Bahnhofsfoyer: Umbau beginnt im September
Die Arbeiten sollten längst laufen. Laut Bahn gab auf die erste Ausschreibung jedoch keine Baufirma ein Angebot ab. Nun seien aber alle Aufträge vergeben, in Kürze soll es losgehen.
Der seit Jahren geplante Umbau des Mönchengladbacher Hauptbahnhofs schien schon zur unendlichen Geschichte zu werden. Letztes Kapitel in dem ewigen Hin und Her: der Umbau des Foyers am Europaplatz. Für rund 1,1 Millionen Euro sollen dort die Beleuchtung, die Türen und die Taubenabwehr erneuert sowie der Dachstuhl gestrichen werden. Die Maßnahme war bereits 2014 geplant, wurde von der Bahn AG auf 2016 geschoben. Dann hieß es, dass diese Arbeiten noch dieses Jahr abgeschlossen werden. So hatte es der Konzernbevollmächtigte für NRW, Werner J. Lübberink, dem Mönchengladbacher Bundestagsabgeordneten Günter Krings (CDU) zumindest bei einem Termin im Januar versichert. Passiert ist seitdem aber nichts.
Das hat offenbar nicht nur Krings, sondern auch seine Bundestagskollegin Gülistan Yüksel (SPD) sowie die Landtagsabgeordneten Hans-Willi Körfges (SPD) und Jochen Klenner (CDU) umgetrieben. Sie alle erhielten gestern per Mail in einem Schreiben die Antwort auf ihre Anfragen: Darin erklärt Lübberink, dass es zu Verzögerungen gekommen sei, weil auf die erste Ausschreibung keine Baufirma ein Angebot abgegeben habe. Inzwischen seien jedoch alle Aufträge vergeben. Die Arbeiten sollen, so versichert Lübberink, ab 1. September weitergehen. Nächstes Jahr sollen auch die Fenster modernisiert werden.
Fünf Millionen Euro hat die Bahn AG bisher bereits in neuen Brandschutz, das Entfernen einer Zwischendecke, in Aufzüge, Bahnsteige, Beleuchtung, Personenunterführung und eine modernere Fahrgastinformationsanlage investiert.
Dennoch besteht offenbar noch reichlich Handlungsbedarf. Denn bei einem bundesweiten Ranking landete der Hauptbahnhof Mönchengladbach jetzt auf dem vorletzten Platz, nur der in Wuppertal wurde noch schlechter bewertet. Das Vergleichsportal „Netzsieger“ hat anhand von Google-Rezensionen die Beliebtheit der Hauptbahnhöfe der 30 größten deutschen Städte ermittelt. Von 5,0 möglichen Google-Sternen erhält der Gladbacher Bahnhof unterdurchschnittliche 3,0. Der Schnitt lag bei 3,8.
Die Reisenden am Gladbacher Bahnhof spiegeln ein ähnliches Bild wider. „Ganz schlimm“, ruft ein Mann im Vorbeigehen und schüttelt den Kopf. „Die Gleise sind zugewachsen und überall liegt Müll“, sagt Erika Hildebrandt aus Grevenbroich, die eigentlich gerne mit der Bahn unterwegs ist. Die hässlichen Stellen am Bahnhof ärgern sie. „Schauen Sie sich doch mal um“, sagt auch Ingrid Kuckuck aus Neuss. Gesagt, getan: Am Bahnsteig sind zahlreiche Bodenplatten gesprungen, die Flächen sind voll mit Taubendreck, in den Fugen liegen Zigarettenkippen.
Und auch der Gang zu den Gleisen hinterlässt keinen besseren Eindruck. Die ehemals weißen Fliesen sind verdreckt, vergilbt, stellenweise von den Wänden gerissen. „Der Gang sieht richtig trostlos aus“, sagt Jan-Daniel Jennes aus Hochneukirch: „Fast wie ein verlassener Ort.“
Im Foyer hängen die Kabel lose von der Wand, Netze schützen die Reisenden vor Taubendreck. „Man hat das Gefühl, da kümmert sich überhaupt niemand mehr drum“, sagt Ingrid Kuckuck. Dabei gehe es auch anders, weiß das Ehepaar Ipsen. Statt einer Motorradtour macht das Paar dieses Jahr eine Fototour quer durch die Republik. Nach Gladbach sind sie gekommen, weil der Sohn Borussia-Fan ist. Ihr erster Eindruck: „Dreckig, und es stinkt nach Urin.“ Jetzt wollen sie die Stadt erkunden.