Betrügerische Teppich-Geschäfte

Prozess: Sechs Angeklagte sollen ihre Opfer um 165 000 Euro gebracht haben.

<strong>Mönchengladbach. Die Angeklagten seien Analphabeten und zu unbeholfen, um irgendwen zu betrügen. Außerdem gebe es Zwillingsgeschwister oder ähnlich aussende Menschen, mit denen die Betrugsopfer die nun Angeklagten verwechselten. Es seien Gegenüberstellungen nötig. So sieht die Strategie der Verteidigung im Fall dreier Mönchengladbacher, zweier Viersener und eines Krefelders aus, die seit gestern wegen bandenmäßigen Betrugs in acht Fällen in Gladbach vor Gericht stehen. Den 20 bis 36 Jahre alten Männern und Frauen, die alle zu zwei Landfahrer-Familien aus dem Umland gehören, wird so genannter Containterauslösebetrug vorgeworfen. Urlauber, die in der Türkei oder Tunesien Teppiche gekauft hatten, sollen Anrufe von den Betrügern erhalten haben. Sie gaben sich als die Chefs der den Opfern bereits bekannten Firma aus. Den Kunden wurden Teppiche aus einer Geschäfts-Ausstellung angeboten, die gerade aufgelöst werde. Bei einem darauffolgenden Besuch könnten die Kunden einen Teppich geschenkt haben und einen zum Selbstkostenpreis erhalten. Beim Besuch des Verkäufers rief dann der Chef der Teppichfirma auf dem Handy seines "Sohnes" an.

Es gebe Probleme mit einem Container, der aus dem Zoll ausgelöst werden müsse, und das Geld fehle. Die Opfer wurden überzeugt, finanziell auszuhelfen, und Zinsgewinne von mehreren tausend Euro versprochen. Als Pfand wurden die vermeintlich hochwertigen Teppiche hinterlassen. Über Tage wurde weiter mit den Opfern telefoniert, von weiteren Problemen erzählt, noch mehr Geld herausgeschlagen, das die Kunden nie wiedersahen. So kamen die Täter an 165 000 Euro.

Drei der mutmaßlichen Täter wurden im November 2006 in Mönchengladbach festgenommen, nachdem sie von der Polizei telefonüberwacht worden waren. Zwei saßen bereits in Österreich in Haft und wurden ausgeliefert. Der sechste war im Juli 2006 in Recklinghausen verhaftet worden.