Aufstehen gegen Rechts
Aktionswochen wurden in der Rheydter Hauptkirche eröffnet.
Mönchengladbach. Unter strahlend blauem Himmel herrscht am Samstag buntes Treiben auf dem Rheydter Wochenmarkt. Nur wenige Meter neben den Verkaufsständen ist an der weit geöffneten Tür zur Rheydter Hauptkirche ein Transparent angebracht mit dem Wortlaut des Artikel 1 des Grundgesetzes: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt".
"Gott selbst hat diese Würde dem Menschen zugesprochen", begrüßt Pfarrer Stephan Dedring die rund 50 Zuhörer bei der Eröffnung der Aktionswochen für Freiheit und Menschenrechte. Unter Federführung von Ferdinand Hoeren und Axel Rayczik von der Theo-Hespers-Stiftung hat das Mönchengladbacher Bündnis "Aufstehen! Für Menschenwürde, gegen Rechtsextremismus", zu dem 40 Vereine und Institutionen von der Awo über die Borussia bis zu den Ratsfraktionen, Kirchengemeinden und dem Volksverein gehören, 15 Veranstaltungen organisiert.
Der 10. Mai war für die Eröffnung ausgewählt, weil es der Tag ist, an dem 1933 die Nazis die Bücher der ihnen unliebsamen Autoren verbrannten. Für Oberbürgermeister Norbert Bude war es "eine Ehren- und Herzenssache", die Schirmherrschaft über die Aktionswochen zu übernehmen. Rechtsextremismus dürfe in Mönchengladbach keine Chance haben, sagte er mit Blick auf die NPD, deren Ratsmitgliedschaft bei der Kommunalwahl 2009 zu verhindern sei: "Machen Sie mit, stehen sie auf gegen Rechts."
Paul Eßer, Vorsitzender des Schriftstellerverbandes Rheinland, erinnert in seiner Rede an Mönchengladbacher Autoren wie Gottfried Kapp, Hans Jonas, Hans Leifhelm und den Oberkrüchtener Karl Otten, die den Repressalien des Naziregimes zum Opfer fielen, erwähnt aber auch die politische Unstetigkeit von Heinrich Lersch. Eßer warnte davor, lediglich "ein Augenmerk auf die parolenblökenden Blödiane" zu haben und lenkte den Blick auf diejenigen in der Mitte der Gesellschaft, die den Nährboden für rechtsextremistisches Gedankengut schaffen.
Am 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes, enden die Aktionswochen. Bis dahin gibt es Lesungen, Vorträge und Konzerte. Der Eintritt ist frei.