungsstelle aufsuchen und sich überlegen, ob sie ein Kind bekommen sollen oder nicht.
Diese sogenannte Schwangerschaftskonfliktberatung macht auch jetzt schon den größten Teil der Beratungen aus.
Das zeigt der Jahresbericht von Pro Familia Mönchengladbach für 2010: Von über 800 Beratungsgesprächen ging es bei 386 um die Frage: Schwangerschaft, ja oder nein? Gründe für Konflikte sind in vielen Fällen Ausbildung oder Beruf (etwa 140), das Alter (100), aber auch die körperliche und geistige Verfassung sowie partnerschaftliche und finanzielle Probleme.
172-mal ging es im Gespräch um eine gewollte Schwangerschaft. Einen ebenfalls großen Bereich (126 Beratungen) machen die Sexual- und Paarberatungen aus. Zur Familienplanung gab es 90 Beratungsgespräche.
Fast 1000 Jugendliche und junge Erwachsene profitierten 2010 von den ausschließlich aus Spenden finanzierten sexualpädagogischen Gruppenberatungen. Aufklärung in Schulen ist ein Teil dieser Beratung, die oft auch in getrennten Gruppen für Mädchen und Jungen stattfindet.
Sehr stark nachgefragt wurde das in Zusammenarbeit mit der Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle (KoKoBe) im Oktober 2010 gestartete, sexualpädagogische Projekt für Menschen mit Behinderungen: „Selbst sein — Sicher sein — So sein“. Da sich Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen angemeldet hatten, musste das Konzept „umgestrickt“ werden, berichtet Lambertz-Eichhoff.
In fünf Treffen behandeln die gut zehn Teilnehmer Fragen zu den Themen Liebe und Freundschaft bei Workshops und Ausflügen. Zweimal lief das Projekt bereits, Ende Mai startet der vorerst letzte Block.
„Es könnte locker noch dreimal laufen“, sagt Lambertz-Eichhoff. Deswegen werden erneut Fördermittel beantragt. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat das Projekt unterstützt, so dass es kostenfrei für die Teilnehmer ist.
Auch neu ist seit 2010 die Beratung zur Familienplanung für Migrantinnen, die natürlich auch vorher schon beraten wurden, aber eben nicht in einer speziellen Gruppe. Diese Betreuung ist in Kooperation mit Deutschkursen oder Elterngruppen in Kindertagesstätten zustande gekommen.
Für die Zukunft bleibt Pro Familia weiter an den Themen der Zeit, sagt jedenfalls Lambertz-Eichhoff. „Cybersex“ und wie sich die Sexualität von Jugendlichen durch das Internet und frei zugängliche Pornografie verändert, beschäftigt die Beratungsstelle in Rheydt.
Auch eine Beratungsstelle hat Sorgen. Zwar ist das Grundangebot durch die Unterstützung von Stadt (17 Prozent) und Land Nordrhein-Westfalen (83 Prozent) gesichert, jedoch könnten spendenfinanzierte Angebote auf der Kippe stehen. Bei der eigentlich sicheren Landesfinanzierung gibt es Neuverteilungen der Mittel für die Sozialträger wie Pro Familia, berichtet Lambertz-Eichhoff.