Alarm wegen Waffen in Kanzlei
Ein Mandant hatte Pistolen, Revolver und Böller bei einer Anwältin abgegeben. Das Gebäude wurde daraufhin geräumt.
Mönchengladbach. Für die Mitarbeiter von „Sailing Island“ war der gestrige Tag im Büro „wie im Kino“. Vor den Fenstern der Yachtschule mit Skipper-Laden wurde am Morgen die Hohenzollernstraße direkt an der Kreuzung Bismarck-/Kaldenkirchener Straße gesperrt. „Wir bekommen hier häufiger mal was zu sehen“, sagt eine Mitarbeiterin, „es ist ja eine der größten Kreuzungen der Stadt.“ Aber einen Bombenalarm haben auch sie und ihre Kollegen noch nicht erlebt.
Mit dem Anruf einer Rechtsanwältin bei der Polizei begann am Donnerstag ein etwas skurriler Einsatz am Fuße der Kaiser-Friedrich-Halle. Um kurz nach 10 Uhr informierte die Juristin mit Kanzlei an der Hohenzollernstraße die Polizei. Sie sagte, ein Mandant habe ihr mehrere Schusswaffen, Messer und Böller in ihr Büro gebracht. Mit dabei sei auch ein ihr unbekannter Gegenstand, der Ähnlichkeit mit einer Granate habe.
Die alarmierten Einsatzkräfte sahen sich die bei der Frau abgegebenen Gegenstände genau an. Da jedoch auf den ersten Blick nicht erkennbar war, ob von ihnen Gefahr ausgehen könnte, räumten sie das Gebäude. Neben den zwei in der Kanzlei anwesenden Kollegen, war auch die Praxis eines Kieferorthopäden betroffen.
Die Hohenzollernstraße wurde abgeriegelt, während die Beamten auf die Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts (LKA) NRW aus Düsseldorf warteten.
Die LKA-Beamten konnten allerdings beim Sichten der abgelieferten Gegenstände relativ schnell Entwarnung geben. „Bei dem unbekannten Teil handelte es sich um die Attrappe eines Zünders für ein Artilleriegeschoss“, berichtet Polizeipressesprecher Willy Theveßen. Ansonsten handelte es sich bei den Waffen um Softair-Pistolen und Gasrevolver. Sie wurden mit Munition und Böllern sichergestellt. Letztere gehören zu den Knallern, die in Deutschland illegal sind und unter das Sprengstoffgesetz fallen.
Die Polizei ermittelt jetzt wegen des Verstoßes gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz. Allerdings nicht nur gegen den Mandanten der Rechtsanwältin, dessen Namen die Juristin nicht nennt und sich auf ihre anwaltschaftliche Verschwiegenheitspflicht beruft. Auch gegen die Rechtsanwältin wird wegen der gleichen Verstöße ermittelt.
Denn sie war 16 Stunden im Besitz von illegalen Waffen und Sprengstoff. Ihr Mandant hatte seine kleine „Sammlung“ bereits am Mittwochabend gegen 18 Uhr bei abgegeben. Die Frau hätte sich danach eigentlich unverzüglich bei der Polizei melden müssen.
„Um seine Identität zu ermitteln, werden die Gegenstände jetzt auf Fingerabdrücke und DNA untersucht“, sagt Theveßen, „wenn der Mann in unserer Datenbank ist, haben wir ihn schnell.“
Die Rechtsanwältin, deren Kanzlei auf Vertrags-, Verkehrs- und Mietrecht spezialisiert ist, wollte den Vorfall am Donnerstag nicht kommentieren.